| ::''Auch heute vormittag haben zum Beispiel drei Flüchtlinge versucht zur Insel Samos rüber zu schwimmen, darauf hin sind sie dort drüben von den Grenzsoldaten beschossen worden und mussten umkehren Richtung Türkei. Ja - drei Kilometer schwimmen ist noch Okay, aber sechs Kilometer, also auch wieder zurück zu schwimmen, da geht manchem schon die Puste aus. Desswegen ist dann hier heute morgen ein Hubschrauber der türkischen Küstenwache aufgetaucht'' [eingeblendet werden ab hier zwei zusammengeschnittene Videos ohne Herkunftsangabe] ''und hat die drei aus dem Wasser gefischt und für einen, so haben es mir die Wachleute'' [gemeint sind Parkranger des benachbarten Nationalparks] ''erzählt - ist wohl die Rettung in letzter Sekunde gekommen.'' | | ::''Auch heute vormittag haben zum Beispiel drei Flüchtlinge versucht zur Insel Samos rüber zu schwimmen, darauf hin sind sie dort drüben von den Grenzsoldaten beschossen worden und mussten umkehren Richtung Türkei. Ja - drei Kilometer schwimmen ist noch Okay, aber sechs Kilometer, also auch wieder zurück zu schwimmen, da geht manchem schon die Puste aus. Desswegen ist dann hier heute morgen ein Hubschrauber der türkischen Küstenwache aufgetaucht'' [eingeblendet werden ab hier zwei zusammengeschnittene Videos ohne Herkunftsangabe] ''und hat die drei aus dem Wasser gefischt und für einen, so haben es mir die Wachleute'' [gemeint sind Parkranger des benachbarten Nationalparks] ''erzählt - ist wohl die Rettung in letzter Sekunde gekommen.'' |
− | Die von Hegewald kolportierte Geschichte ist leicht nachzuprüfen und entpuppt sich in kürzester Zeit als erfunden: die aneinandergereihten zwei gezeigten Videos stammen aus zwei Quellen. Zuerst ist sehr kurz ein Helikopter der türkischen Küstenwache (Sahil Güvenlik, Helikopter Typ Agusta-Bell AB-412) zu sehen. Danach wurde ein Youtubevideo ohne sichtbaren Übergang angehängt, welches die merkwürdige Herkunft "CCB Urdu TV Euope" zeigt und vom Sender "NL Urdu TV" stammt, der in einer pakistanischen Sprache und auf englisch sendet. [https://www.youtube.com/watch?v=plhptmxEjMc Link zum Video] (Euope soll wohl Europe heissen) Hochgeladen wurde dieses Video von einer Privatperson namens Tas Qureshi Vlog und zwar am 22. November 2017. Das gezeigte Video kann also niemals von Juni 2019 sein. Das gezeigte Urdu TV-Video ist eine Kopie eines Videos, welches bereits am 20. Juli 2015 (also circa vier Jahre vor dem Hegewald-Video) von der türkischen Küstenwache über das Internet verbreitet wurde. [https://www.youtube.com/watch?v=qzGe033FGEY Link zum Originalvideo der türk. Coastguard] Das Video stammt auch laut Küstenwache gar nicht aus Güzelçamlı, sondern von einer Rettungsaktion vor Dalaman (Provinz Mugla). Gerettet werden konnten auch nicht drei Menschen, sondern nur zwei. Es handelte sich um syrische Flüchtlingen, von denen offenbar einer verstarb. Im Internet wurde genau dieses Video auch verwirrender Weise der marokkanischen Küstenwache zugeschrieben, dies kann jedoch nicht sein da der verwendete Hubschrauber sichtbar an der Unterseite die Kennung TCSG trägt.