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| [[image:alternativmedizin.jpg|thumb]] | | [[image:alternativmedizin.jpg|thumb]] |
− | Unter '''Alternativmedizin''' versteht man Methoden und Behandlungen, welche nicht von der wissenschaftsbasierten Medizin (bzw evidenzbasierten Medizin) angewendet werden. Der Begriff überschneidet sich teilweise mit dem Begriff der ''Komplementärmedizin''. Im englischen Sprachraum , aber zunehmend auch bei uns, werden komplementär- und alternativmedizinische Verfahren als '''CAM''' bezeichnet. Das National Center for Complementary and Alternative Medicine NCCAM definiert komplementär- und alternativmedizinische Therapien als Behandlungen, die anstatt ("alternativ") oder zusätzlich ("komplementär") zu einer konventionellen, etablierten Therapie durchgeführt werden. Eine Behandlung gilt dann als etabliert, wenn die klinische Wirksamkeit in prospektiven randomisierten Studien zweifelsfrei belegt ist oder ein biologisches Rationale die Behandlung als sinnvoll erscheinen lässt. Der Grund für die häufig zu beobachtende Ablehnung alternativmedizinischer Methoden seitens der wissenschaftlichen Medizin liegt entweder in einem fehlenden Wirksamkeitsnachweis oder in bestehenden Methoden, die wirksamer und/oder verträglicher sind. Da die moderne Medizin "evidence based" arbeitet, also durchaus auch mit Methoden, von denen man weiß, dass sie wirken aber nicht unbedingt weiß, warum, werden und wurden wirksame Verfahren der Alternativmedizin integriert, sofern sie ihre Wirksamkeit belegen konnten und nicht als ''Evidence-deficient Medicine'' abgelehnt werden. Der Begriff Alternativmedizin ist daher eher euphemistisch, da er in der Regel keine wirkliche Alternative anbietet, außer nicht- oder weniger wirksamen Methoden. | + | Unter '''Alternativmedizin''' versteht man Methoden und Behandlungen, welche nicht von der wissenschaftsbasierten Medizin (bzw evidenzbasierten Medizin) angewendet werden. Der Begriff überschneidet sich teilweise mit dem Begriff der ''Komplementärmedizin''. Im englischen Sprachraum, aber zunehmend auch bei uns, werden komplementär- und alternativmedizinische Verfahren als '''CAM''' bezeichnet. Das National Center for Complementary and Alternative Medicine NCCAM definiert komplementär- und alternativmedizinische Therapien als Behandlungen, die anstatt ("alternativ") oder zusätzlich ("komplementär") zu einer konventionellen, etablierten Therapie durchgeführt werden. Eine Behandlung gilt dann als etabliert, wenn die klinische Wirksamkeit in prospektiven randomisierten Studien zweifelsfrei belegt ist oder ein biologisches Rationale die Behandlung als sinnvoll erscheinen lässt. Der Grund für die häufig zu beobachtende Ablehnung alternativmedizinischer Methoden seitens der wissenschaftlichen Medizin liegt entweder in einem fehlenden Wirksamkeitsnachweis oder in bestehenden Methoden, die wirksamer und/oder verträglicher sind. Da die moderne Medizin ''evidence based'' arbeitet, also durchaus auch mit Methoden, von denen man weiß, dass sie wirken, aber nicht unbedingt weiß, warum, werden und wurden wirksame Verfahren der Alternativmedizin integriert, sofern sie ihre Wirksamkeit belegen konnten und nicht als ''Evidence-deficient Medicine'' abgelehnt werden. Der Begriff Alternativmedizin ist daher euphemistisch, da er in der Regel keine wirkliche Alternative anbietet, außer nicht- oder weniger wirksamen Methoden. |
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| In Deutschland ist ein Anstieg der CAM-Anbieter zu verzeichnen. Von 1993-2000 stieg die Anzahl der | | In Deutschland ist ein Anstieg der CAM-Anbieter zu verzeichnen. Von 1993-2000 stieg die Anzahl der |
