− | Auf Israel bezogene Aussagen auf der Website werden in der Wissenschaft häufig der islamistischen Spielart des [[Geschichte des Antisemitismus seit 1945|Antisemitismus]] zugeordnet. So hat der Islamwissenschaftler [[Michael Kiefer]] im ''Handbuch des Antisemitismus'' aufgezeigt, dass häufige Formulierungen im Muslim-Markt wie „Pseudostaat“ oder „zionistisches Gebilde“ den Staat [[Israel]] als „Figur des Dritten“ nach [[Klaus Holz]] konstruieren, also als unklares Feindbild, „das die Geschlossenheit der binären Struktur [von kontrastiv angelegten „Wir-Gruppen“] durchbricht“: Dadurch würden Juden nicht als Nation oder Religionsgemeinschaft anerkannt, „sondern als Inhaber einer unfassbaren, destruktiven, unendlich einflussreichen, international verzweigten Macht“, was Kiefer als Ausdruck des islamistischen Antisemitismus generell sieht.<ref>Michael Kiefer: ''Islamisierter Antisemitismus.'' In: [[Wolfgang Benz]] (Hrsg.): ''Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart.'' Bd. 3: ''Begriffe, Theorien, Ideologien.'' De Gruyter Saur, Berlin 2010, ISBN 978-3-598-24074-4, S. 133–136, hier [https://books.google.de/books?id=z_MBtFRPAGQC&pg=PA136 S. 136].</ref> Der Historiker Günther Jikeli hat sich mit der offensiven Ablehnung des Begriffs Antisemitismus durch den Muslim-Markt auseinandergesetzt. Zwar weise die Website den Begriff des Antisemitismus – wie jede Form von Rassismus – von sich, zugleich aber bediene man sich üblicher Verschleierungsargumente, wie etwa dem, dass Araber als Semiten keine Antisemiten sein könnten, dass (der eigene eingeräumte) Antizionismus nicht mit Antisemitismus gleichzusetzen sei und dass es auch jüdische Israelis gebe, die die eigenen Positionen teilten. Dieses Argumentationsmuster entspreche, so Jikeli, demjenigen rechtsextremer Parteien wie der NPD und werde als „Alibi“ benutzt, um die eigenen antisemitischen Positionen zu rechtfertigen – etwa, indem Israel nur in Anführungszeichen geschrieben und damit delegitimiert werde.<ref>Günther Jikeli: ''Anti-Semitism within the Extreme Right and Islamists' Circles.'' In: Olaf Glöckner, Haim Fireberg (Hrsg.): ''Being Jewish in the 21st-Century Germany'' (= ''Europäisch-jüdische Studien – Beiträge.'' Bd. 16). De Gruyter, Berlin, Boston 2015, ISBN 978-3-11-035015-9, S. 188–207, hier [https://books.google.de/books?id=pJ2nCgAAQBAJ&pg=PA200 S. 200 f.]</ref> Die Islamismus-Expertin [[Claudia Dantschke]] analysiert, dass sich der Muslim-Markt nicht offen gegen Juden richte, sondern den Kampf gegen die westlich-liberale demokratische Gesellschaftsform mit der „Speerspitze“ Israel als Chiffre für den eigenen Antisemitismus benutze. Gemäß dieser Argumentation werde auch der [[Holocaust]] relativiert, indem er zum Kampf der Moderne gegen die Religion umgedeutet und mit anderen Verbrechen gleichgesetzt werde.<ref name="dantschke">Claudia Dantschke: ''Zwischen Feindbild und Partner. Die extreme Rechte und der Islamismus.'' In: Stephan Braun, Alexander Geisler, Martin Gerster (Hrsg.): ''Strategien der extremen Rechten: Hintergründe – Analysen – Antworten.'' VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-531-15911-9, S. 440–460, hier [http://books.google.de/books?id=gTYRWkZ_-r0C&pg=PA452 S. 452–455].