<br>Hegewalds Geschichte kann keine Verwechselung oder Irrtum sein, die Angaben zu den Youtube-Quellen lassen keinen Zweifel zu. Hegewalds Geschichte bezieht sich auf Gerüchte die in der Türkei und in EU-kritischen Kreisen kursieren. Tatsächlich sind Flüchtlinge weder in der Türkei noch in Griechenland willkommen. Die Hegewaldgeschichte geschieht vor dem Hintergrund alter griechisch-türkischer Spannungen und des Zypern- und Kardak Konflikts um Inseln in der Ägäis. Es liegen zahlreiche Berichte über Konflikte zwischen den beiden Küstenwachen vor, türkische Fischer wurden mehrmals von der griechischen Küstenwache abgedrängt. Sowohl die griechische als auch die türkische Küstenwache gehen oftmals rücksichtslos gegen Boote von Flüchtlingen vor. Dazu liegen Berichte (und auch Videos) vor. Beide Küstenwachen stoppen die Boote beispielsweise mit ausgelegten Leinen die sich in den Schrauben der Ausserbordmotoren verfangen, beide Küstenwachen fahren mit hoher Geschindigkeit an den Booten vorbei um hohe Heckwellen zu erzeugen. Von beiden Küstenwachen liegen Videos vor, die zeigen wie Schlauboote mit so genannten Bootshaken auf Distanz gehalten werden, oder (je nach Quelle) sogar dabei beschädigt werden. Beide Küstenwachen führen jedoch auch bei Seenot Rettungen durch, auch mit Hubschraubern. Eine Recherche im Juli 2019 ergibt keinen systematischen Beschuss von Flüchtlingen oder Flüchtlingsboote durch die eine oder andere Seite.
| + | Diese Hegewald-Geschichte ist leicht nachzuprüfen und entpuppt sich in kürzester Zeit als erfunden: die aneinandergereihten zwei gezeigten Videos stammen aus zwei Quellen. Zuerst ist sehr kurz ein Helikopter der türkischen Küstenwache (Sahil Güvenlik, Helikopter Typ Agusta-Bell AB-412) zu sehen. Danach wurde ein Youtubevideo ohne sichtbaren Übergang angehängt, welches die merkwürdige Herkunft "CCB Urdu TV Euope" zeigt und vom Sender "NL Urdu TV" stammt, der in einer pakistanischen Sprache und auf englisch sendet. [https://www.youtube.com/watch?v=plhptmxEjMc Link zum Video] (Euope soll wohl Europe heissen) Hochgeladen wurde dieses Video von einer Privatperson namens Tas Qureshi Vlog und zwar am 22. November 2017. Das gezeigte Video kann also niemals von Juni 2019 sein. Das gezeigte Urdu TV-Video ist eine Kopie eines Videos, welches bereits am 20. Juli 2015 (also circa vier Jahre vor dem Hegewald-Video) von der türkischen Küstenwache über das Internet verbreitet wurde. [https://www.youtube.com/watch?v=qzGe033FGEY Link zum Originalvideo der türk. Coastguard] Das Video stammt auch laut Küstenwache gar nicht aus Güzelçamlı, sondern von einer Rettungsaktion vor Dalaman (Provinz Mugla). Gerettet werden konnten auch nicht drei Menschen, sondern nur zwei. Es handelte sich um syrische Flüchtlingen, von denen offenbar einer verstarb. Im Internet wurde genau dieses Video auch verwirrender Weise der marokkanischen Küstenwache zugeschrieben, dies kann jedoch nicht sein da der verwendete Hubschrauber sichtbar an der Unterseite die Kennung TCSG trägt.<br>Hegewalds Geschichte kann keine Verwechselung oder Irrtum sein, die Angaben zu den Youtube-Quellen lassen keinen Zweifel zu. Hegewalds Geschichte bezieht sich auf Gerüchte die in der Türkei und in EU-kritischen Kreisen kursieren. Tatsächlich sind Flüchtlinge weder in der Türkei noch in Griechenland willkommen. Die Hegewaldgeschichte geschieht vor dem Hintergrund alter griechisch-türkischer Spannungen und des Zypern- und Kardak Konflikts um Inseln in der Ägäis. Es liegen zahlreiche Berichte über Konflikte zwischen den beiden Küstenwachen vor, türkische Fischer wurden mehrmals von der griechischen Küstenwache abgedrängt. Sowohl die griechische als auch die türkische Küstenwache gehen oftmals rücksichtslos gegen Boote von Flüchtlingen vor. Dazu liegen