| Heilpraktiker als wichtigster nichtärztlicher CAM-Beruf um 90% (von 11/100.000 auf 21/100.000 Einwohner). Die ärztlichen CAM-Qualifikationen erhöhten sich im gleichen | | Heilpraktiker als wichtigster nichtärztlicher CAM-Beruf um 90% (von 11/100.000 auf 21/100.000 Einwohner). Die ärztlichen CAM-Qualifikationen erhöhten sich im gleichen |
− | Zeitraum um 125% (von 19/100.000 auf 43/100.000). <ref>Susanne Weinbrenner, MPH FG Management im Gesundheitswesen, Technische Universität Berlin</ref>. | + | Zeitraum um 125% (von 19/100.000 auf 43/100.000) <ref>Susanne Weinbrenner, MPH FG Management im Gesundheitswesen, Technische Universität Berlin</ref>. |
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− | ==typische Eigenschaften alternativmedizinischer Methoden== | + | ==Typische Eigenschaften alternativmedizinischer Methoden== |
| Fast immer beruhen alternativmedizinischen Verfahren auf einem Axiom, d.h. auf einem keines Beweises bedürfenden Grundsatzes, und sind daher nicht in üblicher Weise reproduzierbar. Häufig sind alternativmedizinische Axiome oder Annahmen auch nicht falsifizierbar. | | Fast immer beruhen alternativmedizinischen Verfahren auf einem Axiom, d.h. auf einem keines Beweises bedürfenden Grundsatzes, und sind daher nicht in üblicher Weise reproduzierbar. Häufig sind alternativmedizinische Axiome oder Annahmen auch nicht falsifizierbar. |
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| * Entdeckung im Alleingang durch einen bestimmten Erfinder als "Einzelforscher" | | * Entdeckung im Alleingang durch einen bestimmten Erfinder als "Einzelforscher" |
− | * Anwendung falscher akademischer Titel, oder Titel von [[title-mill]]s (karibische Kleinstaaten) | + | * Anwendung falscher akademischer Titel, oder Titel von [[title-mill]]s |
− | * die Ankündigung der Entdeckung erfolgt in Boulevardmedien und nicht über wissenschaftliche Veröffentlichungen. | + | * Ankündigung in Boulevardmedien und nicht über wissenschaftliche Veröffentlichungen |
− | * entsprechende Produkte sind häufig chemisch ungenau definiert, ihre Zusammensetzung wird laufend verändert. | + | * Produkte sind häufig chemisch ungenau definiert, ihre Zusammensetzung wird laufend verändert |
| * Verfahren haben keine Kontraindikationen und keine Nebenwirkungen | | * Verfahren haben keine Kontraindikationen und keine Nebenwirkungen |
− | * Verfahren bei vielen Krankheiten (wenn nicht sogar allen) und in allen Krankheits-Stadien wirksam | + | * Verfahren sind bei vielen Krankheiten (wenn nicht sogar allen) und in allen Krankheits-Stadien wirksam |
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| Siehe auch: [[Zehn Indizien für Quacksalberei]] des arznei-telegramms. | | Siehe auch: [[Zehn Indizien für Quacksalberei]] des arznei-telegramms. |
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− | ==Die Attraktivität== | + | ==Attraktivität== |
| Für die Beliebtheit und Attraktivität können folgende Faktoren angenommen werden: | | Für die Beliebtheit und Attraktivität können folgende Faktoren angenommen werden: |
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− | * die aktive Beteiligung des Kranken | + | * Aktive Beteiligung des Kranken |
− | * das meist angeführte angebliche, oder tatsächliche Fehlen von Nebenwirkungen bei behaupteten Wirkungen (''sanft'' und ''natürlich'') | + | * Angebliches oder tatsächliches Fehlen von Nebenwirkungen bei behaupteten Wirkungen ("sanft" und "natürlich") |
− | * einfacher, wenn nicht sogar primitiver oder naiv zu nennender unterstellter Wirkmechanismus. | + | * Einfacher, wenn nicht sogar primitiver oder naiv zu nennender unterstellter Wirkmechanismus. Beispiele: |