</ref> | + | Auf Israel bezogene Aussagen auf der Website werden in der Wissenschaft häufig der islamistischen Spielart des Antisemitismus zugeordnet. So hat der Islamwissenschaftler Michael Kiefer im ''Handbuch des Antisemitismus'' aufgezeigt, dass häufige Formulierungen im Muslim-Markt wie „Pseudostaat“ oder „zionistisches Gebilde“ den Staat Israel als „Figur des Dritten“ nach Klaus Holz konstruieren, also als unklares Feindbild, „das die Geschlossenheit der binären Struktur [von kontrastiv angelegten „Wir-Gruppen“] durchbricht“: Dadurch würden Juden nicht als Nation oder Religionsgemeinschaft anerkannt, „sondern als Inhaber einer unfassbaren, destruktiven, unendlich einflussreichen, international verzweigten Macht“, was Kiefer als Ausdruck des islamistischen Antisemitismus generell sieht.<ref>Michael Kiefer: ''Islamisierter Antisemitismus.'' In: Wolfgang Benz (Hrsg.): ''Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart.'' Bd. 3: ''Begriffe, Theorien, Ideologien.'' De Gruyter Saur, Berlin 2010, ISBN 978-3-598-24074-4, S. 133–136, hier [https://books.google.de/books?id=z_MBtFRPAGQC&pg=PA136 S. 136].</ref> Der Historiker Günther Jikeli hat sich mit der offensiven Ablehnung des Begriffs Antisemitismus durch den Muslim-Markt auseinandergesetzt. Zwar weise die Website den Begriff des Antisemitismus – wie jede Form von Rassismus – von sich, zugleich aber bediene man sich üblicher Verschleierungsargumente, wie etwa dem, dass Araber als Semiten keine Antisemiten sein könnten, dass (der eigene eingeräumte) Antizionismus nicht mit Antisemitismus gleichzusetzen sei und dass es auch jüdische Israelis gebe, die die eigenen Positionen teilten. Dieses Argumentationsmuster entspreche, so Jikeli, demjenigen rechtsextremer Parteien wie der NPD und werde als „Alibi“ benutzt, um die eigenen antisemitischen Positionen zu rechtfertigen – etwa, indem Israel nur in Anführungszeichen geschrieben und damit delegitimiert werde.<ref>Günther Jikeli: ''Anti-Semitism within the Extreme Right and Islamists' Circles.'' In: Olaf Glöckner, Haim Fireberg (Hrsg.): ''Being Jewish in the 21st-Century Germany'' (= ''Europäisch-jüdische Studien – Beiträge.'' Bd. 16). De Gruyter, Berlin, Boston 2015, ISBN 978-3-11-035015-9, S. 188–207, hier [https://books.google.de/books?id=pJ2nCgAAQBAJ&pg=PA200 S. 200 f.]</ref> Die Islamismus-Expertin Claudia Dantschke analysiert, dass sich der Muslim-Markt nicht offen gegen Juden richte, sondern den Kampf gegen die westlich-liberale demokratische Gesellschaftsform mit der „Speerspitze“ Israel als Chiffre für den eigenen Antisemitismus benutze. Gemäß dieser Argumentation werde auch der Holocaust relativiert, indem er zum Kampf der Moderne gegen die Religion umgedeutet und mit anderen Verbrechen gleichgesetzt werde.<ref name="dantschke">Claudia Dantschke: ''Zwischen Feindbild und Partner. Die extreme Rechte und der Islamismus.'' In: Stephan Braun, Alexander Geisler, Martin Gerster (Hrsg.): ''Strategien der extremen Rechten: Hintergründe – Analysen – Antworten.'' VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-531-15911-9, S. 440–460, hier [http://books.google.de/books?id=gTYRWkZ_-r0C&pg=PA452 S. 452–455].</ref> |
