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Die '''Chelattherapie''' ist ein umstrittenes Verfahren, das in den 1980er Jahren aus den USA nach Europa transportiert wurde und als Heilverfahren für verschiedenste Indikationen angepriesen wird.  
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Die '''Chelattherapie''' ist ein umstrittenes Verfahren, das als Heilverfahren für verschiedenste Indikationen angepriesen wird.Debai kommen dabei Chelatbildner wie zum Beispiel Äthylendiamintetraessigsäure (EDTA) zum Einsatz.
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In Deutschland wird die Chelattherapie unter anderem von der Ärztegesellschaft für Klinische Metalltoxikologie e.V. (KMT) propagiert.
 
In Deutschland wird die Chelattherapie unter anderem von der Ärztegesellschaft für Klinische Metalltoxikologie e.V. (KMT) propagiert.
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==Beworbene Einsatzgebiete==
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== Einsatzgebiete ==
Alzheimer-Krankheit, Senilität, Schizophrenie, rheumatische Arthritis, Osteoarthritis, Gicht, Nierensteine, schlaganfallbedingtes Koma, Gallensteine, Multiple Sklerose, Osteoporose, chronisches Müdigkeitssyndrom, Krampfadern, Bluthochdruck, Beeinträchtigung des Erinnerungsvermögens, Sklerodermie, Raynaud-Syndrom, Digitalisvergiftung, Claudicatio intermittens (Schaufensterkrankheit), diabetische Geschwüre, Durchblutungsstörungen, Geschwüre an den Beinen, giftige Schlangenbisse, Impotenz, emotionale Schwierigkeiten, Seh- und Hörprobleme (Meyer 1998).
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===Medizin===
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Chelate werden in der evidenzbasierten Medizin seit den 1940er Jahren bei schweren Vergiftungen durch Schwermetalle eingesetzt. Nach dem Ausschalten der Vergiftungsursache (Beenden der Exposition) ist der Einsatz von Chelatbildnern die nächstwichtige Therapieform.
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Schwermetalle wie Blei, Quecksilber u. A. werden im Körper gespeichert und reichern sich im Gewebe an, Blei beispielsweise in den Knochen, an und bleibt bei Beseitigung der ursprünglichen Quelle weiterhin im Körper. Durch das allmähliche Freisetzen des gespeicherten Schwermetalls besteht damit eine dauerhafte Belastung des Körpers. Chelatbildner beschleunigen die natürliche Ausscheidung dieser im Körper gespeicherten Schwermetallen, indem sie zweiwertige Ionen in komplexen Verbindungen binden.
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Weiterhin wird Morbus Wilson, eine Stoffwechselkrankheit, die Kupfer im Körper anreichert, mit Chelatbildnern therapiert.
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=== Alternativmedizin===
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Die Chelattherapie wird in der Alternativmedizin vor allem zur [[Entgiftung|Ausleitung]] von milden (und oft nur behaupteten) Schwermetallen eingesetzt, oft auch ohne dass eine konkrete Belastung bzw. Vergiftungssymptome vorliegen (zum Beispiel Personen mit [[Amalgam]]-Plomben).<ref name='Engesser'>Zum Beispiel hier: http://www.chelat-therapie-ausleitung.de/leistungen/chelat-therapie/hintergrund-und-details/</ref>
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Des weitern wird die Cheltattherapie bei Arteriosklerose beworben („Rohrfrei für die Blutgefäße“) und findet in diesem Zusammenhang Anwendung bei der Alzheimer-Krankheit, Senilität, Schizophrenie, rheumatische Arthritis, Osteoarthritis, Gicht, Nierensteine, schlaganfallbedingtes Koma, Gallensteine, Multiple Sklerose, Osteoporose, chronisches Müdigkeitssyndrom, Krampfadern, Bluthochdruck, Beeinträchtigung des Erinnerungsvermögens, Sklerodermie, Raynaud-Syndrom, Digitalisvergiftung, Claudicatio intermittens (Schaufensterkrankheit), diabetische Geschwüre, Durchblutungsstörungen, Geschwüre an den Beinen, giftige Schlangenbisse, Impotenz, emotionale Schwierigkeiten, Seh- und Hörprobleme angepriesen. <ref name='Meyer'>Meyer FP: Über die 'Omnipotenz' der Chelattherapie. Forsch Komplementärmed, 5, 266-271, 1998</ref>
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Auch gesunden Menschen, die einfach nur „gesund alt“ werden möchten sowie älteren Menschen wird die Chelattherapie als [[Anti Anging]]-Mittel empfohlen. <ref name='Engesser'></ref>
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Bei der Chelattherapie erhalten die Patienten bis zu 70 intravenöse Infusionen mit EDTA (Äthylendiamintetraessigsäure), wobei oft parallel hochdosierte Gaben von Vitaminen, Spurenelementen, Mineralien und anderen Arzneimitteln beigemischt werden. Die Infusionen dauern 3-4 Stunden und werden 1-2mal wöchentlich vorgenommen. Empfehlungen zur gesunden Lebensführung runden die Therapie ab (Meyer 1998).
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==Durchführung==
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Bei der Chelattherapie erhalten die Patienten bis zu 70 intravenöse Infusionen mit Äthylendiamintetraessigsäure (EDTA), wobei oft parallel hochdosierte Gaben von Vitaminen, Spurenelementen, Mineralien und anderen Arzneimitteln beigemischt werden. Die Infusionen dauern 3-4 Stunden und werden 1-2mal wöchentlich vorgenommen. Empfehlungen zur gesunden Lebensführung runden die Therapie ab <ref name='Meyer'></ref>.
    
