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− | '''Siegfried Frederick Singer''' (geb. 27. September 1924 in Wien), kurz '''Fred Singer''', ist ein US-amerikanischer ehemaliger Atmosphärenphysiker und heute bekannte Persönlichkeit in der [[Klimalüge|Klimaleugnerszene]]. Er entwickelte unter anderem Satellitenkameras, die zur Messung der Konzentration von Ozon in der Stratosphäre eingesetzt werden, und Messsysteme zur Untersuchung der kosmischen Strahlung. Singer war bis etwa 1970 ein in der Forschung produktiver Wissenschaftler, ging anschließend aber dazu über, als „Händler des Zweifels“ für verschiedene Interessenverbände aus der Industrie diverse Umweltprobleme zu leugnen, die weit außerhalb seines Fachgebietes lagen. Unter anderem leugnet er die Gesundheitsgefahren des Tabakrauchens, die Existenz des Ozonloches und der menschengemachten globalen Erwärmung, der Gefahren von Sauren Regens und des Giftmüll.<ref>Naomi Oreskes, Erik M. Conway: ''Die Machiavellis der Wissenschaft. Das Netzwerk des Leugnens.'' Wiley-VCH, Weinheim 2014, u. a. S. 347.</ref><ref>James Lawrence Powell: ''The Inquisition of Climate Science''. New York 2012, S. 54–58.</ref> Singers Beiträge werden in der Fachwelt einhellig als unwissenschaftlich abgelehnt.<ref>https://climatefeedback.org/evaluation/wall-street-journal-commentary-grossly-misleads-readers-about-science-of-sea-level-rise-fred-singer/ |titel=Wall Street Journal commentary grossly misleads readers about science of sea level rise |zugriff=2018-05-21 |sprache=en |werk=climatefeedback.org |datum=2018-05-18</ref> | + | '''Siegfried Frederick Singer''' (geb. 27. September 1924 in Wien), kurz '''Fred Singer''', ist ein US-amerikanischer ehemaliger Atmosphärenphysiker und heute bekannte Persönlichkeit in der [[Klimalüge|Klimaleugnerszene]]. Er entwickelte unter anderem Satellitenkameras, die zur Messung der Konzentration von Ozon in der Stratosphäre eingesetzt werden, und Messsysteme zur Untersuchung der kosmischen Strahlung. Singer war bis etwa 1970 ein in der Forschung produktiver Wissenschaftler, ging anschließend aber dazu über, als „Händler des Zweifels“ für verschiedene Interessenverbände aus der Industrie diverse Umweltprobleme zu leugnen, die weit außerhalb seines Fachgebietes lagen. Unter anderem leugnet er die Gesundheitsgefahren des Tabakrauchens, die Existenz des Ozonloches und der menschengemachten globalen Erwärmung, der Gefahren von Saurem Regen und Giftmüll.<ref>Naomi Oreskes, Erik M. Conway: ''Die Machiavellis der Wissenschaft. Das Netzwerk des Leugnens.'' Wiley-VCH, Weinheim 2014, u. a. S. 347.</ref><ref>James Lawrence Powell: ''The Inquisition of Climate Science''. New York 2012, S. 54–58.</ref> Singers Beiträge werden in der Fachwelt einhellig als unwissenschaftlich abgelehnt.<ref>https://climatefeedback.org/evaluation/wall-street-journal-commentary-grossly-misleads-readers-about-science-of-sea-level-rise-fred-singer/ |titel=Wall Street Journal commentary grossly misleads readers about science of sea level rise |zugriff=2018-05-21 |sprache=en |werk=climatefeedback.org |datum=2018-05-18</ref> |
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| == Biografie == | | == Biografie == |
