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'''Zitronensaft-Anwendungen''' und Zitronensaft-Therapien sind seltene Anwendungen von Zitronenpresssäften (des Zitronenbaums ''Citrus limonum'') in der [[Alternativmedizin]] und können als traditionelles, so genanntes Hausmittel angesehen werden.
 
'''Zitronensaft-Anwendungen''' und Zitronensaft-Therapien sind seltene Anwendungen von Zitronenpresssäften (des Zitronenbaums ''Citrus limonum'') in der [[Alternativmedizin]] und können als traditionelles, so genanntes Hausmittel angesehen werden.
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Medizinhistorisch hatte Zitronensaft eine Bedeutung zur Vorbeugung und kausalen Therapie der in der Seefahrt anzutreffenden Skorbut-Krankheit. Der englische Schiffsarzt James Lind wandte als erster im 18.&nbsp;Jahrhundert Zitronensaft zur Therapie von Skorbut an.<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/James_Lind</ref>
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Medizinhistorisch hatte Zitronensaft eine Bedeutung zur Vorbeugung und kausalen Therapie der in der Seefahrt verbreiteten Skorbut-Krankheit. Der englische Schiffsarzt James Lind wandte als erster im 18.&nbsp;Jahrhundert Zitronensaft zur Therapie von Skorbut an.<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/James_Lind</ref>
    
==Zitronenpresssaft ("Zitronensaft")==
 
==Zitronenpresssaft ("Zitronensaft")==
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Citronensäure und ihre Salze (Citrate) werden in der Medizin zur Verhinderung der Blutgerinnung in Blutspendebeuteln eingesetzt.
 
Citronensäure und ihre Salze (Citrate) werden in der Medizin zur Verhinderung der Blutgerinnung in Blutspendebeuteln eingesetzt.
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Zitronensaft (wie andere Fruchtsäfte auch) kann durch Pilze (z.B. Candida-Arten) kontaminiert sein.<ref>Uhitil S, Hadina S, Granić K, Jaksić S. Prevalence of Candida species in fresh fruit juices. Arh Hig Rada Toksikol. 2009 Dec;60(4):443-7.</ref><ref>Tournas VH, Heeres J, Burgess L. Moulds and yeasts in fruit salads and fruit juices. Food Microbiol. 2006 Oct;23(7):684-8. Epub 2006 Mar 20</ref>
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Zitronensaft kann (wie andere Fruchtsäfte auch) durch Pilze (z.B. Candida-Arten) kontaminiert sein.<ref>Uhitil S, Hadina S, Granić K, Jaksić S. Prevalence of Candida species in fresh fruit juices. Arh Hig Rada Toksikol. 2009 Dec;60(4):443-7.</ref><ref>Tournas VH, Heeres J, Burgess L. Moulds and yeasts in fruit salads and fruit juices. Food Microbiol. 2006 Oct;23(7):684-8. Epub 2006 Mar 20</ref>
    