==Behaupteter Wirkmechanismus==
 
==Behaupteter Wirkmechanismus==
Ansatzpunkt der Chelattherapie ist es angeblich, durch die Bindung von Ca<sup>2+</sup>-Ionen mittels so genannter Chelatbildner (EDTA, D-Penicillamin, Deferoxamin) eine Entkalkung arteriosklerotischer Plaques zu erreichen und dadurch die Gefäße wieder geschmeidig zu machen, um die Durchblutung zu fördern. Man wolle 'den Kalk aus den Adern rieseln lassen'. Kalk spielt aber bei der Genese der Plaquebildung in den Gefäßen keine wesentliche Rolle.
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Ansatzpunkt der Chelattherapie ist es angeblich, durch die Bindung von Ca<sup>2+</sup>-Ionen mittels so genannter Chelatbildner (EDTA, D-Penicillamin, Deferoxamin) eine Entkalkung arteriosklerotischer Plaques zu erreichen und dadurch die Gefäße wieder geschmeidig zu machen, um die Durchblutung zu fördern. Man wolle 'den Kalk aus den Adern rieseln lassen'. Allerdings spielt Kalk aber bei der Entstehung von Plaques in den Blutgefäßen keine wesentliche Rolle.
    
==Zulassungssituation in Deutschland==
 
==Zulassungssituation in Deutschland==
In den 1980er Jahren suchten die Befürworter der Chelattherapie in Deutschland den Eindruck zu erwecken, Chelatbildner wie EDTA seien zugelassene Arzneimittel und die Therapie somit seriös. So schrieb Martin (1986): 'Wir verfügen in Deutschland über ein beim Bundesgesundheitsamt in Berlin ordnungsgemäß zugelassenes EDTA-Präparat für die Behandlung von Verschlußkrankheiten'. Tatsächlich war das Mittel bereits vor 1976 zugelassen worden und zwar zu einem Zeitpunkt, zu dem kein Wirksamkeitsnachweis für eine Arzneimittelzulassung in Deutschland notwendig war. Das entsprechende Präparat hatte damals auch nur eine Zulassung für ganz bestimmte Indikationen (z.B. diagnostischer Bleitest und Therapie akuter, chronischer und latenter Bleivergiftungen, Entfernung von Schwermetallen wie Blei, Cadmium, Kobalt, Kupfer, Nickel, Chrom, Mangan, Quecksilber, Vanadium und Zink und von Radioisotopen wie Uran). Für Gefäßerkrankungen oder die anderen von Chelattherapeuten genannten Indikationen war das Präparat nicht zugelassen (Meyer 1998).
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In den 1980er Jahren suchten die Befürworter der Chelattherapie in Deutschland den Eindruck zu erwecken, Chelatbildner wie EDTA seien zugelassene Arzneimittel und die Therapie somit seriös. So schrieb Martin (1986): <ref>Martin CD: Die Chelattherapie. Universitas Verlag, 1986</ref> 'Wir verfügen in Deutschland über ein beim Bundesgesundheitsamt in Berlin ordnungsgemäß zugelassenes EDTA-Präparat für die Behandlung von Verschlusskrankheiten'. Tatsächlich war das Mittel bereits vor 1976 zugelassen worden und zwar zu einem Zeitpunkt, zu dem kein Wirksamkeitsnachweis für eine Arzneimittelzulassung in Deutschland notwendig war. Das entsprechende Präparat hatte damals auch nur eine Zulassung für ganz bestimmte Indikationen (z.B. diagnostischer Bleitest und Therapie akuter, chronischer und latenter Bleivergiftungen, Entfernung von Schwermetallen wie Blei, Cadmium, Kobalt, Kupfer, Nickel, Chrom, Mangan, Quecksilber, Vanadium und Zink und von Radioisotopen wie Uran). Für Gefäßerkrankungen oder die anderen von Chelattherapeuten genannten Indikationen war das Präparat nicht zugelassen.<ref name='Meyer'></ref>
    