− | ** Beispiel: Krebs aushungern durch eine [[Krebsdiät]] | + | ** Krebs aushungern durch eine [[Krebsdiät]] |
| ** Tumorverbrennung durch Ganzkörperhyperthermie | | ** Tumorverbrennung durch Ganzkörperhyperthermie |
− | * Nennung von Namen wie Galilei oder Semmelweis, als Beispiele für Forscher deren Erkenntnisse sich erst viel später durchsetzten | + | * Nennung von Namen wie Galilei oder Semmelweis, als Beispiele für Forscher, deren Erkenntnisse sich erst viel später durchsetzten |
| * Nennung von angeblichen oder tatsächlichen Befürwortern mit Professorentitel | | * Nennung von angeblichen oder tatsächlichen Befürwortern mit Professorentitel |
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− | ==der typische Alternativmedizin-Patient bzw Kunde== | + | ==Patienten der Alternativmedizin== |
− | Meist ist der typische Patient
| + | Der typische Alternativmedizin-Patient bzw. Kunde lässt sich durch folgende Attribute charakterisieren: |
− | *jung (30 - 50 Jahre) <ref>Richardson M.A., Ramirez T., Palmer J.L. et al.: Complementary/alternative medicine use in a comprehensive cancer center and the implications for oncology. J Clin Oncol 2000; 18: 2505-2514</ref> | + | * jung (30 - 50 Jahre) <ref>Richardson M.A., Ramirez T., Palmer J.L. et al.: Complementary/alternative medicine use in a comprehensive cancer center and the implications for oncology. J Clin Oncol 2000; 18: 2505-2514</ref> |
− | * mit höherer Bildung | + | * höhere Bildung |
− | * Trend zu "Links und Grün" <ref>Lee M.M., Lin S.S., Wrensch M.R. et al.: Alternative therapies used by women with breast cancer in four ethnic populations. J Natl Cancer Inst 2000; 92: 42 – 47</ref> | + | * neigt politisch zu "Links und Grün" <ref>Lee M.M., Lin S.S., Wrensch M.R. et al.: Alternative therapies used by women with breast cancer in four ethnic populations. J Natl Cancer Inst 2000; 92: 42 – 47</ref> |
− | * Patient mit höherem Einkommen | + | * relativ hohes Einkommen |
| * weiblich | | * weiblich |
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| ==Der Alternativmedizin-Markt== | | ==Der Alternativmedizin-Markt== |
| In Deutschland werden jährlich pflanzliche Heilmittel für rund zwei Milliarden Euro verschrieben und | | In Deutschland werden jährlich pflanzliche Heilmittel für rund zwei Milliarden Euro verschrieben und |
− | es werden rund neun Milliarden Euro pro Jahr für komplementär- und alternativmedizinische Verfahren ausgegeben (Stand 2006) <ref>Anja Achenbach: Artikel ''Millionenmarkt Naturheilkunde''. In: Financial Times, 21.1.2009</ref>. Fünf Milliarden Euro davon zahlen die Patienten selbst. Vier Milliarden Euro erstatten die Krankenkassen. 40.000 Ärzte bieten entsprechende Therapien an <ref>http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?src=heft&id=57593 Deutsches Ärzteblatt 104, Ausgabe 46 vom 16.11.2007</ref>. Eine andere Schätzung ergibt dass in Deutschland der Gesamtumsatz der Branche bei etwa 20% der gesamten Wellnessbranche liegt, die jährlich etwa 50 Milliarden Euro umsetzt, und würde demnach bei etwa 10 Milliarden Euro pro Jahr liegen <ref>Horst Klinkmann, dritte nationale Branchenkonferenz Gesundheitswirtschaft (Rostock)</ref>. | + | es werden rund neun Milliarden Euro pro Jahr für komplementär- und alternativmedizinische Verfahren ausgegeben (Stand 2006) <ref>Anja Achenbach: Artikel ''Millionenmarkt Naturheilkunde''. In: Financial Times, 21.1.2009</ref>. Fünf Milliarden Euro davon zahlen die Patienten selbst. Vier Milliarden Euro erstatten die Krankenkassen. 40.000 Ärzte bieten entsprechende Therapien an <ref>http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?src=heft&id=57593 Deutsches Ärzteblatt 104, Ausgabe 46 vom 16.11.2007</ref>. Eine andere Schätzung ergibt, dass in Deutschland der Gesamtumsatz der Branche bei etwa 20% der gesamten Wellnessbranche liegt, die jährlich etwa 50 Milliarden Euro umsetzt, und würde demnach bei etwa 10 Milliarden Euro pro Jahr liegen <ref>Horst Klinkmann, dritte nationale Branchenkonferenz Gesundheitswirtschaft (Rostock)</ref>. Forschungsgelder für den Bereich der Alternativmedizin stammen zu einem großen Teil von privaten Stiftungen wie: |
