− | '''Polytamin''' ist der Name eines Scharlatanerie-Produkts, welches auch als "Hörpille" bekannt geworden ist. Es wird als ''"Schutz vor Altersschwerhörigkeit sowie zur Verbesserung bzw. zur Stärkung der Hörfähigkeit"'' beworben. Die Mischung aus Vitaminen und Mineralstoffen wurde von der inzwischen erloschenen Brench Pharma AG in München auf den Markt gebracht. Derzeit wird es von der Makolpharm Arzneimittel GmbH in Alpen/Niederrhein hergestellt. Von einigen Händlern wird auch eine positive Wirkung von Polytamin bei Tinnitus (Ohrgeräuschen) behauptet, vor allem, wenn es in Kombination mit [[Chlorella]]-Präparaten zur "Entgiftung" eingenommen wird. | + | '''Polytamin''' ist der Name eines Scharlatanerie-Produkts, welches auch als "Hörpille" bekannt geworden ist. Es wird als ''"Schutz vor Altersschwerhörigkeit sowie zur Verbesserung bzw. Stärkung der Hörfähigkeit"'' beworben. Die Mischung aus Vitaminen und Mineralstoffen wurde von der inzwischen erloschenen Brench Pharma AG in München auf den Markt gebracht. Derzeit wird es von der Makolpharm Arzneimittel GmbH in Alpen/Niederrhein hergestellt. Von einigen Händlern wird auch eine positive Wirkung von Polytamin bei Tinnitus (Ohrgeräuschen) behauptet, vor allem, wenn es in Kombination mit [[Chlorella]]-Präparaten zur "Entgiftung" eingenommen wird. |
− | Im Jahr 2000 und 2001 gab es um Polytamin eine Kontroverse wegen irreführender Werbung. Der Hersteller Brench Pharma hatte behauptet, eine Doppelblindstudie eines Prof. Gauri am Pharmakologischen Institut der Universität Hamburg habe die Wirkung des Präparates bestätigt. Zunächst stellte sich heraus, dass Prof. Kailash Kumar Gauri nicht am Pharmakologischen Institut tätig war, sondern an der Augenklinik (Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde des Universitätsklinikums Eppendorf). Die Studie als solche gab es zwar, wurde jedoch von Brench Pharma in der Werbung teilweise sinnenstellend zitiert. Davon abgesehen hatte die Untersuchung offenbar erhebliche methodische Mängel.<ref>arznei-telegramm 2001; 32: 34-5</ref> Fragwürdig ist überdies, dass Polytamin darin selbst bei höherer Dosierung als "nahezu nebenwirkungsfrei" bezeichnet wird. Da es eine Pille gegen Schwerhörigkeit nicht gibt und bei Betroffenen nur falsche Hoffnungen weckt, wurde unter anderem von der Deutschen Tinnitus-Liga und dem Deutschen Schwerhörigenbund vor dem Produkt gewarnt. | + | Im Jahr 2000 und 2001 gab es um Polytamin eine Kontroverse wegen irreführender Werbung. Der Hersteller Brench Pharma hatte behauptet, eine Doppelblindstudie eines Prof. Gauri am Pharmakologischen Institut der Universität Hamburg habe die Wirkung des Präparates bestätigt. Zunächst stellte sich heraus, dass Prof. Kailash Kumar Gauri nicht am Pharmakologischen Institut tätig war, sondern an der Augenklinik (Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde des Universitätsklinikums Eppendorf). Die Studie als solche gab es zwar, wurde jedoch von Brench Pharma in der Werbung teilweise sinnenstellend zitiert. Davon abgesehen hatte die Untersuchung offenbar erhebliche methodische Mängel. <ref>arznei-telegramm 2001; 32: 34-5</ref> Fragwürdig ist überdies, dass Polytamin darin selbst bei höherer Dosierung als "nahezu nebenwirkungsfrei" bezeichnet wird. Da es eine Pille gegen Schwerhörigkeit nicht gibt und bei Betroffenen nur falsche Hoffnungen weckt, wurde unter anderem von der Deutschen Tinnitus-Liga und dem Deutschen Schwerhörigenbund vor dem Produkt gewarnt. |