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==Rezeption und Kritik==
 
==Rezeption und Kritik==
Storms Bücher erfuhren eine grundlegend andere Rezeption in der dominanten Gesellschaft einerseits und bei indigenen Amerikanern andererseits. Die Bücher wurden lange Zeit – und werden teils noch heute – als Sachbücher akzeptiert, die dem Leser Einsichten in und zutreffende Informationen über die Spiritualität der Cheyenne bieten, oder sogar über eine nicht existierende generische indigene Spiritualität. Die deutsche Übersetzung des ersten Buches ''Seven Arrows'' nahm ein Akademiker vor, der die Arbeit an diesem Buch auch heute noch in Lebensläufen erwähnt, die im Internet zugänglich sind<ref>http://www.zenaf.uni-frankfurt.de/contact_profiles/peyer/index.html Aufruf 05.07.2012</ref>. Storms Ansprüche, ein Cheyenne zu sein (Storm selbst verwendet auch die Bezeichnungen „breed“ [Halbblut] und „Métis“) wurden zumeist als Fakt betrachtet und nicht hinterfragt; Storm wurde sogar eine Rolle als „Sprecher des indigenen Amerika“ beigemessen<ref name="ibd" />.
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Storms Bücher erfuhren eine grundlegend andere Rezeption in der dominanten Gesellschaft einerseits und bei indigenen Amerikanern andererseits. Die Bücher wurden lange Zeit – und werden teils noch heute – als Sachbücher akzeptiert, die dem Leser Einsichten in und zutreffende Informationen über die Spiritualität der Cheyenne bieten, oder sogar über eine nicht existierende generische indigene Spiritualität. Die deutsche Übersetzung des ersten Buches ''Seven Arrows'' nahm ein Akademiker vor, der die Arbeit an diesem Buch auch heute noch in Lebensläufen erwähnt, die im Internet zugänglich sind.<ref>http://www.zenaf.uni-frankfurt.de/contact_profiles/peyer/index.html Aufruf 05.07.2012</ref> Storms Ansprüche, ein Cheyenne zu sein (Storm selbst verwendet auch die Bezeichnungen „breed“ [Halbblut] und „Métis“) wurden zumeist als Fakt betrachtet und nicht hinterfragt; Storm wurde sogar eine Rolle als „Sprecher des indigenen Amerika“ beigemessen.<ref name="ibd" />
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Dies änderte sich nicht, nachdem Storms Bücher als Romane verkauft werden mussten, da er die Behauptungen aufrecht erhielt, er sei eingetragener Cheyenne und seine Bücher enthielten Fakten. Daher wurde und wird Storm häufig noch als indigener Autor angesehen und sogar in universitären Seminaren und Vorträgen als solcher empfohlen und gelesen. In manchen Fällen entstellten selbst Akademiker die verfügbaren Informationen, bedauerten die Sichtweise des Buches als blasphemisch seitens der Cheyenne Nation und behaupteten, das Buch sei nicht als Monographie über deren Religion gedacht sowie „Doch für die eigene Nation war Sieben Pfeile gar nicht geschrieben“<ref name="ibd" />.
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Dies änderte sich nicht, nachdem Storms Bücher als Romane verkauft werden mussten, da er die Behauptungen aufrecht erhielt, er sei eingetragener Cheyenne und seine Bücher enthielten Fakten. Daher wurde und wird Storm häufig noch als indigener Autor angesehen und sogar in universitären Seminaren und Vorträgen als solcher empfohlen und gelesen. In manchen Fällen entstellten selbst Akademiker die verfügbaren Informationen, bedauerten die Sichtweise des Buches als blasphemisch seitens der Cheyenne Nation und behaupteten, das Buch sei nicht als Monographie über deren Religion gedacht sowie „Doch für die eigene Nation war Sieben Pfeile gar nicht geschrieben“.<ref name="ibd" />
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Der Autor versucht die Reaktion der Cheyenne und anderer indigener Nations und Individuen zu trivialisieren, indem er beschönigend schreibt: „Vertreter des Verlages Harper & Row mussten die Reservate aufsuchen, um das Missverständnis zu beseitigen, es handele sich hier um eine Monographie zur Cheyenne-Religion“<ref name="ibd"/>. Die Wortwahl impliziert, dass indigene Meinungen zu diesem Buch lediglich auf Missverständnissen beruhten, d.h. per definitionem ein Manko auf indigener Seite, nicht der dominanten weißen Gesellschaft, und implizieren die Auffassung, es sei eine unangemessene Frechheit zu erwarten, dass sich Verlagsrepräsentanten in eine Reservation begäben. Daher bedient sich dieser Satz zweier rassistischer Stereotypen über indigene Personen: das des „dummen Indianers“ und das des „aufsässigen“ oder gar „abtrünnigen Indianers“, der anmaßend ist und durch unangemessene Forderungen Grenzüberschreitungen begeht.
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Der Autor versucht die Reaktion der Cheyenne und anderer indigener Nations und Individuen zu trivialisieren, indem er beschönigend schreibt: „Vertreter des Verlages Harper & Row mussten die Reservate aufsuchen, um das Missverständnis zu beseitigen, es handele sich hier um eine Monographie zur Cheyenne-Religion“.<ref name="ibd"/> Die Wortwahl impliziert, dass indigene Meinungen zu diesem Buch lediglich auf Missverständnissen beruhten, d.h. per definitionem ein Manko auf indigener Seite, nicht der dominanten weißen Gesellschaft, und implizieren die Auffassung, es sei eine unangemessene Frechheit zu erwarten, dass sich Verlagsrepräsentanten in eine Reservation begäben. Daher bedient sich dieser Satz zweier rassistischer Stereotypen über indigene Personen: das des „dummen Indianers“ und das des „aufsässigen“ oder gar „abtrünnigen Indianers“, der anmaßend ist und durch unangemessene Forderungen Grenzüberschreitungen begeht.
    