− | Forschungsgelder für den Bereich der Alternativmedizin stammen zu einem großen Teil von privaten Stiftungen wie: | |
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− | *Carstens-Stiftung (27 Mio. Euro). Zuletzt sponserte sie im Mai mit 1,5 Mio. Euro die Stiftungsprofessur für alternative Medizin an der Charité. | + | * Carstens-Stiftung (27 Mio. Euro). Zuletzt sponserte sie im Mai mit 1,5 Mio. Euro die Stiftungsprofessur für alternative Medizin an der Charité. |
− | *Krupp-Stiftung | + | * Krupp-Stiftung |
− | *Kneipp-Stiftung | + | * Kneipp-Stiftung |
− | *Gerhard Kienle Stiftung | + | * Gerhard Kienle Stiftung |
− | *Erich Rothenfußer Stiftung | + | * Erich Rothenfußer Stiftung |
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− | Aber auch Hersteller von alternativmedizinischen Präparaten finanzieren Forschung auf diesem Gebiet. Bionorica und Schwabe haben Forschungsetats von 17 und 25 Mio. Euro. Zwar lassen sich Substanzen die in der Natur (etwa Pflanzen) vorkommen nicht patentieren, spezielle Zubereitungen hingegen schon. | + | Aber auch Hersteller von alternativmedizinischen Präparaten finanzieren Forschung auf diesem Gebiet. Bionorica und Schwabe haben Forschungsetats von 17 und 25 Mio. Euro. Zwar lassen sich Substanzen, die in der Natur (etwa Pflanzen) vorkommen, nicht patentieren, spezielle Zubereitungen hingegen schon. |
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| Zahlen zu Umsätzen der Alternativ- und Komplementärmedizin sind auch aus den USA bekannt. Dort wurden für Komplementärmedizin 1997 36 bis 47 Milliarden US Dollar (USD) ausgegeben. Davon wurden 12 bis 20 Milliarden USD aus eigener Tasche für Komplementär-Therapeuten eingesetzt <ref>Eisenberg DM, Davis RB, Ettner SL, Appel S, Wilkey S, Van Rompay M, Kessler RC. Trends in alternative medicine use in the United States, 1990–1997: results of a follow-up national survey. JAMA 1998;280:1569–75</ref>. Dies entspricht der Hälfte der aus eigener Tasche ausgegebenen Summe für eine ärztliche Dienstleistung. | | Zahlen zu Umsätzen der Alternativ- und Komplementärmedizin sind auch aus den USA bekannt. Dort wurden für Komplementärmedizin 1997 36 bis 47 Milliarden US Dollar (USD) ausgegeben. Davon wurden 12 bis 20 Milliarden USD aus eigener Tasche für Komplementär-Therapeuten eingesetzt <ref>Eisenberg DM, Davis RB, Ettner SL, Appel S, Wilkey S, Van Rompay M, Kessler RC. Trends in alternative medicine use in the United States, 1990–1997: results of a follow-up national survey. JAMA 1998;280:1569–75</ref>. Dies entspricht der Hälfte der aus eigener Tasche ausgegebenen Summe für eine ärztliche Dienstleistung. |
