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=== Bischofsweihen ===
 
=== Bischofsweihen ===
1987 erklärte Lefebvre seine Absicht, einen Nachfolger mit oder ohne Erlaubnis des Vatikans zum Bischof zu weihen. Denn der Stuhl Petri und die amtlichen Stellen in Rom seien von [[Antichrist|antichristlichen Kräften]] besetzt:<ref>[http://www.fsspx.info/erzbischof/artikel.php?show=191 Brief von Erzbischof Lefebvre an seine zukünftigen Bischöfe vom 28. August 1987]</ref>  
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1987 erklärte Lefebvre seine Absicht, einen Nachfolger mit oder ohne Erlaubnis des Vatikans zum Bischof zu weihen. Denn der Stuhl Petri und die amtlichen Stellen in Rom seien von antichristlichen Kräften besetzt:<ref>[http://www.fsspx.info/erzbischof/artikel.php?show=191 Brief von Erzbischof Lefebvre an seine zukünftigen Bischöfe vom 28. August 1987]</ref>  
 
{{Zitat|Da dieses modernistische und liberale Rom sein Werk der Zerstörung der Herrschaft Unseres Herrn weiterverfolgt, […] sehe ich mich gezwungen […] die Gnade des katholischen Bischofsamtes […] weiterzugeben, damit die Kirche und das katholische Priestertum fortfahren zu bestehen.}}
 
{{Zitat|Da dieses modernistische und liberale Rom sein Werk der Zerstörung der Herrschaft Unseres Herrn weiterverfolgt, […] sehe ich mich gezwungen […] die Gnade des katholischen Bischofsamtes […] weiterzugeben, damit die Kirche und das katholische Priestertum fortfahren zu bestehen.}}
    
Der Vatikan verhandelte daraufhin mit Lefebvre und erreichte, dass er am 5. Mai 1988 ein Protokoll unterschrieb.<ref>FSSP: [http://www.fssp.org/de/protoc5mai.htm Dokumente&nbsp;– Protokoll über ein Einvernehmen vom 5. Mai 1988]</ref> Im ersten, doktrinalen Teil versprach er als Vertreter der Priesterbruderschaft St. Pius X.:  
 
Der Vatikan verhandelte daraufhin mit Lefebvre und erreichte, dass er am 5. Mai 1988 ein Protokoll unterschrieb.<ref>FSSP: [http://www.fssp.org/de/protoc5mai.htm Dokumente&nbsp;– Protokoll über ein Einvernehmen vom 5. Mai 1988]</ref> Im ersten, doktrinalen Teil versprach er als Vertreter der Priesterbruderschaft St. Pius X.:  
 
*der katholischen Kirche sowie dem Papst und seinem Primat als Oberhaupt der Gesamtheit der Bischöfe immer treu zu sein,
 
*der katholischen Kirche sowie dem Papst und seinem Primat als Oberhaupt der Gesamtheit der Bischöfe immer treu zu sein,
*die in Sektion 25 der dogmatischen Konstitution über die Kirche ([[Lumen Gentium]]) enthaltene Lehre über das kirchliche Lehramt, die Papst Paul VI. [[Promulgation|promulgiert]] hatte, anzunehmen,
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*die in Sektion 25 der dogmatischen Konstitution über die Kirche (Lumen Gentium) enthaltene Lehre über das kirchliche Lehramt, die Papst Paul VI. promulgiert hatte, anzunehmen,
*hinsichtlich der vom Zweiten Vatikanischen Konzil eingeleiteten Liturgie- und Kultreformen, bei deren Studium und einem Vorbringen beim Heiligen Stuhl eine positive Haltung einzunehmen und jede [[Polemik]] zu vermeiden,
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*hinsichtlich der vom Zweiten Vatikanischen Konzil eingeleiteten Liturgie- und Kultreformen, bei deren Studium und einem Vorbringen beim Heiligen Stuhl eine positive Haltung einzunehmen und jede Polemik zu vermeiden,
 
*die Gültigkeit des Messopfers und der Sakramente anzuerkennen, die in den von den Päpsten Paul VI. und Johannes Paul II. promulgierten offiziellen Ausgaben des römischen Messbuches und in den Ritualen für die Sakramente enthalten sind,
 
*die Gültigkeit des Messopfers und der Sakramente anzuerkennen, die in den von den Päpsten Paul VI. und Johannes Paul II. promulgierten offiziellen Ausgaben des römischen Messbuches und in den Ritualen für die Sakramente enthalten sind,
*die allgemeine Disziplin der Kirche und die kirchlichen Gesetze zu achten, besonders das von Papst [[Johannes Paul II.]] promulgierte Kirchliche Gesetzbuch.
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*die allgemeine Disziplin der Kirche und die kirchlichen Gesetze zu achten, besonders das von Papst Johannes Paul II. promulgierte Kirchliche Gesetzbuch.
    