==Verwendungen==
 
==Verwendungen==
Zitronensaft wird in Afrika (z.B. Nigeria) von Prostituierten für die Körperreinigung im Genitalbereich eingesetzt. Geglaubt wird hier an eine empfängnishemmende Wirkung, sowie eine Wirkung gegen Infektionskrankheiten (insbesondere HIV).<ref>Imade GE, Sagay AS, Onwuliri VA, Egah DZ, Potts M: Use of lemon or lime juice douches in women in Jos, Nigeria.Short RV.Sex Health. 2005;2(4):237-9</ref> Aufgrund eines nicht nachweisbaren Effekts wird von derartigen Anwendungen abgeraten.<ref>Anukam KC, Reid G: In vitro evaluation of the viability of vaginal cells (VK2/E6E7) and probiotic Lactobacillus species in lemon juice. Sex Health. 2009 Mar;6(1):67-74</ref>
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Zitronensaft wird in Afrika (z.B. Nigeria) von Prostituierten für die Körperreinigung im Genitalbereich eingesetzt. Dieser Praktik liegt der Glaube an eine empfängnishemmende sowie eine Wirkung gegen Infektionskrankheiten (insbesondere HIV).<ref>Imade GE, Sagay AS, Onwuliri VA, Egah DZ, Potts M: Use of lemon or lime juice douches in women in Jos, Nigeria.Short RV.Sex Health. 2005;2(4):237-9</ref> Aufgrund eines nicht nachweisbaren Effekts wird von derartigen Anwendungen abgeraten.<ref>Anukam KC, Reid G: In vitro evaluation of the viability of vaginal cells (VK2/E6E7) and probiotic Lactobacillus species in lemon juice. Sex Health. 2009 Mar;6(1):67-74</ref>
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Zitronensaft wird auch zur Verdünnung von Kokain-Crack und Heroin von Drogenabhägigen benutzt.<ref>Bisbe J, Miro JM, Latorre X, Moreno A, Mallolas J, Gatell JM, de la Bellacasa JP, Soriano E: Disseminated candidiasis in addicts who use brown heroin: report of 83 cases and review. Clin Infect Dis. 1992 Dec;15(6):910-23</ref> Über den Zitronensaft kam es in der Vergangenheit häufig zu Pilzerkrankungen durch Candida (ein Hefepilz).
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Zitronensaft wird auch von Drogenabhängigen zur Verdünnung von Kokain-Crack und Heroin verwendet.<ref>Bisbe J, Miro JM, Latorre X, Moreno A, Mallolas J, Gatell JM, de la Bellacasa JP, Soriano E: Disseminated candidiasis in addicts who use brown heroin: report of 83 cases and review. Clin Infect Dis. 1992 Dec;15(6):910-23</ref> Über den Zitronensaft kam es in der Vergangenheit häufig zu Pilzerkrankungen durch Candida (ein Hefepilz).
    
==Experimentelle Wundbehandlung==
 
==Experimentelle Wundbehandlung==
[[image:zitronensaft1.jpg|Empehlung zur Wundbehandlung und zur "Desinfektion" auf einer "Sanfte Therapien"-Webseite<ref>http://www.sanfte-therapien.de/Zitrone.htm</ref>|650px|thumb]]
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[[image:zitronensaft1.jpg|Empfehlung zur Wundbehandlung und zur "Desinfektion" auf einer "Sanfte Therapien"-Webseite<ref>http://www.sanfte-therapien.de/Zitrone.htm</ref>|650px|thumb]]
 
[[image:Zitronensaft4.jpg|thumb]]
 
[[image:Zitronensaft4.jpg|thumb]]
 
[[image:Pier.jpg|Verurteilter Pier<ref>Quelle: RP-Online</ref>|thumb]]
 