− | Im Alter von 16 Jahren emigrierte Singer 1940 von Österreich in die USA. Zunächst studierte er Elektrotechnik an der Ohio State University wo er 1943 den College-Abschluss B.E.E. erwarb. In Princeton studierte er dann Physik mit A.M. Abschluss 1944. Im gleichen Jahr nahm er die US-amerikanische Staatsbürgerschaft an und trat in den Militärdienst ein, wo er in der Minenabwehr-Entwicklung der US-Navy eingesetzt wurde. Von 1946 bis 1950 arbeitete er mit am Raketenprogramm der Johns Hopkins University zur Untersuchung der oberen Atmosphäre. 1948 schließt er seine Promotion in Physik an der Princeton University ab. Als wissenschaftlicher Verbindungsmann des US-Office of Naval Research in der amerikanischen Botschaft in London beobachtete er zwischen 1950 und 1953 die Forschung in Europa in den Bereichen Kern-, Weltraum- und Geophysik. 1953 wurde er Professor für Physik an der University of Maryland und Direktor des dortigen Zentrums für Atmosphären- und Weltraumphysik. 1962 wechselte er als Direktor in die Abteilung für Wettersatelliten im US-Handelsministerium (heute bei NOAA) und kehrte 1964 in die Wissenschaft zurück als Gründungsdekan des Fachbereichs Umwelt- und Planetenwissenschaft an der University of Miami. Von 1967 bis 1971 arbeitete er erneut in der Bundesadministration, bis 1970 im US-Innenministerium als Deputy Assistent Secretary in der Abteilung für Wasserversorgung, die damals auch für die Atmosphären- und Ozeanographie-Aktivitäten zuständig war. 1970 bis 1971 war er ''Deputy Assistant Administrator (Policy)'' an der US-Bundes-Umweltbehörde EPA. 1971 übernahm er die Professur für Umwelt-Wissenschaften an der University of Virginia, wo er 1994 emeritierte.<ref>Biografie in den S. Fred Singer Papers, 1953-1989 des Smithsonian Institution Research Information System</ref> | + | Im Alter von 16 Jahren emigrierte Singer 1940 von Österreich in die USA. Zunächst studierte er Elektrotechnik an der Ohio State University, wo er 1943 den College-Abschluss B.E.E. erwarb. In Princeton studierte er dann Physik mit dem Abschluss eines A.M. im Jahhr 1944. Im gleichen Jahr nahm er die US-amerikanische Staatsbürgerschaft an und trat in den Militärdienst ein, wo er in der Minenabwehr-Entwicklung der US-Navy eingesetzt wurde. Von 1946 bis 1950 arbeitete er mit am Raketenprogramm der Johns Hopkins University zur Untersuchung der oberen Atmosphäre. 1948 schloss er seine Promotion in Physik an der Princeton University ab. Als wissenschaftlicher Verbindungsmann des US-Office of Naval Research in der amerikanischen Botschaft in London beobachtete er zwischen 1950 und 1953 die Forschung in Europa in den Bereichen Kern-, Weltraum- und Geophysik. 1953 wurde er Professor für Physik an der University of Maryland und Direktor des dortigen Zentrums für Atmosphären- und Weltraumphysik. 1962 wechselte er als Direktor in die Abteilung für Wettersatelliten im US-Handelsministerium (heute bei NOAA) und kehrte 1964 in die Wissenschaft zurück als Gründungsdekan des Fachbereichs Umwelt- und Planetenwissenschaft an der University of Miami. Von 1967 bis 1971 arbeitete er erneut in der Bundesadministration, bis 1970 im US-Innenministerium als Deputy Assistent Secretary in der Abteilung für Wasserversorgung, die damals auch für die Atmosphären- und Ozeanographie-Aktivitäten zuständig war. 1970 bis 1971 war er ''Deputy Assistant Administrator (Policy)'' in der US-Bundes-Umweltbehörde EPA. 1971 übernahm er die Professur für Umwelt-Wissenschaften an der University of Virginia, wo er 1994 emeritierte.<ref>Biografie in den S. Fred Singer Papers, 1953-1989 des Smithsonian Institution Research Information System</ref> |
