Änderungen

Zur Navigation springen Zur Suche springen
260 Bytes hinzugefügt ,  00:12, 9. Apr. 2013
keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 1: Zeile 1:  
[[image:amygdalin2.jpg|thumb]]
 
[[image:amygdalin2.jpg|thumb]]
'''Amygdalin''' (- ''β''-D-gentiobiosid-α-((6-''O''-''β''-D-Glucopyranosyl-β-D-glucopyranosyl)oxy) phenylacetonitril, syn Mandelonitril, Laetrile (Lätril), C20H27NO11, fälschlich auch ''Vitamin B17'') von griechisch ''amygdalis'' (Mandelkern), bezeichnet ein cyanogenes, pflanzliches Glykosid, das in Gegenwart von Wasser Blausäure (HCN) abspaltet. In Reinform handelt es sich um eine farblose, kristalline Substanz. Amygdalin kommt in Bittermandel-, Pfirsich- und Aprikosenkernen und in Samen anderer Steinfrüchte vor. Vor der Vermarktung wird häufig eine Entbitterung durchgeführt, um Konsumenten (insbesondere Kinder) vor der Blausäure zu schützen.
+
'''Amygdalin''' (syn. Mandelonitril, Laetrile (Lätril), C20H27NO11, fälschlich auch "Vitamin B17"; von griechisch ''amygdalis'' Mandelkern), bezeichnet ein pflanzliches Glykosid, das in Gegenwart von Wasser Blausäure (HCN) abspaltet. In Reinform handelt es sich um eine farblose, kristalline Substanz. Amygdalin ist in Bittermandel-, Pfirsich- und Aprikosenkernen sowie in Samen anderer Steinfrüchte enthalten. Vor der Vermarktung wird häufig eine Entbitterung durchgeführt, um Konsumenten (insbesondere Kinder) vor der Blausäure zu schützen.
    
==Bewerbung als alternatives Krebsmittel==
 
==Bewerbung als alternatives Krebsmittel==
 
[[image:aprikosenkerne.jpg|Aprikosenkerne|thumb]]
 
[[image:aprikosenkerne.jpg|Aprikosenkerne|thumb]]
Amygdalin wird manchmal in der [[Alternativmedizin]] als mögliches [[Allheilmittel]] gegen Krebs eingesetzt und entsprechende Produkte werden mit unhaltbaren Heilversprechen beworben und kommerziell vermarktet, obwohl es keinerlei Zulassung für Amygdalin als Arzneimittel gibt. Preise betragen bis zu 25 €/kg. Es unterliegt stattdessen als Lebensmittel dem Lebensmittel- und Futtergesetzbuch, das eine gesundheitsbezogene Werbung verbietet. Pharmakologen halten das [[Pseudovitamin]] B17 für ein "unseriöses Wundermittel". Amygdalin wird in Deutschland als ein bedenklicher Arzneistoff angesehen. Herstellung, Einfuhr und Handel sind nicht erlaubt. Die Abgabe von Amygdalin für den Gebrauch beim Menschen durch Apotheker ist strafbar im Sinne des §5 Arzneimittelgesetz und kann auch ohne konkreten Schadensfall strafrechtlich verfolgt werden.
+
Amygdalin wird manchmal in der [[Alternativmedizin]] als mögliches [[Allheilmittel]] gegen Krebs eingesetzt und entsprechende Produkte werden mit unhaltbaren Heilversprechen beworben und kommerziell vermarktet, obwohl es keinerlei Zulassung für Amygdalin als Arzneimittel gibt. Die Preise betragen bis zu 25 €/kg. Es unterliegt stattdessen als Lebensmittel dem Lebensmittel- und Futtergesetzbuch, das eine gesundheitsbezogene Werbung verbietet. Pharmakologen halten das [[Pseudovitamin]] B17 für ein "unseriöses Wundermittel". Amygdalin wird in Deutschland als ein bedenklicher Arzneistoff angesehen. Herstellung, Einfuhr und Handel sind nicht erlaubt. Die Abgabe von Amygdalin für den Gebrauch beim Menschen durch Apotheker ist strafbar im Sinne des §5 Arzneimittelgesetz und kann auch ohne konkreten Schadensfall strafrechtlich verfolgt werden.
    