[[image:Pier.jpg|Verurteilter Pier<ref>Quelle: RP-Online</ref>|thumb]]
Zitronensaft ist im [[Homöopathie]]-Umfeld immer wieder als Mittel zur Behandlung von Wunden im Gespräch, und wird beispielsweise von der Impfgegnerin [[Anita Petek-Dimmer]] befürwortet.
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Zitronensaft ist im [[Homöopathie]]-Umfeld immer wieder als Mittel zur Behandlung von Wunden im Gespräch und wird beispielsweise von der Impfgegnerin [[Anita Petek-Dimmer]] befürwortet.
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Der Einsatz von Zitronensaft zur Wundbehandlung und Wundspülung an der Sankt-Antonius-Klinik in Wegberg soll nach Urteil des Landgerichts Mönchengladbach die Todesursache bei chirurgischen Patienten der Klinik gewesen sein. Unter der Leitung des mittlerweile verurteilten Chefarztes Arnold Pier<ref>http://www.wdr.de/themen/panorama/kriminalitaet10/wegberg_klinik/091008_portraet.jhtml</ref> wurden dazu in der Küche der Klinik Zitronen mit einem nicht sterilen Messer aufgeschnitten und mit einer nicht sterilen Presse ausgepresst, um den Saft sodann in Blasenspritzen aufzuziehen. Laut Artikel im Spiegel sollen auch Zitronensaftkonzentrate, wie sie im Lebensmittelhandel in kleinen gelben Plastikflaschen verkauft werden, zum Einsatz in der Chirurgie der Klinik gekommen sein. Es handelt sich dabei um Lebensmittel und nicht um Arzneimittel oder zugelassene Medizinprodukte.
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Der Einsatz von Zitronensaft zur Wundbehandlung und Wundspülung an der Sankt-Antonius-Klinik in Wegberg soll nach Urteil des Landgerichts Mönchengladbach die Todesursache bei chirurgischen Patienten der Klinik gewesen sein. Unter der Leitung des mittlerweile verurteilten Chefarztes Arnold Pier<ref>http://www.wdr.de/themen/panorama/kriminalitaet10/wegberg_klinik/091008_portraet.jhtml</ref> wurden dazu in der Küche der Klinik Zitronen mit einem nicht sterilen Messer aufgeschnitten und mit einer nicht sterilen Presse ausgepresst, um den Saft sodann in Blasenspritzen aufzuziehen. Laut Artikel im Spiegel sollen auch Zitronensaftkonzentrate, wie sie im Lebensmittelhandel in kleinen gelben Plastikflaschen verkauft werden, in der Chirurgie der Klinik zum Einsatz gekommen sein. Es handelt sich dabei um Lebensmittel und nicht um Arzneimittel oder zugelassene Medizinprodukte.
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Der nicht sterile Presssaft wurde zur oberflächlichen Wunddesinfektion, zur Tränkung von Wundverbänden und zur Spülung von Operationswunden und der offenen Bauchhöhle eingesetzt. Der anordnende Pier war in Personalunion Klinikeigentümer, ärztlicher Leiter und Chefarzt der Chirurgie der Sankt-Antonius-Klinik Wegberg.<ref>http://www.aerztezeitung.de/panorama/article/492588/zitronensaft-desinfektion-wunden-anklage-klinik-chefarzt-erhoben.html</ref> Dies führte dazu, dass ärztliche Kollegen keinen anderen Weg sahen, auf Missstände durch die Zitronensaftanwendungen sowie mögliche andere Fehlbehandlungen aufmerksam zu machen, als 2006 eine anonyme Anzeige bei der Staatsanwaltschaft zu erstatten. Auch das Pflegepersonal wunderte sich über die ungewöhnliche experimentelle Therapie, die den Patienten als ''Ascorbinsäure-Anwendung'' erläutert wurde.
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Der nicht sterile Presssaft wurde zur oberflächlichen Wunddesinfektion, zur Tränkung von Wundverbänden und zur Spülung von Operationswunden sowie der offenen Bauchhöhle eingesetzt. Der anordnende Pier war in Personalunion Klinikeigentümer, ärztlicher Leiter und Chefarzt der Chirurgie der Sankt-Antonius-Klinik Wegberg.<ref>http://www.aerztezeitung.de/panorama/article/492588/zitronensaft-desinfektion-wunden-anklage-klinik-chefarzt-erhoben.html</ref> Dies führte dazu, dass ärztliche Kollegen keinen anderen Weg sahen, auf Missstände durch die Zitronensaftanwendungen sowie mögliche andere Fehlbehandlungen aufmerksam zu machen, als 2006 anonym Anzeige bei der Staatsanwaltschaft zu erstatten. Auch das Pflegepersonal wunderte sich über die ungewöhnliche experimentelle Therapie, die den Patienten als ''Ascorbinsäure-Anwendung'' erläutert wurde.
    
Die Staatsanwaltschaft Mönchengladbach klagte Pier und Kollegen unter anderem wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung mit Todesfolge an. Der Ex-Chefarzt soll Patienten im Wegberger Krankenhaus unnötig Organe entnommen und frisch gepressten Zitronensaft statt steriler Lösung in den Bauchraum gespritzt haben. Dem einst renommierten Mediziner werden 69&nbsp;Vergehen an 17&nbsp;Patienten im Alter zwischen 50&nbsp;und 92&nbsp;Jahren vorgeworfen. Sieben Patienten überlebten die Tortur nicht. Sie sollen durch Ärztehand gestorben sein.<ref>http://www.az-an-netrace.de/wordpress/wp-content/2007_09_04_startbericht_az.pdf</ref> In vier Fällen durch handwerkliche Fehler, in drei Fällen durch Körperverletzung mit Todesfolge. Pier bestritt die Vorwürfe.
 
