Änderungen

Zur Navigation springen Zur Suche springen
1.142 Bytes entfernt ,  09:43, 13. Sep. 2020
Zeile 14: Zeile 14:  
Laut der Investigativ-Plattform ''Correctiv'' wurde Seibt bereits 2017 von [[David Berger]] unterstützt, dem Betreiber des rechten Blogs ''Philosophia Perennis'', in dem sie einen Gastbeitrag über das Thema „Nationalismus“ veröffentlichen konnte. Kurz darauf habe die Identitäre Bewegung in ihrem Blog auf ein Interview von Seibt verwiesen. Im Juli 2019 sei sie schließlich von Brittany Pettibone, heute Sellner, der damaligen Freundin und heutigen Ehefrau von Martin Sellner, interviewt worden. Hierin zeige sich die Strategie eines „Netzwerkes“ aus der „Sphäre der Neuen Rechten“, „Nachwuchs“ aufzubauen, um „ein junges Publikum zu erreichen“.<ref name="correctiv210220" /> In einem ihrer Videos nannte sie gemäß ''Guardian'' den zur weiß-nationalistischen Alt-Right-Szene gezählten Internetaktivisten Stefan Molyneux eine „Inspiration“. Ihre Mutter, die Anwältin Karoline Seibt, wies den Vorwurf zurück, dass Seibt die extreme Rechte unterstütze.<ref name="guardian280220">https://www.theguardian.com/environment/2020/feb/28/naomi-seibt-anti-greta-activist-white-nationalist-inspiration</ref> Kurze Zeit später bestätigte Seibt in einem Interview auf Nachfrage, sie sei „weiterhin ein Fan, absolut“ von Molyneux.<ref name="nyt280220">https://www.nytimes.com/2020/02/28/us/politics/trump-cpac.html </ref>
 
Laut der Investigativ-Plattform ''Correctiv'' wurde Seibt bereits 2017 von [[David Berger]] unterstützt, dem Betreiber des rechten Blogs ''Philosophia Perennis'', in dem sie einen Gastbeitrag über das Thema „Nationalismus“ veröffentlichen konnte. Kurz darauf habe die Identitäre Bewegung in ihrem Blog auf ein Interview von Seibt verwiesen. Im Juli 2019 sei sie schließlich von Brittany Pettibone, heute Sellner, der damaligen Freundin und heutigen Ehefrau von Martin Sellner, interviewt worden. Hierin zeige sich die Strategie eines „Netzwerkes“ aus der „Sphäre der Neuen Rechten“, „Nachwuchs“ aufzubauen, um „ein junges Publikum zu erreichen“.<ref name="correctiv210220" /> In einem ihrer Videos nannte sie gemäß ''Guardian'' den zur weiß-nationalistischen Alt-Right-Szene gezählten Internetaktivisten Stefan Molyneux eine „Inspiration“. Ihre Mutter, die Anwältin Karoline Seibt, wies den Vorwurf zurück, dass Seibt die extreme Rechte unterstütze.<ref name="guardian280220">https://www.theguardian.com/environment/2020/feb/28/naomi-seibt-anti-greta-activist-white-nationalist-inspiration</ref> Kurze Zeit später bestätigte Seibt in einem Interview auf Nachfrage, sie sei „weiterhin ein Fan, absolut“ von Molyneux.<ref name="nyt280220">https://www.nytimes.com/2020/02/28/us/politics/trump-cpac.html </ref>
   −
Recherchen von ''Correctiv'' und der ZDF-Sendung ''Frontal21'' legen nahe, dass Seibt für das Heartland Institute „Youtube-Videos produzieren soll“, um damit „Klimaschutzmassnahmen zu verhindern“.<ref name="nzzas080220" /><ref>{{Internetquelle |autor=Christian Esser, Manka Heise, Katarina Huth, Jean Peters |url=https://www.zdf.de/politik/frontal-21/undercover-bei-klimawandel-leugnern-100.html |titel=Undercover bei Klimawandel-Leugnern. Die Strategie des Heartland-Instituts |werk=Frontal21 |datum=2020-02-04 |abruf=2020-02-15}}</ref> Als „junge Influencerin“ solle sie „zum Star der Szene“ der Klimawandelleugner aufgebaut werden. Auch die ''Washington Post'' geht davon aus, dass Seibt vom ''Heartland Institute'' aufgebaut wird.