| Die kostenpflichtige Zeitschrift betreibt in erster Linie Lobbyarbeit zur Verbreitung alternativmedizinischer Methoden. Eine Diskussion zu kritischen Aspekten unterbleibt, seriös zu nennende Literatur wird nicht zitiert oder genannt. | | Die kostenpflichtige Zeitschrift betreibt in erster Linie Lobbyarbeit zur Verbreitung alternativmedizinischer Methoden. Eine Diskussion zu kritischen Aspekten unterbleibt, seriös zu nennende Literatur wird nicht zitiert oder genannt. |
− | Im Oktoberheft 2020 verbreitete Natur und Heilen unüberprüfbare anekdotische Berichte über angeblich erfolgreiche [[Behandlungsexperimente der COVID-19 Erkrankung mit Homöopathie|Therapien der COVID-19 Erkrankung durch die Homöopathie]], unter der Überschrift "Homöopathie - Behandlungserfolge bei Covid-19". Tatsächlich ist für die [[Homöopathie]] jedoch kein wissenschaftlicher Nachweis einer Wirksamkeit bei irgendeiner Krankheit bekannt, und somit auch bei keiner Infektionskrankheit. Der Artikel kolportiert behauptete Behandlungserfolge durch den deutschen Homöopathen [[Jens Wurster]], der zuvor bereits durch behauptete Behandlungserfolge durch Homöopathie bei Krebs auf sich aufmerksam machte. Über die Menschenversuche von Wurster berichtete unter anderem die österreichische Tageszeitung Der Standard (''STIFTUNG GURUTEST - Zuckerkugeln statt Notarzt: Schweizer Arzt behandelt Corona-Kranke mit Globuli'').<ref>https://www.derstandard.at/story/2000120562609/zuckerkugeln-statt-notarzt-schweizer-arzt-behandelt-corona-kranke-mit-globuli</ref> | + | Im Oktoberheft 2020 verbreitete Natur und Heilen unüberprüfbare anekdotische Berichte über angeblich erfolgreiche [[Behandlungsexperimente der COVID-19 Erkrankung mit Homöopathie|Therapien der COVID-19 Erkrankung durch die Homöopathie]], unter der Überschrift "Homöopathie - Behandlungserfolge bei Covid-19". Tatsächlich ist für die [[Homöopathie]] jedoch kein wissenschaftlicher Nachweis einer Wirksamkeit bei irgendeiner Krankheit bekannt, und somit auch bei keiner Infektionskrankheit. Der Artikel kolportiert behauptete Behandlungserfolge durch den deutschen Homöopathen [[Jens Wurster]], der zuvor bereits durch behauptete Behandlungserfolge durch Homöopathie bei Krebs auf sich aufmerksam machte. Explizit erwähnt er dabei dass die Krankheit durch ein Virus ausgelöst wird. Der Homöopathiebegründer [[Samuel Hahnemann]] hatte jedoch vehement eine "Materia peccans" oder "Materielles" als Krankheitsursache abgelehnt (von wenigen Ausnahmen abgesehen). Eine homöopathische Behandlung gegen ein Virus widerspricht somit der Homöopathie-Lehre. |
| Der Artikel ist von Jens Wurster selbst verfasst. Wurster berichtet über von ihm ausgesuchte 70 Behandlungsexperimente, die er über Telefon und Skype durchgeführt habe (siehe dazu Artikel [[Fernheilung]]). Sieben Experimente schildert Wurster konkreter. Der Standard schreibt: | | Der Artikel ist von Jens Wurster selbst verfasst. Wurster berichtet über von ihm ausgesuchte 70 Behandlungsexperimente, die er über Telefon und Skype durchgeführt habe (siehe dazu Artikel [[Fernheilung]]). Sieben Experimente schildert Wurster konkreter. Der Standard schreibt: |