Der zweite, juristische Teil sah vor, dass:
 
Der zweite, juristische Teil sah vor, dass:
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* Erzbischof Lefebvre oder ein von ihm gebilligter anderer Bischof autorisiert werde, FSSPX-Seminaristen zu Priestern zu weihen,
 
* Erzbischof Lefebvre oder ein von ihm gebilligter anderer Bischof autorisiert werde, FSSPX-Seminaristen zu Priestern zu weihen,
 
* dieser Bischofsanwärter dem Papst aus praktischen und psychologischen Gründen im Rahmen der doktrinalen und kanonistischen Lösung der Wiederversöhnung vorgeschlagen wird,  
 
* dieser Bischofsanwärter dem Papst aus praktischen und psychologischen Gründen im Rahmen der doktrinalen und kanonistischen Lösung der Wiederversöhnung vorgeschlagen wird,  
* eine Kommission eingesetzt wird für die Koordinierung der Beziehungen zwischen der FSSPX einerseits und den verschiedenen vatikanischen [[Dikasterien]] und den Diözesanbischöfen andererseits sowie für die Lösung eventueller Probleme und Streitfragen,
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* eine Kommission eingesetzt wird für die Koordinierung der Beziehungen zwischen der FSSPX einerseits und den verschiedenen vatikanischen Dikasterien und den Diözesanbischöfen andererseits sowie für die Lösung eventueller Probleme und Streitfragen,
 
* die kirchenrechtliche Suspension von Erzbischof Marcel Lefebvre aufgehoben wird,
 
* die kirchenrechtliche Suspension von Erzbischof Marcel Lefebvre aufgehoben wird,
 
* es zu einer „Amnestie“ und einer Genehmigung kommt für die Häuser und Kultstätten, die die Bruderschaft ohne Autorisierung der zuständigen Bischöfe errichtet und benutzte.
 
* es zu einer „Amnestie“ und einer Genehmigung kommt für die Häuser und Kultstätten, die die Bruderschaft ohne Autorisierung der zuständigen Bischöfe errichtet und benutzte.
Dieses Dokument unterschrieben Lefebvre und Kardinal [[Benedikt XVI.|Joseph Ratzinger]] und sandten es an Papst Johannes Paul II. mit der Bitte um Zustimmung.  
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Dieses Dokument unterschrieben Lefebvre und Kardinal Joseph Ratzinger und sandten es an Papst Johannes Paul II. mit der Bitte um Zustimmung.  
    
Lefebvre erklärte jedoch schon am 6. Mai, sein Gewissen verpflichte ihn, mit oder ohne päpstliche Erlaubnis am 30. Juni einen Nachfolger zum Bischof zu weihen. Am 24. Mai wurde ihm in Aussicht gestellt, dass der Papst am 15. August einen Priester der Bruderschaft zum Bischof ernennen werde, falls man einen geeigneten Kandidaten finde. Im Gegenzug müsse Lefebvre auf der Basis des am 5. Mai von ihm unterzeichneten Protokolls um Aussöhnung mit dem Papst ersuchen und einen Brief mit Entschuldigungsbitten unterzeichnen.  
 
Lefebvre erklärte jedoch schon am 6. Mai, sein Gewissen verpflichte ihn, mit oder ohne päpstliche Erlaubnis am 30. Juni einen Nachfolger zum Bischof zu weihen. Am 24. Mai wurde ihm in Aussicht gestellt, dass der Papst am 15. August einen Priester der Bruderschaft zum Bischof ernennen werde, falls man einen geeigneten Kandidaten finde. Im Gegenzug müsse Lefebvre auf der Basis des am 5. Mai von ihm unterzeichneten Protokolls um Aussöhnung mit dem Papst ersuchen und einen Brief mit Entschuldigungsbitten unterzeichnen.  
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Papst Johannes Paul II. erinnerte Lefebvre am 9. Juni 1988 nochmals brieflich an die von ihm am 5. Mai unterzeichnete Vereinbarung und appellierte an ihn, nicht mit seinem Plan fortzufahren. Dieser werde als  schismatischer Akt bewertet, dessen theologische und kanonische Konsequenzen Lefebvre bekannt seien. Als dieser darauf nicht antwortete, machte der Vatikan den Briefwechsel am 16. Juni 1988 öffentlich bekannt.  
 