Einige Anwender von Amygdalin erweitern ihr Eingreifen durch Zugabe von DMSO ([[Dimethylsulfoxid]]).<br>
 
Einige Anwender von Amygdalin erweitern ihr Eingreifen durch Zugabe von DMSO ([[Dimethylsulfoxid]]).<br>
Zeile 10: Zeile 10:  
==Wirkmechanismus==
 
==Wirkmechanismus==
 
[[image:amygdalin.jpg|300px|thumb]]
 
[[image:amygdalin.jpg|300px|thumb]]
Amygdalin wird durch das Enzym Glucuronidase in Benzaldehyd, Cyanid (Blausäure) und Glucose (Traubenzucker) aufgespalten. Es gibt Hinweise darauf, dass die β-Glucuronidase im menschlichen Körper in Tumorzellen in sehr geringen Mengen vorkommt, jedoch kommt dieses Enzym genauso in gesunden Körperzellen vor und wird auch von Bakterien im Darm gebildet. Daher kann nicht davon ausgegangen werden, dass die Substanz Amygdalin selektiv Krebszellen schädige, ohne auch andere, gesunde Zellen zu schädigen. Das auf die genannte Weise freigesetzte Cyanid (Blausäure) ist sehr toxisch, da es die Zellatmung blockiert. Es kommt zum Ersticken auf Zellebene. Die Entgiftung des Cyanids findet normalerweise durch das Enzym Rhodanase (engl. Rhodanese) statt, bei der das Cyanid in das weniger schädlichere Thiocyanat umgewandelt wird. Rhodanase befindet sich gleichermaßen in gesunden Zellen des Körpers, aber auch in Tumorzellen.<ref>'Unproven Methods of Cancer Management. Laetrile. In: 1991, CA Cancer J. Clin.'' Bd. 41, S. 187-192. PMID 1902140 [http://caonline.amcancersoc.org/cgi/reprint/41/3/187.pdf PDF]</ref> Da Amygdalin wegen hoher Glukuronidasekonzentrationen im Darm nur in kleinen Mengen eingenommen werden darf (Gefahr einer akuten Vergiftung), ist die orale Zufuhr (über den Mund) problematisch. Um in Blut und Gewebe hohe Amygdalinkonzentrationen zu erreichen, müssten recht große Mengen an Amygdalin oral eingenommen werden. Daher wurde Amygdalin in der Vergangenheit vielfach im Rahmen klinischer Erprobung injiziert und somit die Zufuhr über den Verdauungskanal umgangen.
+
Amygdalin wird durch das Enzym Glucuronidase in Benzaldehyd, Cyanid (Blausäure) und Glucose (Traubenzucker) aufgespalten. Es gibt Hinweise darauf, dass die β-Glucuronidase im menschlichen Körper in Tumorzellen in sehr geringen Mengen vorkommt, jedoch kommt dieses Enzym genauso in gesunden Körperzellen vor und wird auch von Bakterien im Darm gebildet. Daher kann nicht davon ausgegangen werden, dass die Substanz Amygdalin selektiv Krebszellen schädige, ohne auch andere, gesunde Zellen anzugreifen. Das auf die genannte Weise freigesetzte Cyanid (Blausäure) ist sehr toxisch, da es die Zellatmung blockiert (Es kommt zum Ersticken auf Zellebene). Die Entgiftung des Cyanids findet normalerweise durch das Enzym Rhodanase (engl. Rhodanese) statt, bei der das Cyanid in das weniger schädlichere Thiocyanat umgewandelt wird. Rhodanase befindet sich gleichermaßen in gesunden Zellen wie in Tumorzellen.