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Der nicht sterile Presssaft wurde zur oberflächlichen Wunddesinfektion, zur Tränkung von Wundverbänden und zur Spülung von Operationswunden sowie der offenen Bauchhöhle eingesetzt. Der anordnende Pier war in Personalunion Klinikeigentümer, ärztlicher Leiter und Chefarzt der Chirurgie der Sankt-Antonius-Klinik Wegberg.<ref>[http://www.aerztezeitung.de/panorama/article/492588/zitronensaft-desinfektion-wunden-anklage-klinik-chefarzt-erhoben.html Zitronensaft zur Desinfektion von Wunden: Anklage gegen Klinik-Chefarzt erhoben. Ärzte Zeitung online, 21. April 2008]</ref> Dies führte dazu, dass ärztliche Kollegen keinen anderen Weg sahen, auf Missstände durch die Zitronensaftanwendungen sowie mögliche andere Fehlbehandlungen aufmerksam zu machen, als 2006 anonym Anzeige bei der Staatsanwaltschaft zu erstatten. Auch das Pflegepersonal wunderte sich über die ungewöhnliche experimentelle Therapie, die den Patienten als "Ascorbinsäure-Anwendung" erläutert wurde.
 
Der nicht sterile Presssaft wurde zur oberflächlichen Wunddesinfektion, zur Tränkung von Wundverbänden und zur Spülung von Operationswunden sowie der offenen Bauchhöhle eingesetzt. Der anordnende Pier war in Personalunion Klinikeigentümer, ärztlicher Leiter und Chefarzt der Chirurgie der Sankt-Antonius-Klinik Wegberg.<ref>[http://www.aerztezeitung.de/panorama/article/492588/zitronensaft-desinfektion-wunden-anklage-klinik-chefarzt-erhoben.html Zitronensaft zur Desinfektion von Wunden: Anklage gegen Klinik-Chefarzt erhoben. Ärzte Zeitung online, 21. April 2008]</ref> Dies führte dazu, dass ärztliche Kollegen keinen anderen Weg sahen, auf Missstände durch die Zitronensaftanwendungen sowie mögliche andere Fehlbehandlungen aufmerksam zu machen, als 2006 anonym Anzeige bei der Staatsanwaltschaft zu erstatten. Auch das Pflegepersonal wunderte sich über die ungewöhnliche experimentelle Therapie, die den Patienten als "Ascorbinsäure-Anwendung" erläutert wurde.
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Die Staatsanwaltschaft Mönchengladbach klagte Pier und Kollegen unter anderem wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung mit Todesfolge an. Der Ex-Chefarzt soll Patienten im Wegberger Krankenhaus unnötig Organe entnommen und frisch gepressten Zitronensaft statt steriler Lösung in den Bauchraum gespritzt haben. Dem einst renommierten Mediziner werden 69&nbsp;Vergehen an 17&nbsp;Patienten im Alter zwischen 50&nbsp;und 92&nbsp;Jahren vorgeworfen. Sieben Patienten überlebten die Tortur nicht. Sie sollen durch Ärztehand gestorben sein.<ref>[http://www.az-an-netrace.de/wordpress/wp-content/2007_09_04_startbericht_az.pdf "Niemand durfte mehr mit uns sprechen." Aachener Zeitung, 4. September 2007]</ref> In vier Fällen durch handwerkliche Fehler, in drei Fällen durch Körperverletzung mit Todesfolge. Pier bestritt die Vorwürfe. Im Januar 2010 wurde Pier vom andgericht Mönchengladbach zu einem Jahr und drei Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.<ref>[http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,672186,00.html Klinikskandal: Richter verurteilen Zitronensaft-Arzt zu Bewährungsstrafe. Spiegel Online, 15. Januar 2010]</ref> Diese Entscheidung bezieht sich nur auf einen von vielen Fällen, für die Arnold Pier angeklagt ist. Bei diesem ersten Fall ging es um den Tod einer 80-jährigen Patientin. Ihre Operationswunden sollen mit Zitronensaft desinfiziert worden sein. Zwei weitere Ärzte wurden freigesprochen. Chefarzt Pier verlor seine Approbation (ruhend), verbrachte ein halbes Jahr in Untersuchungshaft und verkaufte zwangsweise die 100&nbsp;Betten-Klinik, die er zuvor von der Gemeinde für 25.000&nbsp;Euro gekauft und durchrationalisiert hatte. Der Kaufpreis soll bei 2&nbsp;Millionen Euro gelegen haben.<ref>http://krankenhaus-wegberg.blog.de/</ref>
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Die Staatsanwaltschaft Mönchengladbach klagte Pier und Kollegen unter anderem wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung mit Todesfolge an. Der Ex-Chefarzt soll Patienten im Wegberger Krankenhaus unnötig Organe entnommen und frisch gepressten Zitronensaft statt steriler Lösung in den Bauchraum gespritzt haben. Dem einst renommierten Mediziner werden 69&nbsp;Vergehen an 17&nbsp;Patienten im Alter zwischen 50&nbsp;und 92&nbsp;Jahren vorgeworfen. Sieben Patienten überlebten die Tortur nicht. Sie sollen durch Ärztehand gestorben sein.<ref>[http://www.az-an-netrace.de/wordpress/wp-content/2007_09_04_startbericht_az.pdf "Niemand durfte mehr mit uns sprechen." Aachener Zeitung, 4. September 2007]</ref> In vier Fällen durch handwerkliche Fehler, in drei Fällen durch Körperverletzung mit Todesfolge. Pier bestritt die Vorwürfe. Im Januar 2010 wurde Pier vom andgericht Mönchengladbach zu einem Jahr und drei Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.<ref>[http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,672186,00.html Klinikskandal: Richter verurteilen Zitronensaft-Arzt zu Bewährungsstrafe. Spiegel Online, 15. Januar 2010]</ref> Diese Entscheidung bezieht sich nur auf einen von vielen Fällen, für die Arnold Pier angeklagt war. Bei diesem ersten Fall ging es um den Tod einer 80-jährigen Patientin. Ihre Operationswunden sollen mit Zitronensaft desinfiziert worden sein. Zwei weitere Ärzte wurden freigesprochen. Chefarzt Pier verlor seine Approbation (ruhend), verbrachte ein halbes Jahr in Untersuchungshaft und verkaufte zwangsweise die 100&nbsp;Betten-Klinik, die er zuvor von der Gemeinde für 25.000&nbsp;Euro gekauft und durchrationalisiert hatte. Der Kaufpreis soll bei 2&nbsp;Millionen Euro gelegen haben.<ref>http://krankenhaus-wegberg.blog.de/</ref>
    