Papst Johannes Paul II. erinnerte Lefebvre am 9. Juni 1988 nochmals brieflich an die von ihm am 5. Mai unterzeichnete Vereinbarung und appellierte an ihn, nicht mit seinem Plan fortzufahren. Dieser werde als  schismatischer Akt bewertet, dessen theologische und kanonische Konsequenzen Lefebvre bekannt seien. Als dieser darauf nicht antwortete, machte der Vatikan den Briefwechsel am 16. Juni 1988 öffentlich bekannt.  
Am 30. Juni 1988 weihte Erzbischof Lefebvre, assistiert vom emeritierten Bischof von [[Campos dos Goytacazes]] ([[Brasilien]]), [[Antônio de Castro Mayer]], vier FSSPX-Priester ohne Genehmigung Roms zu Bischöfen: [[Bernard Fellay]], [[Bernard Tissier de Mallerais]], [[Richard Williamson]] und [[Alfonso de Galarreta]]. In der Predigt dazu begründete er den Abbruch der Verhandlungen mit Rom:<ref>[http://www.fsspx.info/erzbischof/artikel.php?page=0&show=142 Predigt von Erzbischof Lefebvre am 30. Juni 1988 in Ecône]</ref>  
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Am 30. Juni 1988 weihte Erzbischof Lefebvre, assistiert vom emeritierten Bischof von Campos dos Goytacazes (Brasilien), Antônio de Castro Mayer, vier FSSPX-Priester ohne Genehmigung Roms zu Bischöfen: Bernard Fellay, Bernard Tissier de Mallerais, [[Richard Williamson]] und Alfonso de Galarreta. In der Predigt dazu begründete er den Abbruch der Verhandlungen mit Rom:<ref>[http://www.fsspx.info/erzbischof/artikel.php?page=0&show=142 Predigt von Erzbischof Lefebvre am 30. Juni 1988 in Ecône]</ref>''Was ist die Wahrheit für diese Menschen? Es ist die Wahrheit des Zweiten Vatikanischen Konzils, dieser konziliaren Kirche. Folglich ist für den Vatikan die heute einzige existierende Wahrheit, die konziliare Wahrheit, die Wahrheit des ‚Geistes des Konzils‘. Es ist der Geist von [[Weltgebetstreffen|Assisi]]. Das ist heute ‚die Wahrheit‘. Diese Wahrheit wollen wir nicht, um alles in der Welt! Der feste Willen der gegenwärtigen römischen Behörden ist, die Tradition zu vernichten und alle in diesen Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils hineinzuziehen, in diesen Geist von Assisi. Darum haben wir es vorgezogen, uns zurückzuziehen. Diesem Geist konnten wir nicht zustimmen, das war unmöglich. Für uns war es nicht möglich, sich einer solchen Obrigkeit zu unterwerfen. Wir hätten der Amtsgewalt von Kardinal Ratzinger, des Präsidenten dieser römischen Kommission, die uns hätte leiten sollen, unterstanden. Wir wären ihm ausgeliefert gewesen. Wir wären in die Hände der Personen gefallen, die uns dem Geist des Konzils und dem Geist von Assisi unterwerfen wollen. Das ist unmöglich!''
{{Zitat|Was ist die Wahrheit für diese Menschen? Es ist die Wahrheit des Zweiten Vatikanischen Konzils, dieser konziliaren Kirche. Folglich ist für den Vatikan die heute einzige existierende Wahrheit, die konziliare Wahrheit, die Wahrheit des ‚Geistes des Konzils‘. Es ist der Geist von [[Weltgebetstreffen|Assisi]]. Das ist heute ‚die Wahrheit‘. Diese Wahrheit wollen wir nicht, um alles in der Welt! Der feste Willen der gegenwärtigen römischen Behörden ist, die Tradition zu vernichten und alle in diesen Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils hineinzuziehen, in diesen Geist von Assisi. Darum haben wir es vorgezogen, uns zurückzuziehen. Diesem Geist konnten wir nicht zustimmen, das war unmöglich. Für uns war es nicht möglich, sich einer solchen Obrigkeit zu unterwerfen. Wir hätten der Amtsgewalt von Kardinal Ratzinger, des Präsidenten dieser römischen Kommission, die uns hätte leiten sollen, unterstanden. Wir wären ihm ausgeliefert gewesen. Wir wären in die Hände der Personen gefallen, die uns dem Geist des Konzils und dem Geist von Assisi unterwerfen wollen. Das ist unmöglich!}}
      
Ein später Vermittlungsversuch des französischen Philosophen [[Jean Guitton]] scheiterte.
 
Ein später Vermittlungsversuch des französischen Philosophen [[Jean Guitton]] scheiterte.
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