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==HCG und Fakten-Check==
==HCG und Fakten-Check==
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r 1990er Jahre in den Philippinen, Mexiko, Peru, Nicaragua und Tansania
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[https://de.wikipedia.org/wiki/Humanes_Choriongonadotropin hCG - Humanes Choriongonadotropin] ist ein Schwangerschaftshormon (Peptid) welches von der Plazenta gebildet wird. Es wird beispielsweise zum Schwangerschaftsnachweis ("Schwangerschaftstest") benutzt. (siehe auch [[HCG-Diät]])
[https://de.wikipedia.org/wiki/Humanes_Choriongonadotropin hCG - Humanes Choriongonadotropin] ist ein Schwangerschaftshormon (Peptid) welches von der Plazenta gebildet wird. Es wird beispielsweise zum Schwangerschaftsnachweis ("Schwangerschaftstest") benutzt. (siehe auch [[HCG-Diät]])
Für das während einer Schwangerschaft gebildete Eiweiss hCG entsteht gleichzeitig eine Immuntoleranz, das heisst, es werden keine Antikörper gegen hCG gebildet. Die gleiche Immuntoleranz wird auch bei manchen Turmoren beobachtet. Daraus ergab sich für die Forschung ein Ansatzpunkt für immuntolerante Arzneimittel, mit Substanzen die dem Molekül hCG ähnlich sind und somit vom Immunsystem nicht als fremd erkannt werden. 1994 wurde in Indien eine Studie durchgeführt, die die Theorie einer heimlichen Sterilisierung von Frauen anfachte. Es ging um eine verhütende Impfung bei vorab informierten Frauen.<ref>G P Talwar, O Singh, R Pal, N Chatterjee, P Sahai, K Dhall, J Kaur, S K Das, S Suri, K Buckshee: A vaccine that prevents pregnancy in women, Proc Natl Acad Sci U S A. 1994 Aug 30; 91(18): 8532–8536 - doi: 10.1073/pnas.91.18.8532se</ref> Verwendet wurde hCG sowie ein Eiweiß, der dem Toxoid-Eiweiß von Tetanus ähnelt. Diese Forschung ist offenbar die tatsächliche Basis für die später entstandenen Verschwörungstheorien und Desinformationskampagnen, spätestens ab 2014.
Für das während einer Schwangerschaft gebildete Eiweiss hCG entsteht gleichzeitig eine Immuntoleranz, das heisst, es werden keine Antikörper gegen hCG gebildet. Die gleiche Immuntoleranz wird auch bei manchen Turmoren beobachtet. Daraus ergab sich für die Forschung ein Ansatzpunkt für immuntolerante Arzneimittel, mit Substanzen die dem Molekül hCG ähnlich sind und somit vom Immunsystem nicht als fremd erkannt werden. 1994 wurde in Indien eine Studie durchgeführt, die die Theorie einer heimlichen Sterilisierung von Frauen anfachte. Es ging um eine verhütende Impfung bei vorab informierten Frauen.<ref>G P Talwar, O Singh, R Pal, N Chatterjee, P Sahai, K Dhall, J Kaur, S K Das, S Suri, K Buckshee: A vaccine that prevents pregnancy in women, Proc Natl Acad Sci U S A. 1994 Aug 30; 91(18): 8532–8536 - doi: 10.1073/pnas.91.18.8532se</ref> Verwendet wurde hCG sowie ein Eiweiß, der dem Toxoid-Eiweiß von Tetanus ähnelt. Diese Forschung ist offenbar die tatsächliche Basis für die später entstandenen Verschwörungstheorien und Desinformationskampagnen, spätestens ab 2014.
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In der Open-Access Veröffentlichung von Shaw, Karanja und anderen<ref>John William Oller Jr., Christopher A Shaw, Lucija Tomljenovic, Stephen K. Karanja: HCG Found in WHO Tetanus Vaccine in Kenya Raises Concern in the Developing World, Open Access Library Journal 04(10):1-30, Oktober 2017. DOI:10.4236/oalib.1103937</ref> hiess es, dass katholische Ärzte in Kenia im Besitz von sechs Impfstoff-Ampullen seien, und sie in dreien von diesen das Hormon hCG nachgewiesen hätten. Die kenianische Regierung liess 52 Ampullen offiziell untersuchen. Die untersuchten Ampullen enthielten kein hCG.
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In der Open-Access Veröffentlichung von Shaw, Karanja und anderen<ref>John William Oller Jr., Christopher A Shaw, Lucija Tomljenovic, Stephen K. Karanja: HCG Found in WHO Tetanus Vaccine in Kenya Raises Concern in the Developing World, Open Access Library Journal 04(10):1-30, Oktober 2017. DOI:10.4236/oalib.1103937</ref> hiess es, dass katholische Ärzte in Kenia (KCCB) im Besitz von sechs Impfstoff-Ampullen seien, und sie in dreien von diesen das Hormon hCG nachgewiesen hätten. Die kenianische Regierung liess 52 Ampullen offiziell untersuchen. Die untersuchten Ampullen enthielten kein hCG. Africa-Chck berichtete 2017, dass bereits 2014 zwei der von den katholischen Ärzten zitierten Labore, ihre eigenen Analysen als fehlerhaft bezeichneten und sie sprachen von einer "Fehlinterpretation", da nicht geeignete Testmethoden (offenbar ein preiswerter Urintest auf Schwangerschaft) eingesetzt wurden.<ref>https://africacheck.org/2017/09/13/analysis-what-could-kenyas-odinga-gain-by-dredging-up-an-unfounded-tetanus-vaccine-claim/</ref>
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In der Folge kam es zu Presserklärungen der WHO und der kenianischen Regierung zu Tetanus-Impfungen. In ihnen war von einer Fehlinformation die Rede: „Es ist kein HCG-Hormon in Tetanus-Impfstoffen.“ Eventuell vorhandenes hCG wäre ausserdem zu niedrig dosiert um einen Effekt zu haben. Die kenianische Regierung richtete ein Expertenkomitee ein und in Zusammenarbeit mit der KCCB Impfstoffproben wurden untersucht, mit negativem Ergebnis. Daraufhin wurden Tetanus-Impfkampagnen in Kenia wieder aufgenommen. Es waren auch weltweit kein Zusammenhang zwischen Tetanus-Impfungen und Geburten festgestellt worden. Vielmehr ergab sich der Verdacht einer Zusammenarbeit (katholischer) Abtreibungsgegner und Impfgegner.
==Siehe auch==
==Siehe auch==