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==Klinische Studien ==
 
==Klinische Studien ==
Lange vor dem Erscheinen des Buches von Dr. Desnizza erschienen diverse klinischen Studien, in denen sich Ärzteteams mit der Wirkung von Kochsalz bei verschiedenen Erkrankungen befassten.
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Lange vor der Veröffentlichung des Buches von Dr. Desnizza erschienen diverse klinischen Studien, in denen sich Ärzteteams mit der Wirkung von Kochsalz bei verschiedenen Erkrankungen befassten.
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Frost et al. (1980) vom Rigshospitalet in Kopenhagen/Dänemark gaben einer Gruppe von 53 Patienten im Doppelblindversuch bei akuten, lokalisierten Muskelschmerzen entweder vier lokale Injektionen mit dem Lokalanästhetikum Mepivacaine (n=28) oder mit Kochsalzlösung (n=25). <ref>Frost FA, Jessen B, Siggaard-Andersen J: A control, double-blind comparison of mepivacaine injection versus saline injection for myofascial pain. The Lancet I: 499-500, 1980</ref> Die Patienten in der Kochsalzgruppe berichten in 12 Fällen (48.0%) von einer deutlichen Besserung bzw. völliger Symptomfreiheit. Der entsprechende Anteil in der Gruppe mit Lokalanästhesie lag bei 42.8%. Bei 16% (n=4) der mit Kochsalz behandelten Patienten kam es zu einer Verschlechterung des Leidens, wohingegen nur 3.5% (n=1) der Bupivacain-Patienten eine Verschlechterung beklagten.
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Frost et al. vom Rigshospitalet in Kopenhagen/Dänemark gaben einer Gruppe von 53 Patienten im Doppelblindversuch bei akuten, lokalisierten Muskelschmerzen entweder vier lokale Injektionen mit dem Lokalanästhetikum Mepivacaine (n=28) oder mit Kochsalzlösung (n=25).<ref>Frost FA, Jessen B, Siggaard-Andersen J: A control, double-blind comparison of mepivacaine injection versus saline injection for myofascial pain. The Lancet I: 499-500, 1980</ref> Die Patienten in der Kochsalzgruppe berichten in 12 Fällen (48.0%) von einer deutlichen Besserung bzw. völliger Symptomfreiheit. Der entsprechende Anteil in der Gruppe mit Lokalanästhesie lag bei 42.8%. Bei 16% (n=4) der mit Kochsalz behandelten Patienten kam es zu einer Verschlechterung des Leidens, wohingegen nur 3.5% (n=1) der Bupivacain-Patienten eine Verschlechterung beklagten.
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Hameroff et al. führten 1981 einen Vergleich der Lokalanästhetika Bupivacain und Etidocaine mit Kochsalzlösung an der anästhesiologischen Abteilung der Universitätsklinik Tucson im US-Bundesstaat Arizona durch. <ref>Hameroff SR, Crago BR, Blitt CD, Womble J, Kanel J: Comparison of bupivacaine, etidocaine and saline for trigger-point therapy. Anest Analg 60: 752-755, 1981</ref> Patienten mit myofascialem Schmerzsyndrom wurden mit einer "Trigger-Punkt-Injektion" behandelt und gaben die Stärke ihrer Schmerzen 15 Minuten, 24 Stunden und 7 Tage nach Therapie auf einer Schmerzskala an. Die Lokalanästhesika schnitten beide jeweils deutlich besser als die Kochsalzlösung ab.
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Hameroff et al. führten 1981 einen Vergleich der Lokalanästhetika Bupivacain und Etidocaine mit Kochsalzlösung an der anästhesiologischen Abteilung der Universitätsklinik Tucson im US-Bundesstaat Arizona durch.<ref>Hameroff SR, Crago BR, Blitt CD, Womble J, Kanel J: Comparison of bupivacaine, etidocaine and saline for trigger-point therapy. Anest Analg 60: 752-755, 1981</ref> Patienten mit myofascialem Schmerzsyndrom wurden mit einer "Trigger-Punkt-Injektion" behandelt und gaben die Stärke ihrer Schmerzen 15 Minuten, 24 Stunden und 7 Tage nach Therapie auf einer Schmerzskala an. Die Lokalanästhesika schnitten beide jeweils deutlich besser als die Kochsalzlösung ab.