==Studienlage==
 
==Studienlage==
Bei klinischen Voruntersuchungen wiesen Guldager et al. (1993) nach, dass die Gabe von EDTA in einem doppelblinden randomisierten placebokontrollierten (Placebo: NaCl 0.9%) Versuch am Menschen keinen Einfluß auf die Serumspiegel von Cholesterin, LDL, HDL und Triglyceriden hatte. In der Folge wurde in einer weiteren randomisierten placebokontrollierten Doppelblindstudie bei 80 Patienten (EDTA) bzw. 79 Patienten (Placebo: NaCl 0.9%) versucht, deren Claudicatio intermittens mittels Chelattherapie erfolgreich zu behandeln. Obwohl alle Patienten instruiert wurden, das Rauchen zu unterlassen, körperliches Training durchzuführen, Diätregeln einzuhalten und das Gewicht zu reduzieren, gab es keine Unterschiede zwischen der EDTA- und Placebotherapie nach 20 Injektionen im Verlauf von 5-9 Wochen (eine Infusion dauerte 3-4 Stunden). Weder die schmerzfrei von den Patienten zurückzulegende Wegstrecke (in Metern), noch die maximale Wegstrecke oder die subjektive Befindlichkeit, einige Laborparameter oder Nebenwirkungen waren zwischen beiden Studienarmen verschieden (Sloth-Nielsen et al. 1991). Van Rij et al. (1994) untersuchten ebenfalls in einem placebokontrolliertem Versuch die Wegstrecke von Claudicatio intermittens-Patienten und fanden heraus, dass es keinen Unterschied zwischen einer EDTA- und Placebo-behandelten Gruppe gab. Pikanterweise verbesserte sich die Wegstrecke sogar um 60% in beiden Studienarmen, was auf einen erheblichen [[Placeboeffekt]] solcher Therapieformen schließen lässt. Die Erwartungshaltung der Patienten wird demnach durch eine scheinbar wirksame Behandlung unterstützt und motivationsbedingt erreichen die Patienten längere Wegstrecken. Deshalb wird es immer Patienten geben, die aus einer Chelattherapie Nutzen ziehen, der aber mit EDTA oder dem jeweiligen Chelatbildner in Wirklichkeit nichts zu tun hat, nicht vorhersehbar ist und auch nicht reproduzierbar sein muß (Meyer 1998).
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Entsprechende klinische Studien konnten keine Wirksamkeit der Chelattherapie bei arteriellen Plaques nachweisen.
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==Schwere Nebenwirkungen==
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Guldager et al. (1993) wiesen bei klinischen Voruntersuchungen nach, dass die Gabe von EDTA in einem doppelblinden randomisierten placebokontrollierten (Placebo: NaCl 0.9%) Versuch am Menschen keinen Einfluss auf die Serumspiegel von Cholesterin, LDL, HDL und Triglyceriden hatte. <ref>Guldager B, Foergeman O, Jorgensen SJ, Nexo E, Jelnes R: Disodium-ethylene diamine tretaacetic acid (EDTA) has no effect on blood lipids in atherosclerotic patients. Dan Med Bull, 40, 625-627, 1993</ref>
Die Therapie mit Chelatbildnern ist nicht harmlos. So gibt es seit Jahrzehnten immer wieder Berichte über schwere Nebenwirkungen, die in der Fachliteratur beschrieben werden. Peterson (1983) beschrieb einen Fall mit schwerer Vaskulitis (Gefäßentzündung) unter EDTA-Therapie, bei dem nur mit einer schnellen operativen Intervention ein tödlicher Ausgang verhindert werden konnte. Auch beschrieb dieser Autor einen Fall mit hämolytischer Anämie und konsekutivem Herzinfarkt. Proksch und Kölmel (1985) beschrieben akute psychiatrische Komplikationen (Depression, Gedächtnisstörungen, Verschlechterung einer Demenz) nach EDTA-Therapie, die auf einen massiven EDTA-bedingten Zinkverlust zurückzuführen waren.
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Nissel (1986) beschrieb den dramatischen Verlauf im Fall eines 77jährigen Patienten mit seit Jahren zunehmenden arteriosklerotischen Gefäßveränderungen, der über 3 Wochen Chelatbildner-Infusionen erhalten hatte. Sieben Stunden nach der letzten Infusion mußte der Mann aufgrund einer hochgradigen Hypokalzämie mit ausgeprägtem Hirnödem in eine Klinik eingeliefert werden, wo er trotz intensivtherapeutischer Maßnahmen verstarb.