<ref name="WaPo">{{Internetquelle |autor=Desmond Butler, Juliet Eilperin |url=https://www.washingtonpost.com/climate-environment/2020/02/23/meet-anti-greta-young-youtuber-campaigning-against-climate-alarmism/?hpid=hp_hp-top-table-low_antigreta-815pm%3Ahomepage%2Fstory-ans&itid=hp_hp-top-table-low_antigreta-815pm%3Ahomepage%2Fstory-ans |titel=Meet the anti-Greta: A young YouTuber campaigning against ‘climate alarmism’ |Washington Post |datum=2020-02-23 |abruf=2020-02-25}}</ref> Nach Darstellung der Tageszeitung ''Die Presse'' reagierte Seibt auf die Recherchen von ''ZDF'' und ''Correctiv'' mit einem Videobeitrag unter dem Titel „How dare you“ (eine Bezugnahme auf Greta Thunberg), in dem sie den investigativen Journalisten „Vertrauensbruch“ und „Verunglimpfung“ vorwirft. Seibt betone in ihrem Beitrag, sie werde sich dennoch „nicht unterkriegen und entmutigen lassen“.<ref name="dp240220">{{Internetquelle|url=https://www.diepresse.com/5773974/aufregung-um-anti-greta-naomi-seibt |titel=Aufregung um „Anti-Greta“ Naomi Seibt |werk=Die Presse |datum=2020-02-24 |abruf=2020-02-25}}</ref>
+
Recherchen von ''Correctiv'' und der ZDF-Sendung ''Frontal21'' legen nahe, dass Seibt für das Heartland Institute „Youtube-Videos produzieren soll“, um damit „Klimaschutzmassnahmen zu verhindern“.<ref name="nzzas080220" /><ref>https://www.zdf.de/politik/frontal-21/undercover-bei-klimawandel-leugnern-100.html </ref> Als „junge Influencerin“ solle sie „zum Star der Szene“ der Klimawandelleugner aufgebaut werden. Auch die ''Washington Post'' geht davon aus, dass Seibt vom ''Heartland Institute'' aufgebaut wird.<ref name="WaPo">https://www.washingtonpost.com/climate-environment/2020/02/23/meet-anti-greta-young-youtuber-campaigning-against-climate-alarmism/?hpid=hp_hp-top-table-low_antigreta-815pm%3Ahomepage%2Fstory-ans&itid=hp_hp-top-table-low_antigreta-815pm%3Ahomepage%2Fstory-ans</ref> Nach Darstellung der Tageszeitung ''Die Presse'' reagierte Seibt auf die Recherchen von ''ZDF'' und ''Correctiv'' mit einem Videobeitrag unter dem Titel „How dare you“ (eine Bezugnahme auf Greta Thunberg), in dem sie den investigativen Journalisten „Vertrauensbruch“ und „Verunglimpfung“ vorwirft. Seibt betone in ihrem Beitrag, sie werde sich dennoch „nicht unterkriegen und entmutigen lassen“.<ref name="dp240220">https://www.diepresse.com/5773974/aufregung-um-anti-greta-naomi-seibt </ref>
   −
Von verschiedenen Medien wurde Seibt als „Anti-Greta“ bezeichnet, die gegensätzliche Positionen zu Greta Thunberg vertrete.<ref name="nzzas080220" /><ref name="Spiegel Tanks" /><ref name="guardian280220" /><ref name="WaPo" /><ref name="dp240220" /><ref>{{Internetquelle|url=https://www.independent.co.uk/environment/anti-greta-thunberg-naomi-seibt-girl-climate-change-denial-heartland-institute-afd-a9355236.html |titel=Anti-Greta: Far-right groups trying to turn teenager into climate change-denying version of Greta Thunberg |werk=The Independent |datum=2020-02-24 |abruf=2020-03-01}}</ref> Unter anderem verweist die ''Washington Post'' darauf, dass Seibt Thunberg kopiere.<ref name="WaPo" /> Seibt bestritt dies gegenüber der ''Weltwoche'' und erklärte, sie wolle in ihren Beiträgen vor einer „sozialistischen Diktatur“ warnen und für eine „direktere Demokratie“ plädieren. Sie bezeichne sich als „libertär“ und wähle die Alternative für Deutschland.<ref name="dp240220" />