<ref>''Unproven Methods of Cancer Management. Laetrile.'' In: CA Cancer J. Clin. Bd. 41 (1991), S. 187-192. PMID 1902140 [http://caonline.amcancersoc.org/cgi/reprint/41/3/187.pdf PDF]</ref> Da Amygdalin wegen hoher Glukuronidase-Konzentrationen im Darm nur in kleinen Mengen eingenommen werden darf (Gefahr einer akuten Vergiftung), ist die orale Zufuhr (über den Mund) problematisch. Um in Blut und Gewebe hohe Amygdalinkonzentrationen zu erreichen, müssten große Mengen Amygdalin eingenommen werden. Daher wurde Amygdalin in der Vergangenheit vielfach im Rahmen klinischer Erprobung injiziert und somit die Zufuhr über den Verdauungstrakt umgangen.
   −
Sämtliche klinischen Studien zur Anwendung von Amygdalin haben dieses als wirkungslos bei Krebs gezeigt.<ref>Moertel, C.G., ''et al.'' (1982): ''A clinical trial of amygdalin (Laetrile) in the treatment of human cancer.'' In: ''N. Engl. J. Med.'' Bd. 306, S. 201-206. PMID 7033783</ref><ref>Milazzo, S. ''et al.'' (Jun 2007): ''Laetrile for cancer: a systematic review of the clinical evidence.'' In: ''Supportive Care in Cancer.'' Bd. 15, S. 583-595.</ref>
+
Sämtliche klinischen Studien zur Anwendung von Amygdalin bei Krebserkrankungen konnten keinen Wirkungsnachweis erbringen.<ref>Moertel, C.G. et al. (1982): ''A clinical trial of amygdalin (Laetrile) in the treatment of human cancer.'' In: N. Engl. J. Med. Bd. 306, S. 201-206. PMID 7033783</ref><ref>Milazzo, S. et al. (Jun 2007): ''Laetrile for cancer: a systematic review of the clinical evidence.'' In: Supportive Care in Cancer. Bd. 15, S. 583-595.</ref>
   −
Es besteht die Gefahr der tödlichen Vergiftung durch Blausäure. Mehrere Kleinkinder verstarben oder erlitten eine lebensgefährdende Vergiftung nach Einnahme von ''B17-Tabletten'', da die Eltern an die Ungefährlichkeit der angeblichen Vitamintabletten glaubten. Tödliche Vergiftungsfälle durch Aprikosenkerne sind in der toxikologischen Literatur gut belegt.<ref>Herbert, V. (1979): ''Laetrile: the cult of cyanide. Promoting poison for profit.'' In: ''Am. J. Clin. Nutr.'' Bd. 32, S. 1121-58. PMID 219680 [http://www.ajcn.org/cgi/reprint/32/5/1121.pdf PDF]</ref><ref>Braico KT, Humbert JR, Terplan KL, Lehotay JM. Laetrile intoxication. Report of a fatal case. N Engl J Med 1979; 300: 238-240</ref>
+
Es besteht die Gefahr der tödlichen Vergiftung durch Blausäure. Mehrere Kleinkinder verstarben oder erlitten eine lebensgefährdende Vergiftung nach Einnahme von "B17-Tabletten", da die Eltern an die Ungefährlichkeit der angeblichen Vitamintabletten glaubten. Tödliche Vergiftungsfälle durch Aprikosenkerne sind in der toxikologischen Literatur gut belegt.<ref>Herbert, V. (1979): ''Laetrile: the cult of cyanide. Promoting poison for profit.'' In: Am. J. Clin. Nutr. Bd. 32, S. 1121-58. PMID 219680 [http://www.ajcn.org/cgi/reprint/32/5/1121.pdf PDF]</ref><ref>Braico KT, Humbert JR, Terplan KL, Lehotay JM.: ''Laetrile intoxication. Report of a fatal case.'' N Engl J Med 1979; 300: 238-240</ref>
 
In Regionen, wo Aprikosenkernzubereitungen regulär gegessen werden, wird durch die Zubereitungstechnik der Amygdalingehalt gesenkt. Werden diese Zubereitungstechniken nicht genau eingehalten, kann es zu tödlichen Vergiftungsfällen kommen.
 