| Nach einer anderen Quelle werden jährlich sogar 27 Milliarden US-Dollar für komplementär- und alternativmedizinische Verfahren durch die Konsumenten selbst ausgegeben <ref>Curt G.A.: Introduction: Complementary and Alternative Medicine in Cancer Treatment. Sem Oncol 2002; 29: 529-530</ref>. Nach einer Untersuchung des Autors McGinnis wurden in den USA 1987 viermal mehr Geld für Komplementärmedizin als für die gesamte Krebsforschung ausgegeben <ref>McGinnis L.S.: Alternative therapies, 1990. An overview. Cancer 1991; 67 (6 Suppl): 1788-1792</ref>. 1981 erzielte [[Amygdalin|Laetrile]], ein damals populäres alternatives und unwirksames Krebsmedikament aus Aprikosenstein-Extrakt, einen Umsatz von 2 Milliarden US-Dollar, im gleichen Zeitraum wurde für Chemotherapie 0.2 Milliarden US-Dollar ausgegeben. Dem National Center for Complementary and Alternative Medicine in den USA steht ein Jahresbudget von 122 Mio. $ zur Verfügung, finanziert vom Staat. | | Nach einer anderen Quelle werden jährlich sogar 27 Milliarden US-Dollar für komplementär- und alternativmedizinische Verfahren durch die Konsumenten selbst ausgegeben <ref>Curt G.A.: Introduction: Complementary and Alternative Medicine in Cancer Treatment. Sem Oncol 2002; 29: 529-530</ref>. Nach einer Untersuchung des Autors McGinnis wurden in den USA 1987 viermal mehr Geld für Komplementärmedizin als für die gesamte Krebsforschung ausgegeben <ref>McGinnis L.S.: Alternative therapies, 1990. An overview. Cancer 1991; 67 (6 Suppl): 1788-1792</ref>. 1981 erzielte [[Amygdalin|Laetrile]], ein damals populäres alternatives und unwirksames Krebsmedikament aus Aprikosenstein-Extrakt, einen Umsatz von 2 Milliarden US-Dollar, im gleichen Zeitraum wurde für Chemotherapie 0.2 Milliarden US-Dollar ausgegeben. Dem National Center for Complementary and Alternative Medicine in den USA steht ein Jahresbudget von 122 Mio. $ zur Verfügung, finanziert vom Staat. |
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− | ==Kritik an der Alternativmedizin== | + | ==Kritik== |
− | Anwender alternativmedizinischer Methoden berufen sich bei der Frage nach einer Wirksamkeit häufig lediglich auf ihre eigene Erfahrung, die sich auf die selektive Auswahl bestimmter eigener Wahrnehmungen in der Vergangenheit bezieht. Derartige retrospektive Betrachtungen haben jedoch keinen beweisenden Charakter. Auch die gelegentlich zu hörende Argumentation ''Wer heilt hat Recht'' ist nicht zielführend, da bei einem therapeutischen oder diagnostischen Vorgehen stets das optimale Verfahren mit günstigstem Verhältnis von Nutzen zu Risiken gewählt werden muss (wenn dieses bezahlbar ist), und nicht lediglich ein Hinweis auf Eignung. | + | Anwender alternativmedizinischer Methoden berufen sich bei der Frage nach einer Wirksamkeit häufig lediglich auf ihre eigene Erfahrung, die sich auf die selektive Auswahl bestimmter eigener Wahrnehmungen in der Vergangenheit bezieht. Derartige retrospektive Betrachtungen haben jedoch keinen beweisenden Charakter. Auch die gelegentlich zu hörende Argumentation "Wer heilt hat Recht" ist nicht zielführend, da bei einem therapeutischen oder diagnostischen Vorgehen stets das optimale Verfahren mit günstigstem Verhältnis von Nutzen zu Risiken gewählt werden muss (wenn dieses bezahlbar ist), und nicht lediglich ein Hinweis auf Eignung. |
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| Der Begriff einer postulierten und unscharf formulierten ''Ganzheitlichkeit'' (meist verbunden mit "...von Körper, Geist und Seele") bleibt innerhalb alternativmedizinischer Verfahren ein reines Versprechen, das aufgrund des zeitlichen oder finanziellen Bedarfs auch nur schwer umzusetzen wäre. (siehe [[Ganzheitlichkeit]] nach Issels) | | Der Begriff einer postulierten und unscharf formulierten ''Ganzheitlichkeit'' (meist verbunden mit "...von Körper, Geist und Seele") bleibt innerhalb alternativmedizinischer Verfahren ein reines Versprechen, das aufgrund des zeitlichen oder finanziellen Bedarfs auch nur schwer umzusetzen wäre. (siehe [[Ganzheitlichkeit]] nach Issels) |