+
Von verschiedenen Medien wurde Seibt als „Anti-Greta“ bezeichnet, die gegensätzliche Positionen zu Greta Thunberg vertrete.<ref name="nzzas080220" /><ref name="Spiegel Tanks" /><ref name="guardian280220" /><ref name="WaPo" /><ref name="dp240220" /><ref>https://www.independent.co.uk/environment/anti-greta-thunberg-naomi-seibt-girl-climate-change-denial-heartland-institute-afd-a9355236.html </ref> Unter anderem verweist die ''Washington Post'' darauf, dass Seibt Thunberg kopiere.<ref name="WaPo" /> Seibt bestritt dies gegenüber der ''Weltwoche'' und erklärte, sie wolle in ihren Beiträgen vor einer „sozialistischen Diktatur“ warnen und für eine „direktere Demokratie“ plädieren. Sie bezeichne sich als „libertär“ und wähle die Alternative für Deutschland.<ref name="dp240220" />
   −
Nach dem Attentat auf die Synagoge in Halle 2019 behauptete Seibt in einer Diskussion auf YouTube, dass Juden in der öffentlichen Wahrnehmung an erster Stelle als unterdrückt gelten, „gewöhnliche Deutsche“ dagegen ganz unten und Muslime irgendwo dazwischen stehen würden. Seibt persönlich verneinte, sich antisemitisch geäußert zu haben, und meinte, zwischen diesen Gruppen sollten keine Unterschiede gemacht werden. Imran Ahmed vom Center for Countering Digital Hate hielt es jedoch für offensichtlich, dass Seibt damit uralte Stereotype einer angeblichen Privilegiertheit von Juden zum Ausdruck bringe; Weiße würden nach dieser Sicht von Juden unterdrückt.<ref name="guardian280220" /> Von ''Frontal 21'' gefragt, ob ihre Aussagen als antisemitisch verstanden werden könnten, antwortete Seibt, wenn jemand das „als etwas Anderes wahrnimmt“, könne sie „diese Wahrnehmung natürlich nicht beeinflussen“.<ref>{{Internetquelle |autor=Nemi El-Hassan, Arndt Ginzel, Daniel Laufer |url=https://www.zdf.de/assets/manuskript-nach-dem-anschlag-in-halle-100~original |titel=Nach dem Anschlag in Halle – Perfide Parolen, abstruse Verschwörungen |werk=Frontal21|datum=2019-11-12 |abruf=2020-03-11}}</ref> Auf Nachfrage der ''Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung'' führte Seibt aus, der Anschlag in Halle sei zwar antisemitisch motiviert gewesen und zu verurteilen, aber es sei „falsch, nur über jüdische Opfer zu sprechen“, da es „auch deutsche Opfer“ gegeben habe. Die Thematisierung ihrer Ausführungen in den Medien sei „nur der Versuch ihrer Gegner, sie als Antisemitin zu brandmarken“.<ref name="faz100320" />
+
Nach dem Attentat auf die Synagoge in Halle 2019 behauptete Seibt in einer Diskussion auf YouTube, dass Juden in der öffentlichen Wahrnehmung an erster Stelle als unterdrückt gelten, „gewöhnliche Deutsche“ dagegen ganz unten und Muslime irgendwo dazwischen stehen würden. Seibt persönlich verneinte, sich antisemitisch geäußert zu haben, und meinte, zwischen diesen Gruppen sollten keine Unterschiede gemacht werden. Imran Ahmed vom Center for Countering Digital Hate hielt es jedoch für offensichtlich, dass Seibt damit uralte Stereotype einer angeblichen Privilegiertheit von Juden zum Ausdruck bringe; Weiße würden nach dieser Sicht von Juden unterdrückt.<ref name="guardian280220" /> Von ''Frontal 21'' gefragt, ob ihre Aussagen als antisemitisch verstanden werden könnten, antwortete Seibt, wenn jemand das „als etwas Anderes wahrnimmt“, könne sie „diese Wahrnehmung natürlich nicht beeinflussen“.<ref>https://www.zdf.de/assets/manuskript-nach-dem-anschlag-in-halle-100~original </ref> Auf Nachfrage der ''Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung'' führte Seibt aus, der Anschlag in Halle sei zwar antisemitisch motiviert gewesen und zu verurteilen, aber es sei „falsch, nur über jüdische Opfer zu sprechen“, da es „auch deutsche Opfer“ gegeben habe. Die Thematisierung ihrer Ausführungen in den Medien sei „nur der Versuch ihrer Gegner, sie als Antisemitin zu brandmarken“.<ref name="faz100320" />
