| Der dänische Historiker Peer Henrik Hansen<ref>[https://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/peer-henrik-hansen-4177.html Peer Henrik Hansen: ''Fighting Communism in the North. The secret work of the Danish organization »The Firm«''] („Über den Autor“)</ref> kritisierte Gansers Buch 2005 als journalistisch und teilweise verschwörungstheoretisch. Ganser behaupte eine Verschwörung der westlichen Regierungen und ihrer Geheimdienste, vor allem CIA und MI6, mit den NATO-Geheimarmeen. Deren Existenz sah Hansen als bewiesen an; fehlende Primärquellen dafür führte er auch auf die fortdauernde Geheimhaltung westlicher Staaten zurück. Hansen kritisierte aber Gansers Umgang mit Sekundärquellen: Er habe hauptsächlich Presseberichte und Politikeraussagen verwendet, ohne Desinformation auszuschließen und seine Methodik zu erläutern. Laut der herangezogenen Zeugenaussagen hätten Geheimdienstvertreter in den NATO-Gremien kein Stimmrecht gehabt. Eine von Gansers Hauptquellen, ein angebliches US-Armeehandbuch, sei seit 1976 als Fälschung des KGB enttarnt. Viele Stay-Behind-Truppen seien aus Freiwilligenverbänden hervorgegangen und nicht von US-Geheimdiensten, sondern den späteren NATO-Mitgliedsstaaten gegründet worden. Trotz unbestreitbarer Verbrechen einzelner Geheimtruppen könne man sie nicht alle als Terroristen darstellen.<ref>Peer Henrik Hansen: ''Daniele Ganser. NATO’s Secret Armies: Operation Gladio and Terrorism in Western Europe.'' In: ''Journal of Intelligence History: Summer 2005.'' LIT, 2006, ISBN 3825806502, [http://books.google.de/books?id=A8nlL7bqywsC&pg=PA111 S. 111 f.]</ref> Der Historiker Gregor Schöllgen urteilte 2009, in Gansers Buch werde auf spärlicher Quellenbasis das tatsächliche Ausmaß der Stay-behind-Aktivitäten „grotesk überzeichnet“. Während Ganser von „geheimen deutschen Nazi-Stay-behind-Armeen“ in Divisionsstärke ausgehe, sprächen andere für die 1960er Jahre von weniger als 100 hauptamtlichen BND-Mitarbeitern und etwa 500 Helfern.<ref>Gregor Schöllgen: [http://www.faz.net/s/RubA330E54C3C12410780B68403A11F948B/Doc~EA6A3DCFCF4C64545A8C182B06B37C286~ATpl~Ecommon~Scontent.html ''Gladiatoren im Kalten Krieg. „Stay behind“-Truppen gegen kommunistische Invasoren.''] In: ''Frankfurter Allgemeine.'' 25. April 2009.</ref> Philipp Gessler urteilte in der ''taz'', Ganser bewege sich mit seiner These, Gladio stecke auch hinter dem Oktoberfestattentat von 1980, auf „dünnem Eis“.<ref>Philipp Gessler: [http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/viele-offenen-fragen/ ''Viele offene Fragen.''] In: ''taz'' vom 7. August 2009.</ref> | | Der dänische Historiker Peer Henrik Hansen<ref>[https://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/peer-henrik-hansen-4177.html Peer Henrik Hansen: ''Fighting Communism in the North. The secret work of the Danish organization »The Firm«''] („Über den Autor“)</ref> kritisierte Gansers Buch 2005 als journalistisch und teilweise verschwörungstheoretisch. Ganser behaupte eine Verschwörung der westlichen Regierungen und ihrer Geheimdienste, vor allem CIA und MI6, mit den NATO-Geheimarmeen. Deren Existenz sah Hansen als bewiesen an; fehlende Primärquellen dafür führte er auch auf die fortdauernde Geheimhaltung westlicher Staaten zurück. Hansen kritisierte aber Gansers Umgang mit Sekundärquellen: Er habe hauptsächlich Presseberichte und Politikeraussagen verwendet, ohne Desinformation auszuschließen und seine Methodik zu erläutern. Laut der herangezogenen Zeugenaussagen hätten Geheimdienstvertreter in den NATO-Gremien kein Stimmrecht gehabt. Eine von Gansers Hauptquellen, ein angebliches US-Armeehandbuch, sei seit 1976 als Fälschung des KGB enttarnt. Viele Stay-Behind-Truppen seien aus Freiwilligenverbänden hervorgegangen und nicht von US-Geheimdiensten, sondern den späteren NATO-Mitgliedsstaaten gegründet worden. Trotz unbestreitbarer Verbrechen einzelner Geheimtruppen könne man sie nicht alle als Terroristen darstellen.