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In der Folge wurde in einer weiteren randomisierten placebokontrollierten Doppelblindstudie bei 80 Patienten (EDTA) bzw. 79 Patienten (Placebo: NaCl 0.9%) versucht, deren Claudicatio intermittens (zeitweise Hinken bei einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit, auch Schaufensterkrankheit genannt) mittels Chelattherapie zu behandeln. Obwohl alle Patienten instruiert wurden, das Rauchen zu unterlassen, körperliches Training durchzuführen, Diätregeln einzuhalten und das Gewicht zu reduzieren, gab es keine Unterschiede zwischen der EDTA- und Placebotherapie nach 20 Injektionen im Verlauf von 5-9 Wochen (eine Infusion dauerte 3-4 Stunden). Weder die schmerzfrei von den Patienten zurückzulegende Wegstrecke (in Metern), noch die maximale Wegstrecke oder die subjektive Befindlichkeit, einige Laborparameter oder Nebenwirkungen waren zwischen beiden Studienarmen verschieden. <ref>Sloth-Nielsen J, Guldager B, Mouritzen C, Lund EB, Egeblad M, Nrregaard O, Jorgensen SJ, Jelnes R: Arteriographic findings in EDTA chelation therapy on peripheral arteriosclerosis. Am J Surg, 162, 122-125, 1991</ref>
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In den USA sind Fälle bekannt, in denen diese Therapie ebenfalls zum Tod des Patienten führte. In Texas wurde ein Arzt zu einer Strafe von $ 2.150.000 verurteilt. Er hatte die Herzerkrankung des im Jahre 1992 im Alter von 61 Jahren verstorbenen Frank Vecchio, Inhaber der Del Vecchio Foods Distribution Company, erfolglos mit der unwirksamen Chelattherapie behandelt (NCAHF 1996).
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Van Rij et al. (1994) untersuchten ebenfalls in einem placebokontrolliertem Versuch die Wegstrecke von Claudicatio intermittens-Patienten und fanden heraus, dass es keinen Unterschied zwischen einer EDTA- und Placebo-behandelten Gruppe gab. <ref>Rij AM van, Solomon C, Packer SGK, Hopkins WG: Chelation therapy for intermittent claudication. Circulation, 90, 1194-1199, 1994</ref> Die Wegstrecke verlängerte sich sogar um 60% in beiden Studienarmen, was auf einen erheblichen [[Placeboeffekt]] solcher Therapieformen schließen lässt. Die Erwartungshaltung der Patienten wird demnach durch eine scheinbar wirksame Behandlung unterstützt und motivationsbedingt erreichen die Patienten längere Wegstrecken.
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Zwerling und Estes (1993) berichteten über zwei Patienten, bei denen sich ein Ast der Arteria centralis retinae unter der EDTA-Therapie verschloß und die Sehfähigkeit eingeschränkt war. Nach Absetzen des EDTAs war diese Nebenwirkung nur in geringem Umfang reversibel.
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==Nebenwirkungen==
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Obwohl die Anbietern der Chelattherapie immer wieder behaupten, die Chelattherapie sei harmlos, gibt es bereits seit Jahrzehnten immer wieder Berichte über schwere Nebenwirkungen, die in der Fachliteratur beschrieben werden. Cheltabildner entfernen nicht nur Schwermetall-Ionen aus dem Körper, sondern auch Ionen von metallischen Spurenelementen und Mineralien, was zu deren Mangel führen kann. Das Ausschwemmen von Calcium kann zu einer Störung des Calciumstoffwechsels und in der Folge zu Herzrhythmusstörungen, Krampfanfällen und sogar Atemstillstand führen. Auch Todesfälle sind bekannt geworden. Der Calciummangel kann außerdem zur Störung der Blutgerinnung, Nierenversagen und einer Störung des Knochenmarks führen. <ref>Federspiel K, Herbst V: Die Andere Medizin. Nutzen und Risiken sanfter Heilmethoden. Stiftung Warentest Verlag, 2. Aufl., S. 219f, 1992</ref>
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==Chelattherapie ist nutzlos und gefährlich==
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Über weitere Nebenwirkungen der Chelattherapie berichtet die Fachliteratur:
Die Chelattherapie ist unwirksam und zudem gefährlich für den Patienten. Zudem entstehen den Patienten hohe Kosten von bis zu DM 6.000 pro Behandlungsserie (Federspiel und Herbst 1996).
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*Peterson (1983) beschrieb einen Fall mit schwerer Vaskulitis (Gefäßentzündung) unter EDTA-Therapie, bei dem nur mit einer schnellen operativen Intervention ein tödlicher Ausgang verhindert werden konnte. Auch beschrieb dieser Autor einen Fall mit hämolytischer Anämie und konsekutivem Herzinfarkt. <ref>Peterson GR: Adverse effects of chelation therapy. JAMA, 250, 2926, 1983</ref>