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| Im Bereich der Alternativmedizin sind häufig Therapeuten ohne fundierte fachliche Ausbildung zu finden, was in der Vergangenheit zu grotesken Fehldiagnosen (siehe Tests der Stiftung Warentest), unnötigen bleibenden Schäden und zu vermeidbaren Todesfällen geführt hat. | | Im Bereich der Alternativmedizin sind häufig Therapeuten ohne fundierte fachliche Ausbildung zu finden, was in der Vergangenheit zu grotesken Fehldiagnosen (siehe Tests der Stiftung Warentest), unnötigen bleibenden Schäden und zu vermeidbaren Todesfällen geführt hat. |
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− | ==das Gefahrenpotential== | + | ==Gefahrenpotential== |
| Alternativmedizinischer Mittel oder Verfahren bergen Gefahren und Risiken <ref>Markman M.: Safety issues in using complementary and alternative medicine. J Clin Oncol 2002; 20: 39s-41s</ref>: | | Alternativmedizinischer Mittel oder Verfahren bergen Gefahren und Risiken <ref>Markman M.: Safety issues in using complementary and alternative medicine. J Clin Oncol 2002; 20: 39s-41s</ref>: |
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| * Ablehnung effektiver Diagnostik oder Therapie zugunsten von alternativmedizinischen Methoden ohne Wirksamkeitsnachweis, mit der Folge einer Verschleppung einer Krankheit, oder dem Erscheinen vermeidbarer Symptome | | * Ablehnung effektiver Diagnostik oder Therapie zugunsten von alternativmedizinischen Methoden ohne Wirksamkeitsnachweis, mit der Folge einer Verschleppung einer Krankheit, oder dem Erscheinen vermeidbarer Symptome |
− | * Verschlechterung der Therapieaussichten, durch vergebliche alternativmedizinische Bemühungen | + | * Verschlechterung der Therapieaussichten durch vergebliche alternativmedizinische Bemühungen |
| * Entstehung von Schuldgefühlen bei Misserfolg, sich selbst oder Angehörigen gegenüber | | * Entstehung von Schuldgefühlen bei Misserfolg, sich selbst oder Angehörigen gegenüber |
| * Todesfälle oder körperliche Schäden durch nicht geeignete Verfahren | | * Todesfälle oder körperliche Schäden durch nicht geeignete Verfahren |
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| ==Einschüchterungsversuche und Aktivitäten gegen Kritiker der Alternativmedizin== | | ==Einschüchterungsversuche und Aktivitäten gegen Kritiker der Alternativmedizin== |
− | Personen oder Institutionen die alternativmedizinische Verfahren kritisch betrachten müssen auch mit persönlichen Angriffen rechnen. So wurden zwei Frauen, die auf einer Veranstaltung von [[Helmut Pilhar]] zur [[Germanische Neue Medizin|Germanischen neuen Medizin]] in Frankfurt kritische Fragen zu dem Verfahren stellten von glatzköpfigen Herren ''nach Hause'' begleitet. Die zwei Frauen mussten die Polizei zu Hilfe holen. Auch wollten Frischzellentherapeuten einem Kritiker gerichtlich verbieten lassen, gegenüber der Presse auf Anfrage seine Beurteilung der [[Frischzellentherapie]] mitzuteilen <ref>LG Stuttgart AZ 17 0 289/76 Streitwert 500.000 DM</ref>. Ein weiteres Beispiel sind Zivilklagen gegen das Projekt Paralexx, die zur zeitweisen Einstellung der Aktivitäten von Paralexx führten. | + | Personen oder Institutionen, die alternativmedizinische Verfahren kritisch betrachten, müssen auch mit persönlichen Angriffen rechnen. So wurden zwei Frauen, die auf einer Veranstaltung von [[Helmut Pilhar]] zur [[Germanische Neue Medizin|Germanischen neuen Medizin]] in Frankfurt kritische Fragen zu dem Verfahren stellten, von glatzköpfigen Herren "nach Hause" begleitet. Die zwei Frauen mussten die Polizei zu Hilfe holen. Auch wollten Frischzellentherapeuten einem Kritiker gerichtlich verbieten lassen, gegenüber der Presse auf Anfrage seine Beurteilung der [[Frischzellentherapie]] mitzuteilen <ref>LG Stuttgart AZ 17 0 289/76 Streitwert 500.000 DM</ref>. Ein weiteres Beispiel sind Zivilklagen gegen das Projekt Paralexx, die zur zeitweisen Einstellung der Aktivitäten von Paralexx führten. |
