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| Unter einer '''Multiple Chemical Sensitivity''' (Multiple Chemikalienunverträglichkeit, Abk.: MCS) werden vielfältige, meist unklare und durch keine körperlichen Ursachen und messbaren Parameter erklärbare, chronisch auftretende Symptome zusammengefasst. Ursache dafür soll die schädigende Wirkung vielfältiger Chemikalien, meist Schadstoffe, aus der Umwelt sein. Dabei ist kein Dosis/Wirkungs-Zusammenhang erkennbar und die Konzentration der angeblich einwirkenden Chemikalien sehr niedrig, teilweise noch weit unter den Schwellenwerten.<ref>http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=32993</ref>. Für die Existenz einer solchen Krankeit gibt es jedoch keine wissenschaftlichen Belege. | | Unter einer '''Multiple Chemical Sensitivity''' (Multiple Chemikalienunverträglichkeit, Abk.: MCS) werden vielfältige, meist unklare und durch keine körperlichen Ursachen und messbaren Parameter erklärbare, chronisch auftretende Symptome zusammengefasst. Ursache dafür soll die schädigende Wirkung vielfältiger Chemikalien, meist Schadstoffe, aus der Umwelt sein. Dabei ist kein Dosis/Wirkungs-Zusammenhang erkennbar und die Konzentration der angeblich einwirkenden Chemikalien sehr niedrig, teilweise noch weit unter den Schwellenwerten.<ref>http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=32993</ref>. Für die Existenz einer solchen Krankeit gibt es jedoch keine wissenschaftlichen Belege. |
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− | Die Beschreibung von MCS geht auf den klinischen Ökologen [[Klinische Ökologie nach Randolph|Theron G. Randolph]] zurück ("chemical susceptibility problem") und findet vermehrt Aufmerksamkeit in der umweltmedizinisch interessierten Öffentlichkeit.<ref>http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=32993</ref> Einer der aktivsten Befürworter einer MCS war der amerikanische Arzt William James Rea, Präsident einer American Academy of Environmental Medicine (AAEM). Rea, der 2018 verstarb, behauptete in seinem Werk Chemical Sensitivity (1996), dass er mehr als 20.000 Patienten mit Erkrankungen aus dem MCS-Spektrum behandelt hätte. Gegen mindestens 28 Mitglieder der AAEM wurden Verfahren zum Entzug der Approbation durchgeführt. 2007 wurde gegen ihn ein Verfahren vor dem Texas Medical Board eröffnet. Ihm wurde vorgeworfen pseudowissenschaftliche Untersuchungsmethoden einzusetzen, nicht | + | Die Beschreibung von MCS geht auf den klinischen Ökologen [[Klinische Ökologie nach Randolph|Theron G. Randolph]] zurück ("chemical susceptibility problem") und findet vermehrt Aufmerksamkeit in der umweltmedizinisch interessierten Öffentlichkeit.<ref>http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=32993</ref> Einer der aktivsten Befürworter einer MCS war der amerikanische Arzt William James Rea, Präsident einer American Academy of Environmental Medicine (AAEM). Der 2018 verstorbene Rea behauptete in seinem Werk Chemical Sensitivity (1996), dass er mehr als 20.000 Patienten mit Erkrankungen aus dem MCS-Spektrum behandelt hätte. Gegen mindestens 28 Mitglieder der AAEM wurden Verfahren zum Entzug der Approbation durchgeführt. 2007 wurde gegen ihn ein Verfahren vor dem Texas Medical Board eröffnet. Ihm wurde vorgeworfen, pseudowissenschaftliche Untersuchungsmethoden einzusetzen, nicht nachvollziehbare Diagnosen zu stellen, unsinnige Therapien zu verschreiben und Patienten nicht ausreichend zu informieren. |
− | nachvollziehbare Diagnosen zu stellen, unsinnige Therapien zu verschreiben und Patienten nicht ausreichend zu informieren. | + | |
| ==Symptome== | | ==Symptome== |
| [[image:MCS.jpg|MCS-Kranker mit Atemmaske|thumb]] | | [[image:MCS.jpg|MCS-Kranker mit Atemmaske|thumb]] |
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| ==Ursachen== | | ==Ursachen== |
| Inwieweit MCS tatsächlich durch Umweltschadstoffe verursacht oder ausgelöst wird, ist wissenschaftlich umstritten.<ref>http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/2231.pdf, Seite 11</ref> Wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse zur Ursache von MCS liegen nicht vor und es existieren bislang keine allgemein akzeptierten diagnostischen Tests hinsichtlich physiologischer oder biochemischer Parameter (z.B. Blut- oder Urinproben mit nachweisbaren Chemikalienbelastungen), die mit den angegebenen Symptomen korrelieren. Daher ist die Zuweisung einer Diagnose MCS im naturwissenschaftlichen Sinne nicht möglich.<ref>http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=32993</ref> | | Inwieweit MCS tatsächlich durch Umweltschadstoffe verursacht oder ausgelöst wird, ist wissenschaftlich umstritten.<ref>http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/2231.pdf, Seite 11</ref> Wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse zur Ursache von MCS liegen nicht vor und es existieren bislang keine allgemein akzeptierten diagnostischen Tests hinsichtlich physiologischer oder biochemischer Parameter (z.B. Blut- oder Urinproben mit nachweisbaren Chemikalienbelastungen), die mit den angegebenen Symptomen korrelieren. Daher ist die Zuweisung einer Diagnose MCS im naturwissenschaftlichen Sinne nicht möglich.<ref>http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=32993</ref> |
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| MCS beginnt meist mit Symptomen im Zusammenhang mit einer belegbaren Expositionssituation, welche durch eine erneute Exposition wieder auslösbar sind. Erklärungsmodelle zur Entstehung von MCS, die in der Fachwelt bisher diskutiert worden sind, stützen sich auf die Annahme eines toxisch bedingten Toleranzverlustes, einer neurogenen Entzündung, eines neuronalen Sensitivierungsprozesses oder eines komplexeren psychosomatischen Geschehens.<ref>http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/2231.pdf, Seite 15</ref> Insgesamt lassen sich die bisherigen Modelle zur Entstehung der MCS innerhalb zweier grundsätzlicher Komplexe zusammenfassen: | | MCS beginnt meist mit Symptomen im Zusammenhang mit einer belegbaren Expositionssituation, welche durch eine erneute Exposition wieder auslösbar sind. Erklärungsmodelle zur Entstehung von MCS, die in der Fachwelt bisher diskutiert worden sind, stützen sich auf die Annahme eines toxisch bedingten Toleranzverlustes, einer neurogenen Entzündung, eines neuronalen Sensitivierungsprozesses oder eines komplexeren psychosomatischen Geschehens.<ref>http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/2231.pdf, Seite 15</ref> Insgesamt lassen sich die bisherigen Modelle zur Entstehung der MCS innerhalb zweier grundsätzlicher Komplexe zusammenfassen: |
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