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| ==Die Beteiligung der Nachrichtendienste== | | ==Die Beteiligung der Nachrichtendienste== |
| [[image:Vasili_Mitrokhin.jpg|Vasili Mitrokhin|thumb]] | | [[image:Vasili_Mitrokhin.jpg|Vasili Mitrokhin|thumb]] |
− | Glaubt man einem Artikel der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom 18. Dezember 1990, so war die Desinformationskampagne vom "Dienst A" der "Ersten Hauptverwaltung" des sowjetischen KGB organisiert, der Abteilung für "dezinformatsiya" (Desinformation). Zweck könnte es gewesen sein, von eigenen, sowjetischen Biowaffenforschungen abzulenken. Auch sollte wohl Mißtrauen in die Politik der Regierung der Vereinigten Staaten geschürt werden. Im Endeffekt ist durch die Kampagne keinerlei Vorteil für die AIDS-Betroffenen erkennbar. | + | Glaubt man einem Artikel der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom 18. Dezember 1990, so war die Desinformationskampagne vom "Dienst A" der "Ersten Hauptverwaltung" des sowjetischen KGB organisiert, der Abteilung für "dezinformatsiya" (Desinformation). Zweck könne es gewesen sein, von eigenen, sowjetischen Biowaffenforschungen abzulenken. Auch sollte wohl Mißtrauen in die Politik der Regierung der Vereinigten Staaten geschürt werden. Im Endeffekt ist durch die Kampagne keinerlei Vorteil für die AIDS-Betroffenen erkennbar. |
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| Dem russischen KGB-Überläufer Vasili Mitrokhin (Wassili Nikititsch Mitrochin) gelang es 1992, eine große Menge Geheimmaterial in die britische Botschaft in Litauen zu schmuggeln, die er im Lauf von zwölf Jahren heimlich im KGB-Archiv kopiert hatte, zu dem er als Leiter Zugang hatte. Aus seinen Unterlagen wurde die Verantwortung des KGB mit Nennung des Namens Segal ersichtlich.<ref>Christopher Andrew and Vasili Mitrokhin, The Mitrokhin Archive: The KGB in Europe and the West, Gardners Books (2000), ISBN 0-14-028487-7, Seite 319</ref> Der englische Historiker Christopher Andrew veröffentlichte zusammen mit Vasili Mitrokhin das Buch "The Sword and the Shield" (Verlag Basic Books 1999). | | Dem russischen KGB-Überläufer Vasili Mitrokhin (Wassili Nikititsch Mitrochin) gelang es 1992, eine große Menge Geheimmaterial in die britische Botschaft in Litauen zu schmuggeln, die er im Lauf von zwölf Jahren heimlich im KGB-Archiv kopiert hatte, zu dem er als Leiter Zugang hatte. Aus seinen Unterlagen wurde die Verantwortung des KGB mit Nennung des Namens Segal ersichtlich.<ref>Christopher Andrew and Vasili Mitrokhin, The Mitrokhin Archive: The KGB in Europe and the West, Gardners Books (2000), ISBN 0-14-028487-7, Seite 319</ref> Der englische Historiker Christopher Andrew veröffentlichte zusammen mit Vasili Mitrokhin das Buch "The Sword and the Shield" (Verlag Basic Books 1999). |
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| Nach dem Ende der DDR enthüllten zwei ehemalige MfS-Offiziere der Abteilung "Desinformation" (Abteilung X der Auslandsspionageeinheit HVA) ebenfalls diesen Vorgang.<ref>Artikel in der FAZ vom 15. Oktober 2004</ref><ref>John O Koehler: Stasi: The Untold Story of the East German Secret Police; Westview Press, 1999, Seite 260</ref><ref>DER SPIEGEL 37/2003 vom 8. September 2003, Seite 64</ref><ref>Sendung der ARD ''Panorama'' vom 9. März 1992</ref>. In ihrem Buch "Auftrag Irreführung. Wie die Stasi Politik im Westen machte" (1992) berichten die ehemaligen Stasi-Oberstleutnants Günter Bohnsack und Herbert Brehmer über eine mit der Moskauer KGB-Zentrale abgestimmte "Desinformationsaktion" der Abteilung X der HVA. Stefan Heym habe durch das Interview mit Segal für eine weltweite Verbreitung der "AIDS-Lüge" gesorgt. In den achziger Jahren sollen 60 MfS-Offiziere der HVA-X angehört haben, die in der Berliner Normannenstrasse residierte und seit Anbeginn von Rolf Wagenbreth geleitet wurde. | | Nach dem Ende der DDR enthüllten zwei ehemalige MfS-Offiziere der Abteilung "Desinformation" (Abteilung X der Auslandsspionageeinheit HVA) ebenfalls diesen Vorgang.<ref>Artikel in der FAZ vom 15. Oktober 2004</ref><ref>John O Koehler: Stasi: The Untold Story of the East German Secret Police; Westview Press, 1999, Seite 260</ref><ref>DER SPIEGEL 37/2003 vom 8. September 2003, Seite 64</ref><ref>Sendung der ARD ''Panorama'' vom 9. März 1992</ref>. In ihrem Buch "Auftrag Irreführung. Wie die Stasi Politik im Westen machte" (1992) berichten die ehemaligen Stasi-Oberstleutnants Günter Bohnsack und Herbert Brehmer über eine mit der Moskauer KGB-Zentrale abgestimmte "Desinformationsaktion" der Abteilung X der HVA. Stefan Heym habe durch das Interview mit Segal für eine weltweite Verbreitung der "AIDS-Lüge" gesorgt. In den achziger Jahren sollen 60 MfS-Offiziere der HVA-X angehört haben, die in der Berliner Normannenstrasse residierte und seit Anbeginn von Rolf Wagenbreth geleitet wurde. |