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*Proksch und Kölmel (1985) beschrieben akute psychiatrische Komplikationen (Depression, Gedächtnisstörungen, Verschlechterung einer Demenz) nach EDTA-Therapie, die auf einen massiven EDTA-bedingten Zinkverlust zurückzuführen waren.<ref>Proksch, E.; Kölmel, K.: Zinkmangelsyndrom als Nebenwirkung von Chelatbildnern, Dt. med. Wochenschrift. 01/1985;110(25): 1001-1003</ref>
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*Nissel (1986) beschrieb den dramatischen Verlauf im Fall eines 77jährigen Patienten mit seit Jahren zunehmenden arteriosklerotischen Gefäßveränderungen, der über 3 Wochen Chelatbildner-Infusionen erhalten hatte. Sieben Stunden nach der letzten Infusion musste der Mann aufgrund einer hochgradigen Hypokalzämie mit ausgeprägtem Hirnödem in eine Klinik eingeliefert werden, wo er trotz intensivtherapeutischer Maßnahmen verstarb. <ref>Nissel H: Arteriosklerose und Chelattherapie. Wien Med Wochenschr, 136, 586-588, 1986</ref>
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*In den USA sind Fälle bekannt, in denen diese Therapie ebenfalls zum Tod des Patienten führte. In Texas wurde ein Arzt zu einer Strafe von $ 2.150.000 verurteilt. Er hatte die Herzerkrankung des im Jahre 1992 im Alter von 61 Jahren verstorbenen Frank Vecchio, Inhaber der Del Vecchio Foods Distribution Company, erfolglos mit der unwirksamen Chelattherapie behandelt. <ref>NCAHF: Newsletter, 19, 2, 1996</ref>
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*Zwerling und Estes (1993) berichteten über zwei Patienten, bei denen sich ein Ast der Arteria centralis retinae (Zentralarterie des Auges) unter der EDTA-Therapie verschloss und die Sehfähigkeit eingeschränkt war. Nach Absetzen des EDTAs war diese Nebenwirkung nur in geringem Umfang reversibel. <ref>Zwerling CS, Estes EH: Branch retinal artery occlusion. A possible adverse effect of chelation therapy. N C Med J, 54, 172-174, 1993</ref>
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Die Chelattherapie zur Behandlung vaskulärer Erkrankungen wurde bereits vom National Institut of Health als unwirksam abgelehnt (NCAHF-Newsletter, 19, 2, 1996). Die American Medical Association (1983), der Wissenschaftliche Beitrag der Bundesärztekammer (Wolff und Scheler 1984) und auch die National Heart Foundation of New Zealand (Swinburn 1995) gaben negative Stellungnahmen und Bewertungen zur Chelattherapie ab.
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==Bewertung==
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Die Chelattherapie ist gegen Arteriosklerose unwirksam und zudem gefährlich für den Patienten. Die Ausleitung von Schwermetallen, ohne, dass in der Vergangenheit eine konkrete Schwermetallbelastung vorlag oder sich Vergiftungssymptome zeigen, ist unnötig. Ebenso unwirksam und unnötig ist diese Behandlung als reines Anti-Aging-Mittel. Zudem entstehen den Patienten hohe Kosten. <ref>Federspiel K, Herbst V: Die Andere Medizin. Nutzen und Risiken sanfter Heilmethoden. Stiftung Warentest Verlag, 4. Aufl., S.217, 1996</ref>
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Die Chelattherapie zur Behandlung vaskulärer Erkrankungen wurde bereits vom National Institut of Health als unwirksam abgelehnt. <ref>NCAHF: Newsletter, 19, 2, 1996</ref> Die American Medical Association (1983), der Wissenschaftliche Beitrag der Bundesärztekammer und auch die National Heart Foundation of New Zealand gaben negative Stellungnahmen und Bewertungen zur Chelattherapie ab. <ref>American Medical Association: Chelation therapy. JAMA, 250, 672, 1983</ref><ref>Wolff HP, Scheler F: Stellungnahme des Wissenschaftlichen Beirates der Bundesärztekammer und der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft: Wie sicher und wirksam ist die sogenannte Chelattherapie bei der Behandlung atherosklerotischer Gefäß-Erkrankungen? Dtsch Ärztebl, 81, 436, 1984</ref><ref>Swinburn BA: Randomised trial of chelation therapy. N Zeal Med J, 108, 20, 1995</ref>
    