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Sand et al. (1992) aus der Neurologischen Abteilung der norwegischen Universität in Trondheim führten Injektionen von sterilem Wasser und Kochsalzlösung bei 10 Patientinnen mit zervicogenem Kopfschmerz durch. <ref>Sand T, Bovim G, Helde G: Intracutaneous sterile water injections do not relieve pain in vervicogenic headache. Acta Neurol Scand 86: 526-528, 1992</ref> Dabei spritzten sie fünf Patientinnen nach einer 13-tägigen Beobachtungsphase zunächst steriles Wasser und den anderen fünf Frauen Kochsalzlösung. 13 Tage später wurde erneut gespritzt, jedoch mit umgekehrter Gruppierung, so dass jede Frau jeweils einmal mit sterilem Wasser und Kochsalzinjektion behandelt worden war (sogenannte Cross-Over-Studie). Die Autoren konnten aufzeigen, dass es zu keinerlei relevanter Veränderung der Schmerzsymptomatik kam - und zwar weder unter Kochsalzinjektionstherapie noch bei der Verwendung von sterilem Wasser.
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Sand et al. von der Neurologischen Abteilung der norwegischen Universität in Trondheim führten Injektionen von sterilem Wasser und Kochsalzlösung bei zehn Patientinnen mit zervicogenem Kopfschmerz durch.<ref>Sand T, Bovim G, Helde G: Intracutaneous sterile water injections do not relieve pain in vervicogenic headache. Acta Neurol Scand 86: 526-528, 1992</ref> Dabei spritzten sie fünf Patientinnen nach einer 13-tägigen Beobachtungsphase zunächst steriles Wasser und den anderen fünf Frauen Kochsalzlösung. 13 Tage später wurde erneut gespritzt, jedoch mit umgekehrter Gruppierung, so dass jede Patientin jeweils einmal mit sterilem Wasser und Kochsalzinjektion behandelt worden war (sogenannte Cross-Over-Studie). Die Autoren konnten aufzeigen, dass es zu keinerlei relevanter Veränderung der Schmerzsymptomatik kam - und zwar weder unter Kochsalzinjektionstherapie noch bei der Verwendung von sterilem Wasser.
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Wreje und Brorsson (1995) aus der Abteilung für Klinische Neurologie und Familienmedizin des Karolinska Institutes in Schweden verglichen bei 117 Patienten mit myofaszialem Schmerzsyndrom sogar, ob die reine Wasserinjektion oder die Injektion mit Kochsalzlösung besser sei. <ref>Wreje U, Brorsson B: A multicenter randomized controlled trial of injections of sterile water and saline for chronic myofascial pain syndrome. Pain 61: 441-444, 1995</ref> Sie berichteten, dass die Kochsalzlösung den Patienten subjektiv deutlich weniger Schmerzen bereitete. 1% der Patienten brachen die Kochsalz- und 12% Patienten die Sterile-Wasser-Injektionstherapie aufgrund zu großer Schmerzen ab. Allerdings war in beiden Gruppen der Behandlungserfolg nicht sehr überzeugend, denn auf einer 20-Punkte-Schmerzskala, auf der die Patienten ihre Beschwerden ankreuzen konnten, sanken die Werte 14 Tage nach Injektion kaum ab. Bei den 61 Patienten, die steriles Wasser erhielten, sank der Schmerzscore von 10 auf 8 Punkte. Bei den 55 Patienten, die Kochsalzlösung bekamen, sank der Score von 9,5 auf knapp 8 Punkte.
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Wreje und Brorsson aus der Abteilung für Klinische Neurologie und Familienmedizin des Karolinska Institutes in Schweden verglichen bei 117 Patienten mit myofaszialem Schmerzsyndrom sogar, ob die reine Wasserinjektion oder die Injektion mit Kochsalzlösung besser sei.<ref>Wreje U, Brorsson B: A multicenter randomized controlled trial of injections of sterile water and saline for chronic myofascial pain syndrome. Pain 61: 441-444, 1995</ref> Sie berichteten, dass die Kochsalzlösung den Patienten subjektiv deutlich weniger Schmerzen bereitete. 1% der Patienten brachen die Kochsalz- und 12% Patienten die Sterile-Wasser-Injektionstherapie aufgrund zu großer Schmerzen ab. Allerdings war in beiden Gruppen der Behandlungserfolg nicht sehr überzeugend, denn auf einer 20-Punkte-Schmerzskala, auf der die Patienten ihre Beschwerden ankreuzen konnten, sanken die Werte 14 Tage nach Injektion kaum ab. Bei den 61 Patienten, die steriles Wasser erhielten, sank der Schmerzscore von 10 auf 8 Punkte. Bei den 55 Patienten, die Kochsalzlösung bekamen, sank der Score von 9,5 auf knapp 8 Punkte.
    