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− | Die Verschwörungstheorie wurde auch durch einen scheinbar seriösen Dokumentarfilm untermauert, der es schaffte auf der Berlinale gezeigt zu werden. 1989 erschien der Film "Aids - Die Afrika Legende"<ref>Aids - Die Afrika Legende, BR Deutschland 1989, Regie: Malte Rauch, Heimo Claasen, Produktion: Malte Rauch Filmproduktion (Frankfurt am Main)</ref> Das MFS soll den Film mit 40.000 DM mitfinanziert zu haben, und die Desinformationsabteilung der HVA, des Auslandsnachrichtendienstes der DDR, hat zu einem Produzenten des Films einen Inoffizieller-Mitarbeiter-Vorgang geführt. Der Westdeutsche Rundfunk, so die HVA, habe sich mit 80.000 DM beteiligt. | + | Die Verschwörungstheorie wurde auch durch einen scheinbar seriösen Dokumentarfilm untermauert, der es schaffte, auf der Berlinale gezeigt zu werden. 1989 erschien der Film "Aids - Die Afrika Legende"<ref>Aids - Die Afrika Legende, BR Deutschland 1989, Regie: Malte Rauch, Heimo Claasen, Produktion: Malte Rauch Filmproduktion (Frankfurt am Main)</ref> Das MFS soll den Film mit 40.000 DM mitfinanziert haben, und die Desinformationsabteilung der HVA, des Auslandsnachrichtendienstes der DDR, führte zu einem Produzenten des Films einen Inoffizieller-Mitarbeiter-Vorgang. Der Westdeutsche Rundfunk, so die HVA, habe sich mit 80.000 DM beteiligt. |
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− | Dass es eine vom KGB ausgehende Desinformation zur AIDS-Entstehungsgeschichte gab, wird 1990 auch vom ehemaligen KGB-Offizier Oleg Gordijewski in einem Buch "The KGB - The Inside Story" behauptet.<ref>Oleg Gordievsky, The KGB - The Inside Story</ref>. In seinem Buch ''The River'' behauptet zudem der englische Journalist Edward Hooper, dass der ehemalige Leiter des russischen Auslandsnachrichtendienstes SWR (Sluschba Wneschnei Raswedki) und ehemalige stellvertretende Leiter des KGB, Jewgeni Maximowitsch Primakow, eine entsprechende Verbreitung von Falschmeldungen zur AIDS-Entstehungsgeschichte bestätigt hätte.<ref>Edward Hooper, The River, Little Brown and Company, 1999, ISBN 0-316-37261-7, Seite 154</ref> | + | Dass es eine vom KGB ausgehende Desinformation zur AIDS-Entstehungsgeschichte gab, äußerte 1990 auch der ehemalige KGB-Offizier Oleg Gordijewski in einem Buch "The KGB - The Inside Story".<ref>Oleg Gordievsky, The KGB - The Inside Story</ref>. In seinem Buch ''The River'' behauptetder englische Journalist Edward Hooper zudem, dass der ehemalige Leiter des russischen Auslandsnachrichtendienstes SWR (Sluschba Wneschnei Raswedki) und ehemalige stellvertretende Leiter des KGB, Jewgeni Maximowitsch Primakow, eine entsprechende Verbreitung von Falschmeldungen zur AIDS-Entstehungsgeschichte bestätigt habe.<ref>Edward Hooper, The River, Little Brown and Company, 1999, ISBN 0-316-37261-7, Seite 154</ref> |
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− | Der Segal-Kritiker Erhard Geißler, der sich auch ausführlich mit den Mechanismen und zeitlichen Abläufen der Verbreitung der "AIDS-Lüge" befasste, sieht hingegen das MfS als nur gering beteiligt an, und beruft sich dabei auf Widersprüche in den Aussagen der bereits zitierten MfS-Offiziere sowie auf seine Studien in den Akten der "Birthler-Behörde". Eine Mitbeteiligung beim Zustandenkommen des taz-Artikels von 1987 will Geißler jedoch nicht ausschliessen. Laut Geißler sei Segal in den fünfziger Jahren IM des MfS gewesen (als "IM Haeckel"), der Kontakt zum MfS habe aber auf Grund einer "Anweisung Gen. Berater" abgebrochen werden müssen, da diese "mit ihm arbeiten". Mit dem "Genossen Berater" war im Sprachgebrauch der KGB gemeint. (siehe: [http://www.pnn.de/wissen/252973/]) | + | Der Segal-Kritiker Erhard Geißler, der sich auch ausführlich mit den Mechanismen und zeitlichen Abläufen der Verbreitung der "AIDS-Lüge" befasste, sieht hingegen das MfS als nur gering beteiligt an und beruft sich dabei auf Widersprüche in den Aussagen der bereits zitierten MfS-Offiziere sowie auf seine Studien in den Akten der "Birthler-Behörde". Eine Mitbeteiligung beim Zustandenkommen des taz-Artikels von 1987 will Geißler jedoch nicht ausschließen. Laut Geißler sei Segal in den fünfziger Jahren IM des MfS gewesen (als "IM Haeckel"), der Kontakt zum MfS habe aber auf Grund einer "Anweisung Gen. Berater" abgebrochen werden müssen, da diese "mit ihm arbeiten". Mit dem "Genossen Berater" war im Sprachgebrauch der KGB gemeint. (siehe: [http://www.pnn.de/wissen/252973/]) |
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| ==Das Ende der Desinformationskampagne== | | ==Das Ende der Desinformationskampagne== |