<ref>Peer Henrik Hansen: ''Daniele Ganser. NATO’s Secret Armies: Operation Gladio and Terrorism in Western Europe.'' In: ''Journal of Intelligence History: Summer 2005.'' LIT, 2006, ISBN 3825806502, [http://books.google.de/books?id=A8nlL7bqywsC&pg=PA111 S. 111 f.]</ref> Der Historiker Gregor Schöllgen urteilte 2009, in Gansers Buch werde auf spärlicher Quellenbasis das tatsächliche Ausmaß der Stay-behind-Aktivitäten „grotesk überzeichnet“. Während Ganser von „geheimen deutschen Nazi-Stay-behind-Armeen“ in Divisionsstärke ausgehe, sprächen andere für die 1960er Jahre von weniger als 100 hauptamtlichen BND-Mitarbeitern und etwa 500 Helfern.<ref>Gregor Schöllgen: [http://www.faz.net/s/RubA330E54C3C12410780B68403A11F948B/Doc~EA6A3DCFCF4C64545A8C182B06B37C286~ATpl~Ecommon~Scontent.html ''Gladiatoren im Kalten Krieg. „Stay behind“-Truppen gegen kommunistische Invasoren.''] In: ''Frankfurter Allgemeine.'' 25. April 2009.</ref> Philipp Gessler urteilte in der ''taz'', Ganser bewege sich mit seiner These, Gladio stecke auch hinter dem Oktoberfestattentat von 1980, auf „dünnem Eis“.<ref>Philipp Gessler: [http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/viele-offenen-fragen/ ''Viele offene Fragen.''] In: ''taz'' vom 7. August 2009.</ref> |
− | Der Historiker Tobias Hof (2009) lobte, dass Ganser die verstreuten verfügbaren Informationen über geheime NATO-Einheiten akribisch zusammengetragen und zugänglich gemacht habe. Damit habe er die seit langem bekannten, aber von der NATO nie bestätigten Geheimarmeen wissenschaftlich erwiesen. Ganser spekuliere aber trotz seiner fehlenden Einsicht in relevante Aktenbestände über die Beteiligung der NATO-Einheiten an Terroranschlägen. Dabei stütze er sich unkritisch auf unzuverlässige Quellen (Presse, Zeugenaussagen, umstrittene Untersuchungsberichte). Ihm unterliefen immer wieder historische Falschangaben. Im Fall des entführten und ermordeten italienischen Politikers Aldo Moro übernehme er ausschließlich durch aktuelle Forschung schon widerlegte Verschwörungsthesen. Er unterstelle eine Beteiligung von ''Gladio'' an rechtsterroristischen Bombenattentaten zwischen 1969 und 1980 in Italien. Dabei berücksichtige er nicht, dass sich die italienische Geheimdienstpolitik nach 1972 von der bis dahin verfolgten Strategie der Spannung abgewandt habe. Seiner Arbeit fehle ein umfassendes Quellen- und Literaturverzeichnis. Er halte die Gliederung nach Ländern nicht ein, so dass sich Wiederholungen einschlichen. Für seine These, die Nato-Geheimarmeen seien „Quelle des Terrors“ gewesen, bedürfe es weitergehender Einzelforschung.<ref>[http://www.sehepunkte.de/2009/04/14558.html Tobias Hof: ''Daniele Ganser: Nato-Geheimarmeen in Europa''. In: ''Sehepunkte. Rezensionsjournal für die Geschichtswissenschaft'' 9 (2009), Nr. 4]</ref> | + | Der Historiker Tobias Hof meint, Ganser spekuliere trotz seiner fehlenden Einsicht in relevante Aktenbestände über die Beteiligung der NATO-Einheiten an Terroranschlägen. Dabei stütze er sich unkritisch auf unzuverlässige Quellen (Presse, Zeugenaussagen, umstrittene Untersuchungsberichte). Ihm unterliefen immer wieder historische Falschangaben. Im Fall des entführten und ermordeten italienischen Politikers Aldo Moro übernehme er ausschließlich durch aktuelle Forschung schon widerlegte Verschwörungsthesen. Er unterstelle eine Beteiligung von ''Gladio'' an rechtsterroristischen Bombenattentaten zwischen 1969 und 1980 in Italien. Dabei berücksichtige er nicht, dass sich die italienische Geheimdienstpolitik nach 1972 von der bis dahin verfolgten Strategie der Spannung abgewandt habe. Seiner Arbeit fehle ein umfassendes Quellen- und Literaturverzeichnis. Er halte die Gliederung nach Ländern nicht ein, so dass sich Wiederholungen einschlichen. Für seine These, die Nato-Geheimarmeen seien „Quelle des Terrors“ gewesen, bedürfe es weitergehender Einzelforschung.<ref>[http://www.sehepunkte.de/2009/04/14558.html Tobias Hof: ''Daniele Ganser: Nato-Geheimarmeen in Europa''. In: ''Sehepunkte. Rezensionsjournal für die Geschichtswissenschaft'' 9 (2009), Nr. 4]</ref> |