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− | Die Stiftung Warentest wollte ein Buch herausgeben mit kritischer Analyse und Bewertung von Natur- und Alternativmedizin. Die Zeitschrift Stern nahm die Chance für eine Vorveröffentlichung auf: Krista Federspiel, eine der beiden Autorinnen, und ihr Kollege Hans Weiss boten an, eine Wallraffiade durch diese Szene zu unternehmen und sich von je zehn Naturheilern eine Diagnose erstellen zu lassen. Der Stern garantierte eine großzügige Bezahlung für die Reportage und forderte einen zweiten Teil an, in dem von Alternativmethoden Geschädigte namentlich vorgestellt werden sollten. Zum Nachweis, dass Journalisten tatsächlich bei den angegebenen Naturheilern waren, kam jedes Mal ein Fotograf mit und hielt das Geschehen fest. Jeder besuchte Heiler dichtete den Probanten mehrere Krankheiten an: Insgesamt wurden 38 verschiedne Krankheiten sowie eine Unzahl von Störungen und Allergien attestiert und mehr als 130 Medikamente verschrieben. Als die Reportage „Wunderheiler und Krankbeter“ im Stern 49/1991 zu lesen war, löste die darin erhobene Kritik so viel Empörung und massive Heilpraktikerproteste aus, dass die Redaktion aus Angst vor Leserverlust die Veröffentlichung des zweiten Teiles scheute und ihn schließlich ganz absagen musste. Man gab die Rechte an die Autoren zurück. <ref>http://kritischgedacht.wordpress.com/2007/12/25/sanfte-alternative/</ref>. | + | Die Stiftung Warentest wollte ein Buch herausgeben mit kritischer Analyse und Bewertung von Natur- und Alternativmedizin. Die Zeitschrift Stern nahm die Chance für eine Vorveröffentlichung auf: Krista Federspiel, eine der beiden Autorinnen, und ihr Kollege Hans Weiss boten an, eine Wallraffiade durch diese Szene zu unternehmen und sich von je zehn Naturheilern eine Diagnose erstellen zu lassen. Der Stern garantierte eine großzügige Bezahlung für die Reportage und forderte einen zweiten Teil an, in dem von Alternativmethoden Geschädigte namentlich vorgestellt werden sollten. Zum Nachweis, dass Journalisten tatsächlich bei den angegebenen Naturheilern waren, kam jedes Mal ein Fotograf mit und hielt das Geschehen fest. Jeder besuchte Heiler dichtete den Probanten mehrere Krankheiten an: Insgesamt wurden 38 verschiedene Krankheiten sowie eine Unzahl von Störungen und Allergien attestiert und mehr als 130 Medikamente verschrieben. Als die Reportage „Wunderheiler und Krankbeter“ im Stern 49/1991 zu lesen war, löste die darin erhobene Kritik so viel Empörung und massive Heilpraktikerproteste aus, dass die Redaktion aus Angst vor Leserverlust die Veröffentlichung des zweiten Teiles scheute und ihn schließlich ganz absagen musste. Man gab die Rechte an die Autoren zurück. <ref>http://kritischgedacht.wordpress.com/2007/12/25/sanfte-alternative/</ref>. |
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− | In einer Sendung des ZDF vom 5. September 2007 »Heilen mit dem Nichts?