In Regionen, wo Aprikosenkernzubereitungen regulär gegessen werden, wird durch die Zubereitungstechnik der Amygdalingehalt gesenkt. Werden diese Zubereitungstechniken nicht genau eingehalten, kann es zu tödlichen Vergiftungsfällen kommen.
   −
Die niedrigste tödliche Dosis für eine erwachsene Person mit 60&nbsp;kg Körpergewicht liegt bei 0,57&nbsp;mg/kg, das sind etwa 40&nbsp;Aprikosenkerne.<ref>Lindner, E. (1990). Toxikologie der Nahrungsmittel</ref> Betrachtet man den Blausäuregehalt vor dem Hintergrund des niedrigsten Wertes der Metabolisierungsrate (Entgiftungsrate) für Blausäure von 0,1&nbsp;mg/kg/h, resultieren daraus folgende Zahlen: Ein Erwachsener kann damit pro Stunde 6,0&nbsp;mg Blausäure durch Metabolisierung entgiften, was einer Verzehrrate von rund 7&nbsp;Kernen pro Stunde entspricht.<ref>Kaschuba WA, Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit</ref>
+
Die niedrigste tödliche Dosis für eine erwachsene Person mit 60&nbsp;kg Körpergewicht liegt bei 0,57&nbsp;mg/kg, das sind etwa 40&nbsp;Aprikosenkerne.<ref>Lindner, E. (1990): ''Toxikologie der Nahrungsmittel''</ref> Betrachtet man den Blausäuregehalt vor dem Hintergrund des niedrigsten Wertes der Metabolisierungsrate (Entgiftungsrate) für Blausäure von 0,1&nbsp;mg/kg/h, resultieren daraus folgende Zahlen: Ein Erwachsener kann damit pro Stunde 6,0&nbsp;mg Blausäure durch Metabolisierung entgiften, was einer Verzehrrate von rund 7&nbsp;Kernen pro Stunde entspricht.<ref>Kaschuba WA, Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit</ref>
    
==Vorkommen in Lebensmitteln==
 
==Vorkommen in Lebensmitteln==
Zeile 39: Zeile 39:  
| Prunasin || 1,0 - 1,5 || Kirschlorbeer
 
| Prunasin || 1,0 - 1,5 || Kirschlorbeer
 
|-  
 
|-  
| Linamarin || 0,3 - 2,5 || Maniok-knollen
+
| Linamarin || 0,3 - 2,5 || Maniokknollen
 
|-
 
|-
 
| Linamarin || bis 8 || Bambussprossen (unreif)
 
| Linamarin || bis 8 || Bambussprossen (unreif)
 
|-
 
|-
| Linamarin || bis 3 || Lima-bohnen
+
| Linamarin || bis 3 || Limabohnen
 
|-
 
|-
 
| Linamarin || bis 0,5 || Leinsamen
 
| Linamarin || bis 0,5 || Leinsamen
Zeile 53: Zeile 53:     
==Opfer des Amygdalin-Business==
 
==Opfer des Amygdalin-Business==
Das fünfjährige Kind Chad Green aus den USA erkrankte an akuter lymphatischer Leukämie (ALL). Chad sprach zunächst gut auf eine Chemotherapie an. Seine Eltern wandten jedoch statt der empfohlenen Therapie Laetril an und flohen mit ihm in die mexikanische Alternativklinik ''Oasis Hospital'' in Tijuana, wo ihn ein Ernesto Contreras behandelte. Das Kind starb dort an einer Vergiftung (offenbar Zyanidvergiftung).<ref>Brant J, Graceffa J: Rutherford, Priviteria, and Chad Green: Laetrile's setbacks in the courts. Am J Law Med. 1980 Summer;6(2):151-71</ref><ref>Irving J. Lerner: Laetrile: A Lesson in Cancer Quackery. CA Cancer J Clin 1981; 31:91-95. doi: 10.3322 [http://caonline.amcancersoc.org/cgi/reprint/31/2/91]</ref>
+
Das fünfjährige Kind Chad Green aus den USA erkrankte an akuter lymphatischer Leukämie (ALL). Chad sprach zunächst gut auf eine Chemotherapie an. Seine Eltern wandten jedoch statt der empfohlenen Therapie Laetril an und flohen mit ihm in die mexikanische Alternativklinik ''Oasis Hospital'' in Tijuana, wo ihn ein Ernesto Contreras behandelte. Das Kind starb dort an einer Vergiftung (offenbar Zyanidvergiftung).<ref>Brant J, Graceffa J: ''Rutherford, Priviteria, and Chad Green: Laetrile's setbacks in the courts.'' Am J Law Med. 1980 Summer;6(2):151-71</ref><ref>Irving J. Lerner: ''Laetrile: A Lesson in Cancer Quackery.'' CA Cancer J Clin 1981; 31:91-95. doi: 10.3322 [http://caonline.amcancersoc.org/cgi/reprint/31/2/91]</ref>
    