Solche Sichtweisen ruhen fest auf den Konzepten weißer Privilegien und weißer Deutungshoheit. Das Propagieren zusammenfantasierter Beschreibungen und verzerrter Wiedergaben wird ja nicht adäquat, sofern diese nicht an die ethnische Gruppen gerichtet sind, über die sie angeblich geschrieben wurden; aber selbstverständlich geht von Stuckradt auch nicht davon aus, dass es akzeptabel sei, wenn Weiße getäuscht werden – die weiße dominante Gesellschaft beansprucht in ihrer Deutungshoheit über nicht-weiße Ethnien auch die Macht zu entscheiden, was sie als Religion und Kultur dieser Ethnie zu akzeptieren bereit ist. Zudem speist sich von Stuckradts Standpunkt auch aus dem Konzept, dass die dominante Gesellschaft selbstverständlich das Recht hat zu bestimmen, wen sie als Sprecher für nicht-weiße Gruppen akzeptiert, anstatt dass diese Ethnien selbst entscheiden, wer für sie spricht oder nicht. Die weiße dominante Gesellschaft genießt daher erhebliche Freiräume der Definition und Umdefinition gemäß eigener Bedürfnisse und nach Lust und Laune und beansprucht ebenfalls das Recht zu entscheiden, wer als „richtiger Indianer“ gelten kann und wer nicht.
 