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− | Ebenso arbeitete Singer auch für eine Vielzahl von durch die Fossilenergieindustrie finanzierter konservativer Think Tanks, für die er die Erkenntnisse der Klimaforschung abstritt.<ref name="EVs">[https://www.theguardian.com/environment/climate-consensus-97-per-cent/2018/may/21/yes-evs-are-green-and-global-warming-is-raising-sea-levels ''Yes, EVs are green and global warming is raising sea levels'']. In: ''The Guardian'', 21. Mai 2018. Abgerufen am 21. Mai 2018.</ref> 1990 gründete er das Science and Environmental Policy Project (SEPP), einer Klimaleugnerorganisation, die sich selbst als unabhängiges Bildungsprojekt für Umweltfragen beschreibt und Sorgen vor Umweltgefahren als übertrieben darstellt. Er gilt dort neben Frederick Seitz, der Anfang 2008 verstarb, als führender Kopf, auch Richard Lindzen beteiligt sich. Als Berater war er für verschiedene Konzerne tätig, darunter Exxon, Shell, Ford, Sunoco und Lockheed Martin.<ref>The EPA and the science of environmental tobacco smoke |url=http://tobaccodocuments.org/nysa_ti_s3/TI10841120.html |wayback=20080511144301 |archiv-bot=2018-04-10 19:38:14 InternetArchiveBot</ref> | + | Ebenso arbeitete Singer auch für eine Vielzahl von durch die Fossilenergieindustrie finanzierter konservativer Think Tanks, für die er die Erkenntnisse der Klimaforschung abstritt.<ref name="EVs">[https://www.theguardian.com/environment/climate-consensus-97-per-cent/2018/may/21/yes-evs-are-green-and-global-warming-is-raising-sea-levels ''Yes, EVs are green and global warming is raising sea levels'']. In: ''The Guardian'', 21. Mai 2018. Abgerufen am 21. Mai 2018.</ref> 1990 gründete er das Science and Environmental Policy Project (SEPP), eine Klimaleugnerorganisation, die sich selbst als unabhängiges Bildungsprojekt für Umweltfragen beschreibt und Sorgen vor Umweltgefahren als übertrieben darstellt. Er gilt dort neben Frederick Seitz, der Anfang 2008 verstarb, als führender Kopf, auch Richard Lindzen beteiligt sich. Als Berater war er für verschiedene Konzerne tätig, darunter Exxon, Shell, Ford, Sunoco und Lockheed Martin.<ref>The EPA and the science of environmental tobacco smoke |url=http://tobaccodocuments.org/nysa_ti_s3/TI10841120.html |wayback=20080511144301 |archiv-bot=2018-04-10 19:38:14 InternetArchiveBot</ref> |
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| == Positionen == | | == Positionen == |
− | Singer ist bekannt dafür, bei einer Vielzahl wissenschaftlicher Themen eine dem aktuellen Forschungsstand entgegengesetzte Position einzunehmen. In einem Artikel in der englischen Zeitung The Guardian wird Singer als jemand beschrieben, der "zeit seines Lebens die entgegengesetzte Meinung in praktisch jeder vorstellbaren wissenschaftlichen Disziplin vertreten hat - Saurer Regen, Nuklearer Winter, Radioaktiver Abfall, Atomkrieg, Rückgang der Ozonschicht, Passivrauchen, Rückgang amphibischer Lebewesen, und sogar bei den Vorteilen des Mindestlohns."<ref name="EVs" /> Aufgrund dieses jahrzehntelangen Abstreitens wissenschaftlicher Erkenntnisse zu Umwelt- und Gesundheitsfragenfragen gilt er als einer der bedeutendsten "Händler des Zweifels".<ref>Vgl. Naomi Oreskes, Erik M. Conway: ''Die Machiavellis der Wissenschaft. Das Netzwerk des Leugnens.'' Wiley-VCH, Weinheim 2014.</ref> | + | Singer ist bekannt dafür, bei einer Vielzahl wissenschaftlicher Themen eine dem aktuellen Forschungsstand entgegengesetzte Position einzunehmen. In einem Artikel in der englischen Zeitung The Guardian wird Singer als jemand beschrieben, der "Zeit seines Lebens die entgegengesetzte Meinung in praktisch jeder vorstellbaren wissenschaftlichen Disziplin vertreten hat - Saurer Regen, Nuklearer Winter, Radioaktiver Abfall, Atomkrieg, Rückgang der Ozonschicht, Passivrauchen, Rückgang amphibischer Lebewesen, und sogar bei den Vorteilen des Mindestlohns."<ref name="EVs" /> Aufgrund dieses jahrzehntelangen Abstreitens wissenschaftlicher Erkenntnisse zu Umwelt- und Gesundheitsfragenfragen gilt er als einer der bedeutendsten "Händler des Zweifels".<ref>Vgl. Naomi Oreskes, Erik M. Conway: ''Die Machiavellis der Wissenschaft. Das Netzwerk des Leugnens.'' Wiley-VCH, Weinheim 2014.</ref> |