   −
Nach Einschätzung von Florentin Schumacher in der ''Frankfurter Allgemeinen Zeitung'' sollte der Einfluss der politisch als „neurechts“ verorteten Youtuberin nicht überschätzt werden, da ihre Videos durchschnittlich bislang nur „wenige zehntausend Klicks“ generierten.<ref>{{Internetquelle |autor=Florentin Schumacher |url=https://www.faz.net/2.1755/ueber-die-medienstrategien-der-neuen-rechten-16624313.html |titel=Strategien der neuen Rechten. Deutsche: Esst keine Kartoffeln! |werk=Frankfurter Allgemeine Zeitung |datum=2020-02-15 |abruf=2020-02-15}}</ref>
+
Nach Einschätzung von Florentin Schumacher in der ''Frankfurter Allgemeinen Zeitung'' sollte der Einfluss der politisch als „neurechts“ verorteten Youtuberin nicht überschätzt werden, da ihre Videos durchschnittlich bislang nur „wenige zehntausend Klicks“ generierten.<ref>https://www.faz.net/2.1755/ueber-die-medienstrategien-der-neuen-rechten-16624313.html </ref>
    
Das Ende ihrer Zusammenarbeit mit dem Heartland Institute begründete sie damit, verschiedene Social Media–Unternehmen hätten ihre Accounts wegen „mangelnder Klimafreundlichkeit“ gekündigt, aus demselben Grund sei sie von der nordrhein-westfälischen Landesmedienanstalt mit einem Bußgeld von 400 € belegt worden. Nach Recherchen von Thomson Reuters trifft dies aber nicht zu: Ihre Social-Media-Kanäle waren am 21. Mai  2020 sämtlich aktiv. Sie behauptete auch, die Landesmedienanstalt habe ihr mit der Löschung ihrer Accounts gedroht  und das Bussgeld verhängt, weil sie in Kooperation mit dem Heartland-Institut amerikanische Verschwörungstheorien verbreite. Die Landesmedienanstalt  schrieb in einer Antwort auf eine Anfrage von Reuters, sie habe kein Bußgeld gegen Seibt verhängt, sondern lediglich die Löschung zweier Videos verlangt, in denen die Heartland Foundation erwähnt wurde, und verwies zur Begründung auf das deutsche Medienrecht, das Themenplatzierung gegen Entgelt verbietet<ref name="reuters" />.
 
Das Ende ihrer Zusammenarbeit mit dem Heartland Institute begründete sie damit, verschiedene Social Media–Unternehmen hätten ihre Accounts wegen „mangelnder Klimafreundlichkeit“ gekündigt, aus demselben Grund sei sie von der nordrhein-westfälischen Landesmedienanstalt mit einem Bußgeld von 400 € belegt worden. Nach Recherchen von Thomson Reuters trifft dies aber nicht zu: Ihre Social-Media-Kanäle waren am 21. Mai  2020 sämtlich aktiv. Sie behauptete auch, die Landesmedienanstalt habe ihr mit der Löschung ihrer Accounts gedroht  und das Bussgeld verhängt, weil sie in Kooperation mit dem Heartland-Institut amerikanische Verschwörungstheorien verbreite. Die Landesmedienanstalt  schrieb in einer Antwort auf eine Anfrage von Reuters, sie habe kein Bußgeld gegen Seibt verhängt, sondern lediglich die Löschung zweier Videos verlangt, in denen die Heartland Foundation erwähnt wurde, und verwies zur Begründung auf das deutsche Medienrecht, das Themenplatzierung gegen Entgelt verbietet<ref name="reuters" />.
81.394

Bearbeitungen

Navigationsmenü