− | Um eine Belastung des Körpers mit Aluminium, die sich durch "Aluminiumdepots" auszeichnen soll, festzustellen, sollen jeweils eine Urinprobe vor und nach einer speziellen „Intervention“ gewonnen werden. Die Intervention besteht aus der Aufnahme einer "größeren Menge" eines siliziumreichen Wassers, da dieses angeblich in der Lage sei, Aluminium aus den „Depots“ freizusetzen. Zeige sich nach der Laboranalyse, dass die nach der Intervention gewonnene Urinprobe einen höheren Aluminiumgehalt aufweist, sei der Körper mit Aluminium-Depots belastet. | + | Um eine Belastung des Körpers mit Aluminium, die sich durch "Aluminiumdepots" auszeichnen soll, festzustellen, sollen jeweils eine Urinprobe vor und nach einer speziellen "Intervention" gewonnen werden. Die Intervention besteht aus der Aufnahme einer "größeren Menge" eines siliziumreichen Wassers, da dieses angeblich in der Lage sei, Aluminium aus den "Depots" freizusetzen. Zeige sich nach der Laboranalyse, dass die nach der Intervention gewonnene Urinprobe einen höheren Aluminiumgehalt aufweist, sei der Körper mit Aluminium-Depots belastet. |
− | Ein solcher Test kann aus mehreren Gründen nicht geeignet sein, die Gesamtkörperlast an Aluminium zu erfassen. Aluminium wird in Form seiner verschiedenen Verbindungen ständig aus der Nahrung aufgenommen; ein sehr kleiner Teil davon lagert sich in bestimmten Geweben und in den Knochen ab. Dies ist ein natürlicher Vorgang und es gibt keinerlei Hinweise, dass dies bei gesunden Menschen mit der Zeit zu einer gesundheitlichen Belastung führen würde. Es ist lediglich bekannt, dass Patienten, die unter einer Niereninsuffizienz leiden und deshalb Dialysepatienten sind, aufgrund der verminderten Ausscheideleistung der Nieren eine erhöhte Gesamtkörperlast an Aluminium entwickeln können und dann gesundheitliche Probleme möglich sind. Dies ist gut bekannt und auch therapierbar.<ref name=willhite>Calvin C. Willhite, Nataliya A. Karyakina, Robert A. Yokel, Nagarajkumar Yenugadhati, Thomas M. Wisniewski, Ian M.F. Arnold, Franco Momoli, Daniel Krewski: Systematic review of potential health risks posed by pharmaceutical, occupational and consumer exposures to metallic and nanoscale aluminum, aluminum oxides, aluminum hydroxide and its soluble salts. Critical Reviews in Toxicology 2014 44:S4, 1-80 [http://informahealthcare.com/doi/abs/10.3109/10408444.2014.934439 Kurzfassung (engl.)]</ref> | + | Ein solcher Test kann aus mehreren Gründen nicht geeignet sein, die Gesamtkörperlast an Aluminium zu erfassen. Aluminium wird in Form seiner verschiedenen Verbindungen ständig aus der Nahrung aufgenommen; ein sehr kleiner Teil davon lagert sich in bestimmten Geweben und in den Knochen ab. Dies ist ein natürlicher Vorgang und es gibt keinerlei Hinweise, dass dies bei gesunden Menschen mit der Zeit zu einer gesundheitlichen Belastung führen würde. Es ist lediglich bekannt, dass Patienten, die unter einer Niereninsuffizienz leiden und deshalb Dialysepatienten sind, aufgrund der verminderten Ausscheideleistung der Nieren eine erhöhte Gesamtkörperlast an Aluminium entwickeln können und dann gesundheitliche Probleme möglich sind. Dies ist gut bekannt und auch therapierbar.<ref name=willhite>Calvin C. Willhite, Nataliya A. Karyakina, Robert A. Yokel, Nagarajkumar Yenugadhati, Thomas M. Wisniewski, Ian M.F. Arnold, Franco Momoli, Daniel Krewski: Systematic review of potential health risks posed by pharmaceutical, occupational and consumer exposures to metallic and nanoscale aluminum, aluminum oxides, aluminum hydroxide and its soluble salts. Critical Reviews in Toxicology 2014 44:S4, 1-80 [http://informahealthcare.com/doi/abs/10.3109/10408444.2014.934439 Kurzfassung]</ref> |
| Die Gehalte an Aluminium in Blut, Serum/Plasma und Urin spiegeln immer nur einen kurzen Ausschnitt der Aluminiumaufnahme der letzten Stunden wieder, da aus der Nahrung resorbiertes Aluminium innerhalb kurzer Zeit über die Nieren ausgeschieden wird. Die Gehalte schwanken stark und sind nicht mit den im Körper festgelegten Aluminiumeinlagerungen korreliert. Um die Gesamtkörperlast an Aluminium halbwegs sicher zu bestimmen, sind Untersuchungen am Knochen notwendig, etwa über eine Beckenkammbiopsie, die aber einen operativen Eingriff bedeutet.<ref name=wilhelm> Wilhelm, M.: Aluminium. In: Beyer, A., Eis, D (Hrsg.): Praktische Umweltmedizin. Springer-Verlag, Berlin 1994 [https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/377/dokumente/alu.pdf Kurzfassung]</ref>. Da die Aluminium-Konzentration im Urin nur bis zu einigen µg pro Liter beträgt, muss streng darauf geachtet werden, dass es zu keiner Kontamination der Probe kommt, etwa durch Staubpartikel, die vergleichsweise hohe Aluminiummengen beinhalten können. Auch die verwendeten Kunststoffgefäße müssen (getestet) aluminiumfrei sein, da auch auf diese Weise Werte verfälscht werden können. Aufgrund der geringen Konzentrationen im Analyten (Harn) und der Allgegenwart von Aluminium wird dringend geraten, solche Untersuchungen nur von Speziallabors durchführen zu lassen.<ref name=wilhelm/><ref name=willhite/> | | Die Gehalte an Aluminium in Blut, Serum/Plasma und Urin spiegeln immer nur einen kurzen Ausschnitt der Aluminiumaufnahme der letzten Stunden wieder, da aus der Nahrung resorbiertes Aluminium innerhalb kurzer Zeit über die Nieren ausgeschieden wird. Die Gehalte schwanken stark und sind nicht mit den im Körper festgelegten Aluminiumeinlagerungen korreliert. Um die Gesamtkörperlast an Aluminium halbwegs sicher zu bestimmen, sind Untersuchungen am Knochen notwendig, etwa über eine Beckenkammbiopsie, die aber einen operativen Eingriff bedeutet.<ref name=wilhelm> Wilhelm, M.: Aluminium. In: Beyer, A., Eis, D (Hrsg.): Praktische Umweltmedizin. Springer-Verlag, Berlin 1994 [https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/377/dokumente/alu.pdf Kurzfassung]</ref>. Da die Aluminium-Konzentration im Urin nur bis zu einigen µg pro Liter beträgt, muss streng darauf geachtet werden, dass es zu keiner Kontamination der Probe kommt, etwa durch Staubpartikel, die vergleichsweise hohe Aluminiummengen beinhalten können. Auch die verwendeten Kunststoffgefäße müssen (getestet) aluminiumfrei sein, da auch auf diese Weise Werte verfälscht werden können. Aufgrund der geringen Konzentrationen im Analyten (Harn) und der Allgegenwart von Aluminium wird dringend geraten, solche Untersuchungen nur von Speziallabors durchführen zu lassen.<ref name=wilhelm/><ref name=willhite/> |