| Steuer-Vogt et al.<ref>Steuer-Vogt MK, Bonkowsky V, Ambrosch P, Scholz M, Neiß A, Strutz J, Henning M, Lenarz T, Arnold W: The effect of an adjuvant mistletoe treatment programme in resected head and neck cancer patients: a randomised controlled clinical trial. Eur J Cancer, 37, 21-31, 2001</ref> berichteten im Deutschen Ärzteblatt in Kurzform über die Ergebnisse ihrer Studie, die sie kurz vorher im European Journal of Cancer veröffentlicht hatten. In der HNO-Abteilung des Münchner Klinikums Rechts der Isar konnte in Zusammenarbeit mit den Universitätskliniken in Göttingen und Regensburg gezeigt werden, dass auch die Verabreichung von Mistellektin-Extrakten nutzlos war. In einer 477 Patienten mit squamösem Karzinom im Bereich des Halses und Nackens umfassenden klinischen Studie schnitt die mit Mistellektinextrakten behandelte Patientengruppe hinsichtlich der 5-Jahresüberlebensrate ebenso schlecht ab wie die unbehandelte Kontrollgruppe. | | Steuer-Vogt et al.<ref>Steuer-Vogt MK, Bonkowsky V, Ambrosch P, Scholz M, Neiß A, Strutz J, Henning M, Lenarz T, Arnold W: The effect of an adjuvant mistletoe treatment programme in resected head and neck cancer patients: a randomised controlled clinical trial. Eur J Cancer, 37, 21-31, 2001</ref> berichteten im Deutschen Ärzteblatt in Kurzform über die Ergebnisse ihrer Studie, die sie kurz vorher im European Journal of Cancer veröffentlicht hatten. In der HNO-Abteilung des Münchner Klinikums Rechts der Isar konnte in Zusammenarbeit mit den Universitätskliniken in Göttingen und Regensburg gezeigt werden, dass auch die Verabreichung von Mistellektin-Extrakten nutzlos war. In einer 477 Patienten mit squamösem Karzinom im Bereich des Halses und Nackens umfassenden klinischen Studie schnitt die mit Mistellektinextrakten behandelte Patientengruppe hinsichtlich der 5-Jahresüberlebensrate ebenso schlecht ab wie die unbehandelte Kontrollgruppe. |
− | Mistelextrakte und -presssäfte stellen nach intramuskulärer oder intravenöser Gabe einen massiven Reiz für das Immunsystem dar. Ursache sind die Lektine, die als starke Antigene wirken. Sie führen zu einer massiven Ausschüttung bestimmter Fraktionen weißer Blutkörperchen, die wiederum Alarmstoffe in das Blut abgeben und eine Kaskade an Abwehrreaktionen auslösen. Vorteilhaft ist, dass dieser Prozess sehr effektiv verläuft und die gebildeten Antikörper die eingespritzten Lektine recht schnell deaktivieren können. Das ist der Hauptgrund, warum die 'immunstimulierende Wirkung' der Lektine, die anhand des Anstiegs bestimmter weißer Blutkörperchen festgemacht wird, mit zunehmender Applikationshäufigkeit nachlässt. Das Immunsystem hat einen hohen Antikörperspiegel gebildet und fängt die Antigene rechtzeitig ab.
| |
− | Allerdings werden trotzdem Alarmbotenstoffe aus der Gruppe der Zytokine gebildet. Es handelt sich um Interleukin-1 und -6, Tumornekrosefaktor alpha und den Zellwachstumsfaktor CM-CSF. In einer ganzen Reihe von Zellkultur- und Tierversuchen konnte gezeigt werden, dass Interleukin-6 das Wachstum von B-Zell-Lymphomen, Plasmozytomen, Melanomen, Glioblastomen, Bronchialkarzinomen, Prostatakarzinomen, hepatozellulären Karzinomen, metastasierenden Ovarial- und Nierenzellkarzinomen beschleunigen kann (Gabius und Gabius 2002.<ref>Gabius S, Gabius HJ: Lektinbezogene Mistelanwendung: experimentelle Therapieform mit präklinisch belegtem Risikopotential. Dtsch Med Wochenschr, 127, 457-459, 2002</ref>) Vor diesem Hintergrund wird klar, warum Iscador die 5-Jahresüberlebensrate bei Patientinnen mit Ovarialkarzinom in der Studie von Leroi und Hajto (1982)<ref>Leroi R, Hajto T: Die Iscadortherapie beim Ovarialkarzinom. Krebsgeschehen, Nr.2, 38-44, 1982</ref> deutlich unter das Niveau einer konventionellen Therapie senkte. Iscador bringt den Tumor zum Blühen und verschlechtert offenbar die Überlebenschancen der Patientinnen.
| |