− | Ausgehend von freigegebenen Dokumenten zur italienischen Stay-behind-Organisation „Gladio“ untersuchte Ganser verschiedene Geheimarmeen in Westeuropa, die im Falle einer sowjetischen Invasion einen Guerillakrieg führen sollten. Er versuchte den Nachweis zu erbringen, dass diese Geheimarmeen von zwei NATO-Ausschüssen koordiniert worden und einige an Staatsterrorismus beteiligt gewesen seien. Er verdächtigt zum Beispiel eine deutsche Gladio-Einheit, in das Oktoberfestattentat 1980 in München involviert gewesen zu sein. Das Buch mit dieser These erschien 2008. | + | Ausgehend von freigegebenen Dokumenten zur italienischen Stay-behind-Organisation „Gladio“ untersuchte Ganser verschiedene Geheimarmeen in Westeuropa, die im Falle einer sowjetischen Invasion einen Guerillakrieg führen sollten. Er versuchte den Nachweis zu erbringen, dass diese Geheimarmeen von zwei NATO-Ausschüssen koordiniert worden und einige an Staatsterrorismus beteiligt gewesen seien. Er verdächtigt zum Beispiel eine deutsche Gladio-Einheit, in das Oktoberfestattentat 1980 in München involviert gewesen zu sein. Das Buch mit dieser These erschien 2008. Vor Ganser hatten bereits andere Journalisten (insbesondere aus Italien) zu Gladio ermittelt und berichtet. |
| Der dänische Historiker Peer Henrik Hansen<ref>[https://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/peer-henrik-hansen-4177.html Peer Henrik Hansen: ''Fighting Communism in the North. The secret work of the Danish organization »The Firm«''] („Über den Autor“)</ref> kritisierte Gansers Arbeitsweise 2005 als journalistisch und teilweise verschwörungstheoretisch. Ganser behaupte eine Verschwörung der westlichen Regierungen und ihrer Geheimdienste, vor allem CIA und MI6, mit den NATO-Geheimarmeen. Deren Existenz sah Hansen durchaus als erwiesen an; fehlende Primärquellen dafür führte er u.a. auf die fortdauernde Geheimhaltung westlicher Staaten zurück. Hansen kritisierte aber Gansers Umgang mit Sekundärquellen: Er habe hauptsächlich Presseberichte und Politikeraussagen verwendet, ohne Desinformation auszuschließen und seine Methodik zu erläutern. Laut Zeugenaussagen hätten Geheimdienstvertreter in den NATO-Gremien im Gegensatz zu Gansers Behauptungen kein Stimmrecht gehabt. Eine von Gansers Hauptquellen, ein angebliches US-Armeehandbuch, sei bereits 1976 als Fälschung des KGB enttarnt worden. Viele Stay-Behind-Truppen seien aus Freiwilligenverbänden hervorgegangen und nicht von US-Geheimdiensten, sondern den späteren NATO-Mitgliedsstaaten gegründet worden. Trotz unbestreitbarer Verbrechen einzelner Geheimtruppen könne man sie nicht alle als Terroristen darstellen.<ref>Peer Henrik Hansen: ''Daniele Ganser. NATO’s Secret Armies: Operation Gladio and Terrorism in Western Europe.'' In: ''Journal of Intelligence History: Summer 2005.'' LIT, 2006, ISBN 3825806502, [http://books.google.de/books?id=A8nlL7bqywsC&pg=PA111 S. 111 f.]</ref> Der Historiker Gregor Schöllgen urteilte 2009, in Gansers Buch werde auf spärlicher Quellenbasis das tatsächliche Ausmaß der Stay-behind-Aktivitäten „grotesk überzeichnet“. Während Ganser von „geheimen deutschen Nazi-Stay-behind-Armeen“ in Divisionsstärke ausgehe, sprächen andere für die 1960er Jahre von weniger als 100 hauptamtlichen BND-Mitarbeitern und etwa 500 Helfern.