« berichtete der Journalist Joachim Bublath über wissenschaftliche Erkenntnisse zur [[Homöopathie]] (unter anderem eine Analyse des renommierten "The Lancet" [http://www.dzvhae.com/portal/pics/abschnitte/011005042421_lancet_kopie.pdf]), die eine etwaige Wirksamkeit dieser umstrittenen Mthode gegenüber [[Placebo]] in Frage stellte. Die Folge waren Aufrufe zum spamming von Seiten der Homöopathiebefürworter und das ZDF kuschte indem es die Webseiten mit den zitierten Lancet-Angaben löschte <ref>http://www.promed-ev.de/modules/news/article.php?storyid=110</ref>. | + | In einer Sendung des ZDF vom 5. September 2007 "Heilen mit dem Nichts?" berichtete der Journalist Joachim Bublath über wissenschaftliche Erkenntnisse zur [[Homöopathie]] (unter anderem eine Analyse des renommierten "The Lancet" [http://www.dzvhae.com/portal/pics/abschnitte/011005042421_lancet_kopie.pdf]), die eine etwaige Wirksamkeit dieser umstrittenen Mthode gegenüber [[Placebo]] in Frage stellte. Die Folge waren Aufrufe zum spamming von Seiten der Homöopathiebefürworter und das ZDF kuschte, indem es die Webseiten mit den zitierten Lancet-Angaben löschte <ref>http://www.promed-ev.de/modules/news/article.php?storyid=110</ref>. |
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| ==Alternativmedizinische Phytotherapie mit geschützten Pflanzenarten== | | ==Alternativmedizinische Phytotherapie mit geschützten Pflanzenarten== |
| Viele Methoden der Alternativmedizin verwenden Wirkstoffe pflanzlicher Herkunft. Unter den Pflanzen sind auch etwa 350 geschützte Pflanzenarten zu finden. Beispielsweise: | | Viele Methoden der Alternativmedizin verwenden Wirkstoffe pflanzlicher Herkunft. Unter den Pflanzen sind auch etwa 350 geschützte Pflanzenarten zu finden. Beispielsweise: |
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− | *[[Hoodia]] spp. | + | * [[Hoodia]] spp. |
− | *Afrikanisches Stinkholz (Prunus africana, syn.Pygeum africanum). Handel: verboten | + | * Afrikanisches Stinkholz (Prunus africana, syn.Pygeum africanum). Handel verboten |
− | *Indische Kostuswurzel (Saussurea costus, syn. S. lappa) | + | * Indische Kostuswurzel (Saussurea costus, syn. S. lappa) |
− | *Arnika | + | * Arnika |
− | *Kanadische Gelbwurz | + | * Kanadische Gelbwurz |
− | *Adonisröschen | + | * Adonisröschen |
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| Ein Handel mit diesen Pflanzen oder mit Präparaten daraus ist nur unter besonderer Kontrolle der Organisation CITES erlaubt. | | Ein Handel mit diesen Pflanzen oder mit Präparaten daraus ist nur unter besonderer Kontrolle der Organisation CITES erlaubt. |
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| Durch intensiven Abbau sind für die kommerzielle internationale Nutzung viele Pflanzenarten so rücksichtslos ausgebeutet worden, dass sie heute vom Aussterben bedroht sind <ref>http://www.wwf.at/functions/php/force_download.php?download=512</ref>. Gleichzeitig ist der Wirksamkeitsnachweis oftmals schwach oder nicht existent <ref>http://dcscience.net/?p=169</ref>. | | Durch intensiven Abbau sind für die kommerzielle internationale Nutzung viele Pflanzenarten so rücksichtslos ausgebeutet worden, dass sie heute vom Aussterben bedroht sind <ref>http://www.wwf.at/functions/php/force_download.php?download=512</ref>. Gleichzeitig ist der Wirksamkeitsnachweis oftmals schwach oder nicht existent <ref>http://dcscience.net/?p=169</ref>. |
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− | ==alternativmedizinische Therapieverfahren== | + | ==Alternativmedizinische Therapieverfahren== |
| * [[Aromatherapie]] | | * [[Aromatherapie]] |
| * Aura-Heilung und magnetische Massage | | * Aura-Heilung und magnetische Massage |
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| * Transkutane elektrische Nerven-Stimulation (TENS) | | * Transkutane elektrische Nerven-Stimulation (TENS) |
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− | ==alternativmedizinische Diagnoseverfahren== | + | ==Alternativmedizinische Diagnoseverfahren== |
| * Angewandte [[Kinesiologie]] | | * Angewandte [[Kinesiologie]] |
| * [[Auraphotographie]] | | * [[Auraphotographie]] |