Die Staatsanwaltschaft Mönchengladbach klagte Pier und Kollegen unter anderem wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung mit Todesfolge an. Der Ex-Chefarzt soll Patienten im Wegberger Krankenhaus unnötig Organe entnommen und frisch gepressten Zitronensaft statt steriler Lösung in den Bauchraum gespritzt haben. Dem einst renommierten Mediziner werden 69&nbsp;Vergehen an 17&nbsp;Patienten im Alter zwischen 50&nbsp;und 92&nbsp;Jahren vorgeworfen. Sieben Patienten überlebten die Tortur nicht. Sie sollen durch Ärztehand gestorben sein.<ref>http://www.az-an-netrace.de/wordpress/wp-content/2007_09_04_startbericht_az.pdf</ref> In vier Fällen durch handwerkliche Fehler, in drei Fällen durch Körperverletzung mit Todesfolge. Pier bestritt die Vorwürfe.
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Gutachter im Prozess gegen Pier und weitere fünf Angeklagte sagten aus, dass die Anwendung von Zitronensaft einen rein "experimentellen Charakter" hätten und Literatur zur Anwendung fehle.<ref>http://www.rp-online.de/niederrheinsued/erkelenz/nachrichten/wegberg/Pier-Prozess-Zitronensaft-fast-wie-Salzsaeure_aid_797132.html</ref>
 
Gutachter im Prozess gegen Pier und weitere fünf Angeklagte sagten aus, dass die Anwendung von Zitronensaft einen rein "experimentellen Charakter" hätten und Literatur zur Anwendung fehle.<ref>http://www.rp-online.de/niederrheinsued/erkelenz/nachrichten/wegberg/Pier-Prozess-Zitronensaft-fast-wie-Salzsaeure_aid_797132.html</ref>
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Im Februar 2011 legte Pier ein Geständnis ab. Er gab mehrere Körperverletzungen mit Todesfolge sowie eine Reihe weiterer Körperverletzungen zu. Der Angeklagte gab zu, dass er fehlerhaft gehandelt, unnötig und ohne Einwilligung operiert, Patienten nicht aufgeklärt, Zitronensaft zur Behandlung benutzt habe und die Bedeutung einer Patientenverfügung verkannte. Das Gericht hatte ihm im Gegenzug für das Geständnis eine Freiheitsstrafe zwischen dreieinhalb und viereinhalb Jahren in Aussicht gestellt. Aufgrund der überlangen Verfahrensdauer sollen 9 bis 13 Monate als bereits vollstreckt angerechnet werden. Außerdem muss der Angeklagte mit einem Berufsverbot rechnen.<ref>http://www.apotheke-adhoc.de/Nachrichten/Panorama/14130.html</ref> Arnold Pier wurde im März 2011 aufgrund seines Geständnisses zu einer von den Betroffenen als unverständlich milde empfundenen Haftstrafe von 4 Jahren, einer Zahlung in Höhe von 30.000 Euro an die Hinterbliebenen und einem vierjährigen Berufsverbot verurteilt.<ref>http://www.1a-krankenversicherung.de/nachrichten/chefarzt-aus-wegberg-zu-vier-jahren-haft-verurteilt-11233</ref>
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Im Februar 2011 legte Pier ein Geständnis ab. Er gab mehrere Körperverletzungen mit Todesfolge sowie eine Reihe weiterer Körperverletzungen zu. Der Angeklagte räumte ein, dass er fehlerhaft gehandelt, unnötig und ohne Einwilligung operiert, Patienten nicht aufgeklärt, Zitronensaft zur Behandlung benutzt und die Bedeutung einer Patientenverfügung verkannt habe. Das Gericht hatte ihm im Gegenzug für das Geständnis eine Freiheitsstrafe zwischen dreieinhalb und viereinhalb Jahren in Aussicht gestellt. Aufgrund der überlangen Verfahrensdauer sollen 9 bis 13 Monate als bereits vollstreckt angerechnet werden. Außerdem muss der Angeklagte mit einem Berufsverbot rechnen.<ref>http://www.apotheke-adhoc.de/Nachrichten/Panorama/14130.html</ref> Arnold Pier wurde im März 2011 aufgrund seines Geständnisses zu einer von den Betroffenen als unverständlich milde empfundenen Haftstrafe von 4 Jahren, einer Zahlung in Höhe von 30.000 Euro an die Hinterbliebenen und einem vierjährigen Berufsverbot verurteilt.<ref>http://www.1a-krankenversicherung.de/nachrichten/chefarzt-aus-wegberg-zu-vier-jahren-haft-verurteilt-11233</ref>
    
==Weblinks==
 
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