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| === Passivrauchen === | | === Passivrauchen === |
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| Singer bezweifelt die Rolle von Chlorverbindungen wie FCKW beim Ozonabbau. Er weist stattdessen natürlichen Wasserstoffverbindungen, insbesondere [[Hydroxylradikal]]en, die Verantwortung zu.<ref>[http://www.entrepreneur.com/tradejournals/article/15352929.html The hole truth on CFC] http://www.entrepreneur.com/tradejournals/article/15352929.html, März 1994, abgefragt am 8. Juni 2011</ref> | | Singer bezweifelt die Rolle von Chlorverbindungen wie FCKW beim Ozonabbau. Er weist stattdessen natürlichen Wasserstoffverbindungen, insbesondere [[Hydroxylradikal]]en, die Verantwortung zu.<ref>[http://www.entrepreneur.com/tradejournals/article/15352929.html The hole truth on CFC] http://www.entrepreneur.com/tradejournals/article/15352929.html, März 1994, abgefragt am 8. Juni 2011</ref> |
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− | Unabhängig vom Ozonloch geht er davon aus, dass der Zusammenhang zwischen UV-Strahlung und Hautkrebs übertrieben dargestellt wird. | + | Unabhängig vom Ozonloch geht er davon aus, dass der Zusammenhang zwischen UV-Strahlung und Hautkrebs übertrieben dargestellt werde. |
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| === Globale Erwärmung === | | === Globale Erwärmung === |
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| In einem der Presse zugespielten Budgetplan für 2012 vermerkt das Heartland Institute: „Unser aktuelles Budget schließt die Unterstützung von Personen mit hohem Bekanntheitsgrad ein, die regelmäßig den Aussagen der Alarmisten der Klimaerwärmung widersprechen“ – darunter Fred Singer mit 5000 Dollar pro Monat.<ref>Anita Blasberg und Kerstin Kohlenberg: „[http://www.zeit.de/2012/48/Klimawandel-Marc-Morano-Lobby-Klimaskeptiker/komplettansicht Die Klimakrieger]“ – Die Zeit, 48/2012, Seite 17 ff.</ref> | | In einem der Presse zugespielten Budgetplan für 2012 vermerkt das Heartland Institute: „Unser aktuelles Budget schließt die Unterstützung von Personen mit hohem Bekanntheitsgrad ein, die regelmäßig den Aussagen der Alarmisten der Klimaerwärmung widersprechen“ – darunter Fred Singer mit 5000 Dollar pro Monat.<ref>Anita Blasberg und Kerstin Kohlenberg: „[http://www.zeit.de/2012/48/Klimawandel-Marc-Morano-Lobby-Klimaskeptiker/komplettansicht Die Klimakrieger]“ – Die Zeit, 48/2012, Seite 17 ff.</ref> |
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− | Dem damaligen US-Präsidenten Obama warf Singer angesichts dessen Klimaschutzbemühungen vor, einen "regulatorischen Anti-Energie-Dschihad" zu führen und "Fanatiker vom weit links stehenden Rand zu begünstigen, die sich als Umweltschützer ausgeben würden".<ref name="Hoffarth" /> | + | Dem damaligen US-Präsidenten Obama warf Singer angesichts dessen Klimaschutzbemühungen vor, einen "regulatorischen Anti-Energie-Dschihad" zu führen und "Fanatiker vom weit links stehenden Rand zu begünstigen, die sich als Umweltschützer ausgeben" würden.<ref name="Hoffarth" /> |
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| == Veröffentlichungen (Auswahl)== | | == Veröffentlichungen (Auswahl)== |