Berichte (und auch Videos) vor. Beide Küstenwachen stoppen die Boote beispielsweise mit ausgelegten Leinen die sich in den Schrauben der Ausserbordmotoren verfangen, beide Küstenwachen fahren mit hoher Geschindigkeit an den Booten vorbei um hohe Heckwellen zu erzeugen. Von beiden Küstenwachen liegen Videos vor, die zeigen wie Schlauboote mit so genannten Bootshaken auf Distanz gehalten werden, oder (je nach Quelle) sogar dabei beschädigt werden. Beide Küstenwachen führen jedoch auch bei Seenot Rettungen durch, auch mit Hubschraubern. Eine Recherche im Juli 2019 ergibt keinen systematischen Beschuss von Flüchtlingen oder Flüchtlingsboote durch die eine oder andere Seite. |
| Danach ergänzt Hegewald seine Geschichte mit einer "Rechtlichen Bewertung" und erzählt wahrheitswidrig dass Flüchtlinge entgegen der UNO Flüchtlingskonvention prinzipiell kein Recht auf das Überschreiten einer Grenze hätten. Hegewald äussert sich dann zur deutschen Kapitänin [https://de.wikipedia.org/wiki/Pia_Klemp Pia Klemp], die im Mittelmeer mit der Organisation Jugend Rettet circa 1000 Flüchtlinge in Seenot rettete. Gegen Klemp und neun weitere Seenotretter will die Staatsanwaltschaft in Trapani ein Strafverfahren wegen Beihilfe zu illegaler Einwanderung einleiten. Laut Klemp drohen ihr 20 Jahre Haft und eine Geldstrafe von 15.000 Euro pro geretteter Person. Ein Team der Londoner Forensic Oceanography and Forensic Architecture ist bei der Überprüfung der Vorwürfe zum Schluss gekommen, dass die Besatzung deSchiffs Iuventa von Pia Klemp weder leere Boote zur Wiederverwendung an die Schlepper zurückgegeben noch mit Personen aus dem Schlepper-Umfeld kommuniziert habe, weshalb die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft nicht zuträfen.<ref>Charles Heller, Lorenzo Pezzani: The Iuventa Case. In: blamingtherescuers.org. 20. April 2018, [https://blamingtherescuers.org/iuventa/ Link]</ref> Hegewald forderte in seinem Video "mehr als 20 Jahre Haft" für Pia Klemp und stiess damit auf regen Zuspruch in den Kommentaren seiner Youtube-Anhänger. | | Danach ergänzt Hegewald seine Geschichte mit einer "Rechtlichen Bewertung" und erzählt wahrheitswidrig dass Flüchtlinge entgegen der UNO Flüchtlingskonvention prinzipiell kein Recht auf das Überschreiten einer Grenze hätten. Hegewald äussert sich dann zur deutschen Kapitänin [https://de.wikipedia.org/wiki/Pia_Klemp Pia Klemp], die im Mittelmeer mit der Organisation Jugend Rettet circa 1000 Flüchtlinge in Seenot rettete. Gegen Klemp und neun weitere Seenotretter will die Staatsanwaltschaft in Trapani ein Strafverfahren wegen Beihilfe zu illegaler Einwanderung einleiten. Laut Klemp drohen ihr 20 Jahre Haft und eine Geldstrafe von 15.000 Euro pro geretteter Person. Ein Team der Londoner Forensic Oceanography and Forensic Architecture ist bei der Überprüfung der Vorwürfe zum Schluss gekommen, dass die Besatzung deSchiffs Iuventa von Pia Klemp weder leere Boote zur Wiederverwendung an die Schlepper zurückgegeben noch mit Personen aus dem Schlepper-Umfeld kommuniziert habe, weshalb die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft nicht zuträfen.<ref>Charles Heller, Lorenzo Pezzani: The Iuventa Case. In: blamingtherescuers.org. 20. April 2018, [https://blamingtherescuers.org/iuventa/ Link]</ref> Hegewald forderte in seinem Video "mehr als 20 Jahre Haft" für Pia Klemp und stiess damit auf regen Zuspruch in den Kommentaren seiner Youtube-Anhänger. |