| :''.."Natur und Heilen" wirkt hier ein wenig wie ein Landser-Heftl für Esoteriker. Eine 66-jährige, infizierte, kranke Frau, die bereits unter argen Atembeschwerden leidet, ruft bei Wurster an und fragt, ob sie den Notarzt rufen soll. Sie hat "das Gefühl eiserner Ringe um den Brustkorb". Doch Wurster bleibt ganz ruhig, ein Homöopath denkt bei eisernen Ringen an Bryonia, die weiße Zaunrübe. Wurster schreibt: "Also gab ich ihr Bryonia auf die Zunge und dann noch ein paar Mal in Wasser aufgelöst. 15 Minuten nach der ersten Einnahme sagte sie, sie hätte das Gefühl, als ob eine Wärme in ihr aufsteige." Wurster zitiert die Patientin: "Und 30 Minuten später war es, wie wenn die Eisenringe in meinem Brustkorb aufgebrochen wären."<br>Doch Wurster berichtet auch von Rückschlägen: die Frau ruft einen Monat später erneut an, mit stechenden Ohrenschmerzen und Husten reagiere sie auf kalte Luft. Und wo Kälte ist, da heizt der Homöopath ein. "Hier erkennt man als homöopathischer Arzt die Symptome von Hepar sulfuris (Anmerkung: ein Gemisch aus Pottasche und Schwefel). Sie bekam das Mittel und am nächste Tag war alles vorbei", verkündet der Arzt stolz.<br>Wurster zieht Bilanz: "Von meinen Patienten konnte ich schätzungsweise 80 Prozent erfolgreich mit Bryonia behandeln, etliche weitere mit Phosphorus." Angetrieben von den Erfolgen mit seinen Privatpatienten wollte Wurster auch für die breite Masse tätig werden. Für das lokale Krankenhaus hat er ein "Manual der wichtigsten Symptome" verfasst und für jede Abteilung ein "Homöopathie-Kit" zusammengestellt. Doch Wursters Euphorie wurde rasch gedämpft: "Zuerst war ich ganz begeistert und dachte: Jetzt wird jeder hier im Krankenhaus Homöopathie anwenden! Aber leider wurde die Idee komplett blockiert." Der Prophet zählt nicht viel im eigenen Land..'' | | :''.."Natur und Heilen" wirkt hier ein wenig wie ein Landser-Heftl für Esoteriker. Eine 66-jährige, infizierte, kranke Frau, die bereits unter argen Atembeschwerden leidet, ruft bei Wurster an und fragt, ob sie den Notarzt rufen soll. Sie hat "das Gefühl eiserner Ringe um den Brustkorb". Doch Wurster bleibt ganz ruhig, ein Homöopath denkt bei eisernen Ringen an Bryonia, die weiße Zaunrübe. Wurster schreibt: "Also gab ich ihr Bryonia auf die Zunge und dann noch ein paar Mal in Wasser aufgelöst. 15 Minuten nach der ersten Einnahme sagte sie, sie hätte das Gefühl, als ob eine Wärme in ihr aufsteige." Wurster zitiert die Patientin: "Und 30 Minuten später war es, wie wenn die Eisenringe in meinem Brustkorb aufgebrochen wären."<br>Doch Wurster berichtet auch von Rückschlägen: die Frau ruft einen Monat später erneut an, mit stechenden Ohrenschmerzen und Husten reagiere sie auf kalte Luft. Und wo Kälte ist, da heizt der Homöopath ein. "Hier erkennt man als homöopathischer Arzt die Symptome von Hepar sulfuris (Anmerkung: ein Gemisch aus Pottasche und Schwefel). Sie bekam das Mittel und am nächste Tag war alles vorbei", verkündet der Arzt stolz.<br>Wurster zieht Bilanz: "Von meinen Patienten konnte ich schätzungsweise 80 Prozent erfolgreich mit Bryonia behandeln, etliche weitere mit Phosphorus." Angetrieben von den Erfolgen mit seinen Privatpatienten wollte Wurster auch für die breite Masse tätig werden. Für das lokale Krankenhaus hat er ein "Manual der wichtigsten Symptome" verfasst und für jede Abteilung ein "Homöopathie-Kit" zusammengestellt. Doch Wursters Euphorie wurde rasch gedämpft: "Zuerst war ich ganz begeistert und dachte: Jetzt wird jeder hier im Krankenhaus Homöopathie anwenden! Aber leider wurde die Idee komplett blockiert." Der Prophet zählt nicht viel im eigenen Land..'' |