Gutachter im Prozess gegen Pier und weitere fünf Angeklagte sagten aus, dass die Anwendung von Zitronensaft einen rein "experimentellen Charakter" hätten und Literatur zur Anwendung fehle.<ref>[http://www.rp-online.de/niederrheinsued/erkelenz/nachrichten/wegberg/Pier-Prozess-Zitronensaft-fast-wie-Salzsaeure_aid_797132.html Pier-Prozess: "Zitronensaft fast wie Salzsäure". RP Online, 17. Dezember 2009]</ref>
 
Gutachter im Prozess gegen Pier und weitere fünf Angeklagte sagten aus, dass die Anwendung von Zitronensaft einen rein "experimentellen Charakter" hätten und Literatur zur Anwendung fehle.<ref>[http://www.rp-online.de/niederrheinsued/erkelenz/nachrichten/wegberg/Pier-Prozess-Zitronensaft-fast-wie-Salzsaeure_aid_797132.html Pier-Prozess: "Zitronensaft fast wie Salzsäure". RP Online, 17. Dezember 2009]</ref>
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Im Februar 2011 legte Pier ein Geständnis ab. Er gab mehrere Körperverletzungen mit Todesfolge sowie eine Reihe weiterer Körperverletzungen zu. Der Angeklagte räumte ein, dass er fehlerhaft gehandelt, unnötig und ohne Einwilligung operiert, Patienten nicht aufgeklärt, Zitronensaft zur Behandlung benutzt und die Bedeutung einer Patientenverfügung verkannt habe. Das Gericht hatte ihm im Gegenzug für das Geständnis eine Freiheitsstrafe zwischen dreieinhalb und viereinhalb Jahren in Aussicht gestellt. Aufgrund der überlangen Verfahrensdauer sollten 9 bis 13 Monate als bereits vollstreckt angerechnet werden.<ref>http://www.apotheke-adhoc.de/Nachrichten/Panorama/14130.html</ref> Arnold Pier wurde im März 2011 aufgrund seines Geständnisses zu einer Haftstrafe von 4 Jahren, einer Zahlung in Höhe von 30.000 Euro an die Hinterbliebenen und einem vierjährigen Berufsverbot verurteilt.<ref>http://www.1a-krankenversicherung.de/nachrichten/chefarzt-aus-wegberg-zu-vier-jahren-haft-verurteilt-11233</ref><ref>[http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/kriminalitaet/klinikskandal-urteil-im-wegberg-prozess-1608218.html Urteil im Wegberg-Prozess. FAZ.NET, 28. März 2011]</ref>
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Im Februar 2011 legte Pier ein Geständnis ab. Er gab mehrere Körperverletzungen mit Todesfolge sowie eine Reihe weiterer Körperverletzungen zu. Der Angeklagte räumte ein, dass er fehlerhaft gehandelt, unnötig und ohne Einwilligung operiert, Patienten nicht aufgeklärt, Zitronensaft zur Behandlung benutzt und die Bedeutung einer Patientenverfügung verkannt habe. Das Gericht hatte ihm im Gegenzug für das Geständnis eine Freiheitsstrafe zwischen dreieinhalb und viereinhalb Jahren in Aussicht gestellt. Aufgrund der langen Verfahrensdauer sollten 9 bis 13 Monate als bereits vollstreckt angerechnet werden.<ref>http://www.apotheke-adhoc.de/Nachrichten/Panorama/14130.html</ref> Arnold Pier wurde im März 2011 aufgrund seines Geständnisses zu einer Haftstrafe von 4 Jahren, einer Zahlung in Höhe von 30.000 Euro an die Hinterbliebenen und einem vierjährigen Berufsverbot verurteilt.<ref>http://www.1a-krankenversicherung.de/nachrichten/chefarzt-aus-wegberg-zu-vier-jahren-haft-verurteilt-11233</ref><ref>[http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/kriminalitaet/klinikskandal-urteil-im-wegberg-prozess-1608218.html Urteil im Wegberg-Prozess. FAZ.NET, 28. März 2011]</ref>
    
==Weblinks==
 
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