<ref>Gregor Schöllgen: [http://www.faz.net/s/RubA330E54C3C12410780B68403A11F948B/Doc~EA6A3DCFCF4C64545A8C182B06B37C286~ATpl~Ecommon~Scontent.html ''Gladiatoren im Kalten Krieg. „Stay behind“-Truppen gegen kommunistische Invasoren.''] In: ''Frankfurter Allgemeine.'' 25. April 2009.</ref> Philipp Gessler urteilte in der ''taz'', Ganser bewege sich mit seiner These, Gladio stecke auch hinter dem Oktoberfestattentat von 1980, auf „dünnem Eis“.<ref>Philipp Gessler: [http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/viele-offenen-fragen/ ''Viele offene Fragen.''] In: ''taz'' vom 7. August 2009.</ref> | | Der dänische Historiker Peer Henrik Hansen<ref>[https://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/peer-henrik-hansen-4177.html Peer Henrik Hansen: ''Fighting Communism in the North. The secret work of the Danish organization »The Firm«''] („Über den Autor“)</ref> kritisierte Gansers Arbeitsweise 2005 als journalistisch und teilweise verschwörungstheoretisch. Ganser behaupte eine Verschwörung der westlichen Regierungen und ihrer Geheimdienste, vor allem CIA und MI6, mit den NATO-Geheimarmeen. Deren Existenz sah Hansen durchaus als erwiesen an; fehlende Primärquellen dafür führte er u.a. auf die fortdauernde Geheimhaltung westlicher Staaten zurück. Hansen kritisierte aber Gansers Umgang mit Sekundärquellen: Er habe hauptsächlich Presseberichte und Politikeraussagen verwendet, ohne Desinformation auszuschließen und seine Methodik zu erläutern. Laut Zeugenaussagen hätten Geheimdienstvertreter in den NATO-Gremien im Gegensatz zu Gansers Behauptungen kein Stimmrecht gehabt. Eine von Gansers Hauptquellen, ein angebliches US-Armeehandbuch, sei bereits 1976 als Fälschung des KGB enttarnt worden. Viele Stay-Behind-Truppen seien aus Freiwilligenverbänden hervorgegangen und nicht von US-Geheimdiensten, sondern den späteren NATO-Mitgliedsstaaten gegründet worden. Trotz unbestreitbarer Verbrechen einzelner Geheimtruppen könne man sie nicht alle als Terroristen darstellen.<ref>Peer Henrik Hansen: ''Daniele Ganser. NATO’s Secret Armies: Operation Gladio and Terrorism in Western Europe.'' In: ''Journal of Intelligence History: Summer 2005.'' LIT, 2006, ISBN 3825806502, [http://books.google.de/books?id=A8nlL7bqywsC&pg=PA111 S. 111 f.]</ref> Der Historiker Gregor Schöllgen urteilte 2009, in Gansers Buch werde auf spärlicher Quellenbasis das tatsächliche Ausmaß der Stay-behind-Aktivitäten „grotesk überzeichnet“. Während Ganser von „geheimen deutschen Nazi-Stay-behind-Armeen“ in Divisionsstärke ausgehe, sprächen andere für die 1960er Jahre von weniger als 100 hauptamtlichen BND-Mitarbeitern und etwa 500 Helfern.<ref>Gregor Schöllgen: [http://www.faz.net/s/RubA330E54C3C12410780B68403A11F948B/Doc~EA6A3DCFCF4C64545A8C182B06B37C286~ATpl~Ecommon~Scontent.html ''Gladiatoren im Kalten Krieg. „Stay behind“-Truppen gegen kommunistische Invasoren.''] In: ''Frankfurter Allgemeine.'' 25. April 2009.</ref> Philipp Gessler urteilte in der ''taz'', Ganser bewege sich mit seiner These, Gladio stecke auch hinter dem Oktoberfestattentat von 1980, auf „dünnem Eis“.<ref>Philipp Gessler: [http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/viele-offenen-fragen/ ''Viele offene Fragen.''] In: ''taz'' vom 7. August 2009.</ref> |