Solche Sichtweisen ruhen fest auf den Konzepten weißer Privilegien und weißer Deutungshoheit. Das Propagieren zusammenfantasierter Beschreibungen und verzerrter Wiedergaben wird ja nicht adäquat, sofern diese nicht an die ethnische Gruppen gerichtet sind, über die sie angeblich geschrieben wurden; aber selbstverständlich geht von Stuckradt auch nicht davon aus, dass es akzeptabel sei, wenn Weiße getäuscht werden – die weiße dominante Gesellschaft beansprucht in ihrer Deutungshoheit über nicht-weiße Ethnien auch die Macht zu entscheiden, was sie als Religion und Kultur dieser Ethnie zu akzeptieren bereit ist. Zudem speist sich von Stuckradts Standpunkt auch aus dem Konzept, dass die dominante Gesellschaft selbstverständlich das Recht hat zu bestimmen, wen sie als Sprecher für nicht-weiße Gruppen akzeptiert, anstatt dass diese Ethnien selbst entscheiden, wer für sie spricht oder nicht. Die weiße dominante Gesellschaft genießt daher erhebliche Freiräume der Definition und Umdefinition gemäß eigener Bedürfnisse und nach Lust und Laune und beansprucht ebenfalls das Recht zu entscheiden, wer als „richtiger Indianer“ gelten kann und wer nicht.
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Es gab jedoch auch andere Stimmen im akademischen Publikum, die ''Sieben Pfeile'' aufgrund seiner Ungenauigkeiten kritisierten<ref>https://facultystaff.richmond.edu/~rnelson/asail/SAILns/21.html Aufruf 04.07.2012</ref>, ebenso für den deutlichen Anspruch, der Leserschaft die authentische Religion der Cheyenne wiederzugeben sowie wegen Storms Ambitionen, sich als Autorität und Sprecher darzustellen<ref name="SAILns42" />. Andere kritische Bewertungen stellten fest, dass Storm auf die Konzepte von C.G. Jung zurückgriff: ''„... unconditional respect for another person's perceiving way; while it is, to an extent, an authentic Native American trait, it is also a valid expression of the new-age hipster's belief in the concept of „live and let live“, and in a new, more open-minded morality to replace puritanical values of old. An over-reliance on Seven Arrows may lead to the mistaken belief that anything, anything at all, is morally acceptable to these wandering philosophers of the plains just as long as someone among them thinks it might be alright and can justify it with an argument. This is truly the modern American way, and that is why modern urban hippies like it, since it is, as noted earlier, the polar opposite of Christian Fundamentalism“''<ref>Hart, Phillip J.: The Book of Imaginary Indians. Ancient Traditions and Modern Caricatures in the White Man's Quest for Meaning, Lincoln 2008, S. 63</ref>. Hart schließt, das Buch sei „... Hyemeyohsts Storms eigene synthetische New-Age-Religion, […] aber das ist nicht dasselbe wie die alte Tradition der Cheyenne, selbst dort, wo sie sich oberflächlich gleichen“<ref>ibd., S. 64</ref>.
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Es gab jedoch auch andere Stimmen im akademischen Publikum, die ''Sieben Pfeile'' aufgrund seiner Ungenauigkeiten kritisierten<ref>https://facultystaff.richmond.edu/~rnelson/asail/SAILns/21.html Aufruf 04.07.2012</ref>, ebenso für den deutlichen Anspruch, der Leserschaft die authentische Religion der Cheyenne wiederzugeben sowie wegen Storms Ambitionen, sich als Autorität und Sprecher darzustellen.<ref name="SAILns42" /> Andere kritische Bewertungen stellten fest, dass Storm auf die Konzepte von C.G. Jung zurückgriff: ''„... unconditional respect for another person's perceiving way; while it is, to an extent, an authentic Native American trait, it is also a valid expression of the new-age hipster's belief in the concept of „live and let live“, and in a new, more open-minded morality to replace puritanical values of old. An over-reliance on Seven Arrows may lead to the mistaken belief that anything, anything at all, is morally acceptable to these wandering philosophers of the plains just as long as someone among them thinks it might be alright and can justify it with an argument. This is truly the modern American way, and that is why modern urban hippies like it, since it is, as noted earlier, the polar opposite of Christian Fundamentalism“''.<ref>Hart, Phillip J.: The Book of Imaginary Indians. Ancient Traditions and Modern Caricatures in the White Man's Quest for Meaning, Lincoln 2008, S. 63</ref> Hart schließt, das Buch sei „... Hyemeyohsts Storms eigene synthetische New-Age-Religion, […] aber das ist nicht dasselbe wie die alte Tradition der Cheyenne, selbst dort, wo sie sich oberflächlich gleichen“.<ref>ibd., S. 64</ref>
    