Allerdings liegt auch eine positive Studie der Autorengruppe um Byrn et al. (1993) aus der anästhesiologischen Abteilung des Sahlgrenska-Hospitals im schwedischen Göteborg vor.<ref>[https://www.arznei-telegramm.de/html/1993_05/9305044_01.html Muskelschmerzen nach Schleudertrauma – Wasser subkutan mit „Wunder“-Wirkungen] Arzenitelegramm 5/1993</ref> Hier wurden 40 Patienten mit Kopfschmerzen aufgrund von Schleudertrauma (4-6 Jahre vor der Therapie erlitten) entweder steriles Wasser oder Kochsalzlösung in Nacken oder Schulter gespritzt. Die Autoren verabfolgten den Patienten innerhalb der ersten zwei Monate nach dem Unfall bis zu drei Therapiesitzungen und untersuchten die Patienten acht Monate später erneut. Die subjektiven Beschwerdeangaben der Patienten, die diese auf einer Schmerzskala mit 0-10 Punkten angeben konnten, waren in der Kochsalzinjektionsgruppe von 4,0 auf 2,4 Punkte gefallen, während die analogen Werte nach Injektion von sterilem Wasser von 3,6 auf 4,7 angestiegen waren.
 
Allerdings liegt auch eine positive Studie der Autorengruppe um Byrn et al. (1993) aus der anästhesiologischen Abteilung des Sahlgrenska-Hospitals im schwedischen Göteborg vor.<ref>[https://www.arznei-telegramm.de/html/1993_05/9305044_01.html Muskelschmerzen nach Schleudertrauma – Wasser subkutan mit „Wunder“-Wirkungen] Arzenitelegramm 5/1993</ref> Hier wurden 40 Patienten mit Kopfschmerzen aufgrund von Schleudertrauma (4-6 Jahre vor der Therapie erlitten) entweder steriles Wasser oder Kochsalzlösung in Nacken oder Schulter gespritzt. Die Autoren verabfolgten den Patienten innerhalb der ersten zwei Monate nach dem Unfall bis zu drei Therapiesitzungen und untersuchten die Patienten acht Monate später erneut. Die subjektiven Beschwerdeangaben der Patienten, die diese auf einer Schmerzskala mit 0-10 Punkten angeben konnten, waren in der Kochsalzinjektionsgruppe von 4,0 auf 2,4 Punkte gefallen, während die analogen Werte nach Injektion von sterilem Wasser von 3,6 auf 4,7 angestiegen waren.
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Dr. Desnizza selbst gibt in seinem Buch mehrere Studien an, die er selbst durchgeführt und finanziert habe, um damit den Beweis für die Wirksamkeit der Kochsalzinjektionstherapie anzutreten. Leider handelt es sich ohne Ausnahme nur um äußerst knappe Kurzmitteilungen, die in Kongressbänden veröffentlicht wurden. Diese Pressesplitter sind im Regelfall nicht länger als 200-300 Worte und bieten dem kritischen Leser nur die Möglichkeit, die getroffenen Angaben zu glauben oder nicht. Eine Überprüfung der Behauptungen ist nicht möglich. Offensichtlich handelt es sich bei den Zitatstellen Dr. Desnizzas um übliche Kurz-Kongressmitteilungen, die bei wissenschaftlichen Kongressen an dortige Schwarze Bretter oder Pinnwände gehängt, nach Kongressende eingesammelt und in Zusatzbänden von medizinischen Fachzeitschriften (sogenannten Supplement-Abstract-Bänden) abgedruckt werden. Bis zu seinem Tod hatte Dr. med. Volker Desnizza trotz einer angeblich über 20.000 Patienten umfassenden Datei keinerlei ausführliche Einzelfallbeschreibung oder gar eine Studie zu seiner 'Neurotopischen Therapie' veröffentlicht.
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Dr. Desnizza selbst gibt in seinem Buch mehrere Studien an, die er selbst durchgeführt und finanziert habe, um damit den Beweis für die Wirksamkeit der Kochsalzinjektionstherapie anzutreten. Dabei handelt es sich ohne Ausnahme nur um äußerst knappe Kurzmitteilungen, die in Kongressbänden veröffentlicht wurden. Diese Pressesplitter umfassen im Regelfall nur 200-300 Worte und bieten dem kritischen Leser nur die Möglichkeit, die mitgeteilten Angaben zu glauben oder nicht. Eine Überprüfung der Behauptungen ist nicht möglich. Offensichtlich handelt es sich bei den Zitatstellen Dr. Desnizzas um übliche Kurz-Kongressmitteilungen, die bei wissenschaftlichen Kongressen an dortige Schwarze Bretter oder Pinnwände gehängt, nach Kongressende eingesammelt und in Zusatzbänden von medizinischen Fachzeitschriften (sogenannten Supplement-Abstract-Bänden) abgedruckt werden. Bis zu seinem Tod hatte Dr. med. Volker Desnizza trotz einer angeblich über 20.000 Patienten umfassenden Datei keinerlei ausführliche Einzelfallbeschreibung oder gar eine Studie zu seiner 'Neurotopischen Therapie' veröffentlicht.
    
==Wirksamkeit ==
 
==Wirksamkeit ==
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