− | {{Zitat|Wenn der Islam so ist, wie Herr Raddatz es immer wieder vorstellt, dann möge der allmächtige Schöpfer alle Anhänger jener Religion vernichten! Und wenn Herr Raddatz ein Hassprediger und Lügner ist, dann möge der allmächtige Schöpfer ihn für seine Verbrechen bestrafen und diejenigen, die trotz mehrfacher Hinweise auf die verbreiteten Unwahrheiten von Raddatz immer noch darauf bestehen, auch.|Muslim-Forum, 15. September 2005|zitiert in: [[Marcus Hammerschmitt]]: [https://www.heise.de/tp/features/Neues-vom-Kulturkampf-3403299.html Neues vom Kulturkampf], Telepolis, 23. Oktober 2005}} | + | {{Zitat|Wenn der Islam so ist, wie Herr Raddatz es immer wieder vorstellt, dann möge der allmächtige Schöpfer alle Anhänger jener Religion vernichten! Und wenn Herr Raddatz ein Hassprediger und Lügner ist, dann möge der allmächtige Schöpfer ihn für seine Verbrechen bestrafen und diejenigen, die trotz mehrfacher Hinweise auf die verbreiteten Unwahrheiten von Raddatz immer noch darauf bestehen, auch.|Muslim-Forum, 15. September 2005|zitiert in: Marcus Hammerschmitt: [https://www.heise.de/tp/features/Neues-vom-Kulturkampf-3403299.html Neues vom Kulturkampf], Telepolis, 23. Oktober 2005}} |
− | Im März 2006 erhob die Staatsanwaltschaft Oldenburg Anklage, doch das [[Landgericht Oldenburg]] lehnte durch Beschluss vom 23. Oktober 2006 die Eröffnung des Hauptverfahrens ab.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.oberlandesgericht-oldenburg.niedersachsen.de/download/115040/Archiv_der_Pressemitteilungen_des_OLG_Oldenburg_vom_23.01.1997-10.10.2016.pdf |titel=Archiv der Pressemitteilungen des OLG Oldenburg vom 23.01.1997 - 10.10.2016 |hrsg=Oberlandesgericht Oldenburg |zugriff=2017-08-09 |format=PDF 1,82MB}}</ref> Diese Entscheidung wurde vom [[OLG Oldenburg]] bestätigt<ref>[http://www.rechtsprechung.niedersachsen.de/jportal/?quelle=jlink&docid=KORE210622006&psml=bsndprod.psml&max=true OLG Niedersachsen, Beschluss vom 23. Oktober 2006 – 1 Ws 422/06].</ref> und so begründet: ''Danach beinhaltet die Erklärung keine Morddrohung oder Anstiftung zum Mord, sondern lediglich eine Verwünschungsformel in Form einer sogenannten „Mubahala“, die im arabisch-islamischen Kulturkreis geläufig und verbreitet ist. Eine solche Verwünschungsformel impliziert danach den Wunsch, denjenigen, der im Unrecht ist, mit einer Bestrafung durch Gott zu verfluchen.'' | + | Im März 2006 erhob die Staatsanwaltschaft Oldenburg Anklage, doch das Landgericht Oldenburg lehnte durch Beschluss vom 23. Oktober 2006 die Eröffnung des Hauptverfahrens ab.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.oberlandesgericht-oldenburg.niedersachsen.de/download/115040/Archiv_der_Pressemitteilungen_des_OLG_Oldenburg_vom_23.01.1997-10.10.2016.pdf |titel=Archiv der Pressemitteilungen des OLG Oldenburg vom 23.01.1997 - 10.10.2016 |hrsg=Oberlandesgericht Oldenburg |zugriff=2017-08-09 |format=PDF 1,82MB}}</ref> Diese Entscheidung wurde vom OLG Oldenburg bestätigt<ref>[http://www.rechtsprechung.niedersachsen.de/jportal/?quelle=jlink&docid=KORE210622006&psml=bsndprod.psml&max=true OLG Niedersachsen, Beschluss vom 23. Oktober 2006 – 1 Ws 422/06].</ref> und so begründet: ''Danach beinhaltet die Erklärung keine Morddrohung oder Anstiftung zum Mord, sondern lediglich eine Verwünschungsformel in Form einer sogenannten „Mubahala“, die im arabisch-islamischen Kulturkreis geläufig und verbreitet ist. Eine solche Verwünschungsformel impliziert danach den Wunsch, denjenigen, der im Unrecht ist, mit einer Bestrafung durch Gott zu verfluchen.'' |