Bereits 1972 hatte der Historiker Rupert Costo ''Sieben Pfeile'' kritisiert und festgestellt, dass Storm kein oder nur ein begrenztes Verständnis der Cheyenne-Kultur gezeigt habe und das Buch die Traditionen der Northern Cheyenne verfälsche und entweihe. Costo, der der Cahuilla Nation angehörte, war Präsident der American Indian Historical Society sowie Herausgeber des The Indian Historian und führte aus, das Buch enthalte „viele unreligiöse und respektlose Ungenauigkeiten“; Storms Beschreibung des Sonnentanzes sei falsch, seine Zeichnung der Sonnentanzhütte entspreche nicht der der Cheyenne, die vier heiligen Richtungen seien falsch angegeben und Storm habe „keinen religiösen oder säkularen Status im Stamm“.<ref name="SAILns42" />
 
Bereits 1972 hatte der Historiker Rupert Costo ''Sieben Pfeile'' kritisiert und festgestellt, dass Storm kein oder nur ein begrenztes Verständnis der Cheyenne-Kultur gezeigt habe und das Buch die Traditionen der Northern Cheyenne verfälsche und entweihe. Costo, der der Cahuilla Nation angehörte, war Präsident der American Indian Historical Society sowie Herausgeber des The Indian Historian und führte aus, das Buch enthalte „viele unreligiöse und respektlose Ungenauigkeiten“; Storms Beschreibung des Sonnentanzes sei falsch, seine Zeichnung der Sonnentanzhütte entspreche nicht der der Cheyenne, die vier heiligen Richtungen seien falsch angegeben und Storm habe „keinen religiösen oder säkularen Status im Stamm“.<ref name="SAILns42" />
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Trotz der von indigenen Nationen sowie akademischen Rezensenten seit langem geäußerten Kritik werden Storms Bücher auch heute noch als Bücher eines indigenen Autoren angesehen und in seriösen Publikationen und Vorträgen erwähnt. Im Juni 2006 organisierte das IAA-Institut der Universität Rostock eine Fulbright-Vortragsreihe zum Theme „American Culture, Past and Present“. Im fünften Vortrag der Reihe, „Double Crossing the Western Frontier in Native American Literature“, bezeichnete die Referentin Cheli Reutter Storm als den „weltbekanntesten Sprecher für die Mixed Blood People und berühmten Autor ...“<ref>http://www.iaa.uni-rostock.de/fileadmin/IANGAM/Downloads/Fulbright/Fulbright_Summary_06.pdf
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Trotz der von indigenen Nationen sowie akademischen Rezensenten seit langem geäußerten Kritik werden Storms Bücher auch heute noch als Bücher eines indigenen Autoren angesehen und in seriösen Publikationen und Vorträgen erwähnt. Im Juni 2006 organisierte das IAA-Institut der Universität Rostock eine Fulbright-Vortragsreihe zum Theme „American Culture, Past and Present“. Im fünften Vortrag der Reihe, „Double Crossing the Western Frontier in Native American Literature“, bezeichnete die Referentin Cheli Reutter Storm als den „weltbekanntesten Sprecher für die Mixed Blood People und berühmten Autor ...“.<ref>http://www.iaa.uni-rostock.de/fileadmin/IANGAM/Downloads/Fulbright/Fulbright_Summary_06.pdf
 
  , Aufruf 05.07.2012</ref>
 
  , Aufruf 05.07.2012</ref>
  
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