Änderungen

Zur Navigation springen Zur Suche springen
264 Bytes hinzugefügt ,  16:59, 17. Okt. 2013
keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 1: Zeile 1: −
Die '''Losada-Linie''' (auch ''critical positivity ratio'') ist ein [[pseudowissenschaft]]liches Konzept aus der [http://de.wikipedia.org/wiki/Positive_Psychologie Positiven Psychologie]. Es besagt, dass es einen kritischen Quotienten aus positiven und negativen Emotionen gebe, oberhalb dessen ein Individuum "aufblüht" oder erfolgreich ist ("flourishing"). Bei Unterschreiten des kritischen Quotienten, der 2,9013 betragen soll, schlage der Erfolg in Misserfolg um. Entwickelt wurde diese Theorie ab 1999 von dem chilenischen Psychologen Marcial Francisco Losada (geb. 1939).
+
Die '''Losada-Linie''' (auch ''critical positivity ratio'') ist ein [[pseudowissenschaft]]liches Konzept aus der [http://de.wikipedia.org/wiki/Positive_Psychologie Positiven Psychologie]. Es besagt, dass es einen kritischen Quotienten aus positiven und negativen Emotionen gebe, oberhalb dessen ein Individuum "aufblüht" oder erfolgreich ist ("flourishing"). Bei Unterschreiten des kritischen Quotienten, der 2,9013 betragen soll, schlage der Erfolg in Misserfolg um. Entwickelt wurde diese Theorie ab 1999 von dem chilenischen Psychologen Marcial Francisco Losada (geb. 1939). Eine 2013 publizierte Analyse ergab, dass die Zahl ein willkürlicher Wert ist, der sich aus spekulativen (und für die Problemstellung ungeeigneten) mathematischen Berechnungen ergibt, die außerdem entgegen Losadas Behauptungen keinerlei Bezug zu seinen Experimenten haben.
    
==Kritik==
 
==Kritik==
Die Psychologen Nicholas Brown und Harris Friedman und der Physiker [[Sokal-Affäre|Alan Sokal]] haben die Theorie der Losada-Linie ausführlich untersucht und kommen zu dem Schluss, dass sie nicht nur falsch, sondern vollkommen unsinnig ist.<ref name="Brown">Brown NJL, Sokal AD, Friedman HL (2013): The Complex Dynamics of Wishful Thinking: The Critical Positivity Ratio. American Psychologist, Advance online publication, doi: 10.1037/a0032850</ref><ref>[http://blogs.discovermagazine.com/neuroskeptic/2013/07/16/death-of-a-theory "Positivity Ratio" Criticized In New Sokal Affair. Neuroskeptic, 16. Juli 2013]</ref><ref>[http://scienceblogs.de/kritisch-gedacht/2013/08/29/sokal-reloaded-zur-selbstreinigungskraft-der-wissenschaft/ Ulrich Berger: Sokal reloaded: zur Selbstreinigungskraft der Wissenschaft. Scienceblogs, 29. August 2013]</ref> Den Autoren erschien es zweifelhaft, dass es eine universelle psychologische Konstante geben soll, welche die Auswirkung von etwas so Komplexem wie menschlichen Emotionen auf fünf Dezimalstellen genau beschreibt, und zwar unabhängig von Alter, Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit, Bildung oder sozialem Status der betreffenden Person. Zudem existiere nicht nur eine Untergrenze des Verhältnisses von positiven zu negativen Emotionen mit dem Zahlenwert 2,9013, unterhalb dessen ein erfolgreiches Fortkommen des Individuums nicht möglich ist, sondern auch eine Obergrenze. Diese betrage laut Marcial Losada und Barbara Fredrickson (geb. 1964, Professorin für Psychologie an der University of North Carolina at Chapel Hill) "geschätzt" 11,6346.<ref name="Fredrickson">Fredrickson BL, Losada, MF (2005): Positive Affect and the Complex Dynamics of Human Flourishing. American Psychologist 60(7), 678-686</ref>
+
Die Psychologen Nicholas Brown und Harris Friedman und der Physiker [[Sokal-Affäre|Alan Sokal]] haben die Theorie der Losada-Linie ausführlich untersucht und kommen zu dem Schluss, dass sie nicht nur falsch, sondern vollkommen unsinnig ist.<ref name="Brown">Brown NJL, Sokal AD, Friedman HL (2013): The Complex Dynamics of Wishful Thinking: The Critical Positivity Ratio. American Psychologist, Advance online publication, doi: 10.1037/a0032850</ref><ref>[http://blogs.discovermagazine.com/neuroskeptic/2013/07/16/death-of-a-theory "Positivity Ratio" Criticized In New Sokal Affair. Neuroskeptic, 16. Juli 2013]</ref><ref>[http://scienceblogs.de/kritisch-gedacht/2013/08/29/sokal-reloaded-zur-selbstreinigungskraft-der-wissenschaft/ Ulrich Berger: Sokal reloaded: zur Selbstreinigungskraft der Wissenschaft. Scienceblogs, 29. August 2013]</ref> Den Autoren erschien es zweifelhaft, dass es eine universelle psychologische Konstante gebe, welche ein so vielschichtiges Phänomen wie menschliche Emotionen zahlenmäßig auf fünf Dezimalstellen genau beschreibt, und zwar unabhängig von Alter, Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit, Bildung oder sozialem Status der betreffenden Person. Zudem soll nicht nur eine Untergrenze des Quotienten von positiven zu negativen Emotionen von 2,9013 existieren, unterhalb dessen ein erfolgreiches Fortkommen des Individuums nicht möglich ist, sondern auch eine Obergrenze. Diese betrage laut Marcial Losada und Barbara Fredrickson (geb. 1964, Professorin für Psychologie an der University of North Carolina at Chapel Hill) "geschätzt" 11,6346.<ref name="Fredrickson">Fredrickson BL, Losada, MF (2005): Positive Affect and the Complex Dynamics of Human Flourishing. American Psychologist 60(7), 678-686</ref>
    
[[image:LosadaTrajektorien.png|thumb|300px|Von Losada präsentierte Abbildungen<ref name="losada99"/> zur behaupteten Modellierung psychologischer Beobachtungen mit dem Lorenz-Gleichungssystem]]
 
[[image:LosadaTrajektorien.png|thumb|300px|Von Losada präsentierte Abbildungen<ref name="losada99"/> zur behaupteten Modellierung psychologischer Beobachtungen mit dem Lorenz-Gleichungssystem]]
Zeile 34: Zeile 34:  
::P/N<sub>crit</sub>&nbsp;=&nbsp;441/152 &asymp;&nbsp;2,9013
 
::P/N<sub>crit</sub>&nbsp;=&nbsp;441/152 &asymp;&nbsp;2,9013
   −
Der entscheidende Punkt ist: Die eingesetzten Werte für a, b und i sind willkürlich gewählt und haben auch keinerlei Bezug zu Losadas Experimenten. Mit anderen Zahlenwerten erhält man ein anderes Ergebnis für die "Losada-Linie", die damit ebenfalls eine willkürliche Zahl darstellt.
+
Der entscheidende Punkt ist: Die eingesetzten Werte für a, b und i sind willkürlich gewählt und haben auch nichts mit Losadas Experimenten zu tun. Mit anderen Zahlenwerten erhält man ein anderes Ergebnis für die "Losada-Linie", die damit ebenfalls eine willkürliche Zahl darstellt.
    
==Reaktionen auf die Kritik==
 
==Reaktionen auf die Kritik==
3.915

Bearbeitungen

Navigationsmenü