==Literatur==
 
==Literatur==
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*[http://www.arznei-telegramm.de/zeit/0202_b.html Nochmals – EDTA-Chelattherapie der koronaren Herzkrankheit ohne Nutzen] arznei-telegramm 2002; 33: 23
 
*[http://www.arznei-telegramm.de/zeit/0202_b.html Nochmals – EDTA-Chelattherapie der koronaren Herzkrankheit ohne Nutzen] arznei-telegramm 2002; 33: 23
 
*[http://www.quackwatch.org/01QuackeryRelatedTopics/chelation.html Saul Green: Chelation Therapy: Unproven Claims and Unsound Theories] www.quackwatch.org 24.07.2007
 
*[http://www.quackwatch.org/01QuackeryRelatedTopics/chelation.html Saul Green: Chelation Therapy: Unproven Claims and Unsound Theories] www.quackwatch.org 24.07.2007
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==Quellennachweise==
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<references/>
    
{{OtherLang|ge=Chelattherapie|fr=Thérapie par chélation}}
 
{{OtherLang|ge=Chelattherapie|fr=Thérapie par chélation}}
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==Quellennachweise==
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* American Medical Association: Chelation therapy. JAMA, 250, 672, 1983
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* Federspiel K, Herbst V: Die Andere Medizin. Nutzen und Risiken sanfter Heilmethoden. Stiftung Warentest Verlag, 4. Aufl., S.217, 1996
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* Guldager B, Foergeman O, Jorgensen SJ, Nexo E, Jelnes R: Disodium-ethylene diamine tretaacetic acid (EDTA) has no effect on blood lipids in atherosclerotic patients. Dan Med Bull, 40, 625-627, 1993
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* Martin CD: Die Chelattherapie. Universitas Verlag, 1986
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* Meyer FP: Über die 'Omnipotenz' der Chelattherapie. Forsch Komplementärmed, 5, 266-271, 1998
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* NCAHF: Newsletter, 19, 2, 1996
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* Nissel H: Arteriosklerose und Chelattherapie. Wien Med Wochenschr, 136, 586-588, 1986
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* Peterson GR: Adverse effects of chelation therapy. JAMA, 250, 2926, 1983
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* Rij AM van, Solomon C, Packer SGK, Hopkins WG: Chelation therapy for intermittent claudication. Circulation, 90, 1194-1199, 1994
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* Sloth-Nielsen J, Guldager B, Mouritzen C, Lund EB, Egeblad M, Nrregaard O, Jorgensen SJ, Jelnes R: Arteriographic findings in EDTA chelation therapy on peripheral arteriosclerosis. Am J Surg, 162, 122-125, 1991
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* Swinburn BA: Randomised trial of chelation therapy. N Zeal Med J, 108, 20, 1995
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* Wolff HP, Scheler F: Stellungnahme des Wissenschaftlichen Beirates der Bundesärztekammer und der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft: Wie sicher und wirksam ist die sogenannte Chelattherapie bei der Behandlung atherosklerotischer Gefäß-Erkrankungen? Dtsch Ärztebl, 81, 436, 1984
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* Zwerling CS, Estes EH: Branch retinal artery occlusion. A possible adverse effect of chelation therapy. N C Med J, 54, 172-174, 1993
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{{Paralex}}
   
[[category:Therapie in der Pseudomedizin]]
 
[[category:Therapie in der Pseudomedizin]]
 
[[category:Wundertherapie der Multiplen Sklerose]]
 
[[category:Wundertherapie der Multiplen Sklerose]]
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