Joseph Hofbauer war ein neun Jahre altes Kind aus New York, das ein Hodgkin-Lymphom bekam. Seine Eltern lehnten eine herkömmliche Therapie ab und entschieden sich ebenfalls für Laetril. Das zuständige Gericht lehnte es ab, den Eltern das Sorgerecht zu entziehen. Das Kind starb zwei Jahre später. Sowohl ALL als auch das Hodgkin-Lymphom gelten als Krebserkrankungen, die gut therapierbar sind.  
 
Joseph Hofbauer war ein neun Jahre altes Kind aus New York, das ein Hodgkin-Lymphom bekam. Seine Eltern lehnten eine herkömmliche Therapie ab und entschieden sich ebenfalls für Laetril. Das zuständige Gericht lehnte es ab, den Eltern das Sorgerecht zu entziehen. Das Kind starb zwei Jahre später. Sowohl ALL als auch das Hodgkin-Lymphom gelten als Krebserkrankungen, die gut therapierbar sind.  
Zeile 62: Zeile 62:  
==Bekannte Propagandisten von Amygdalin==
 
==Bekannte Propagandisten von Amygdalin==
 
[[image:Puttich B17.jpg|private Webseite des Darmstädter Arztes [[Andreas Puttich]] (eingesehen Dezember 2012)|thumb]]
 
[[image:Puttich B17.jpg|private Webseite des Darmstädter Arztes [[Andreas Puttich]] (eingesehen Dezember 2012)|thumb]]
Im Internet bewirbt ein Norbert Kilian aus D-31683&nbsp;Obernkirchen Amygdalin als vermeintlich wirksames Mittel gegen Krebs. Kilian, der fälschlich glaubt, dass Krebs eine simple ''Vitaminmangelkrankheit'' sei, behauptet, sich selbst von seinem eigenen Lymphknotenkrebs (Lymphom) mit Amygdalin geheilt zu haben, allerdings ohne eine gesicherte Krebsdiagnose dazu vorzulegen. Eine Gewebeprobenentnahme lehnte er ab. Aber selbst bei Vorliegen eines Lymphoms kann es sich um einen Tumortyp handeln, der auf Grund eines sehr langsamen Wachstums kein sofortiges therapeutisches Eingreifen erfordert und lange Zeit symptomarm oder symptomlos bleiben kann. Eine endgültige Beurteilung eines Heilerfolges kann bei Krebs sowieso erst nach mindestens fünf Jahren nach Therapieende getroffen werden. Medizinlaie Kilian rief im Jahr 2010 Krebskranke dazu auf, mit ihm eine längere Radtour entfernt von jeglichen Campingplätzen zu unternehmen. Dies offenbar, um Amygdalin beim Kranken auszuprobieren, bei gleichzeitiger Inkaufnahme der bekannten Risiken einer Krebserkrankung (etwa Darmverschluss, Blutungen, Luftnot usw.).
+
Im Internet bewirbt ein Norbert Kilian aus D-31683&nbsp;Obernkirchen Amygdalin als vermeintlich wirksames Mittel gegen Krebs. Kilian, der fälschlich glaubt, dass Krebs eine simple "Vitaminmangelkrankheit" sei, behauptet, sich selbst von seinem eigenen Lymphknotenkrebs (Lymphom) mit Amygdalin geheilt zu haben, allerdings ohne eine gesicherte Krebsdiagnose dazu vorzulegen. Eine Gewebeprobenentnahme lehnte er ab. Aber selbst bei Vorliegen eines Lymphoms kann es sich um einen Tumortyp handeln, der aufgrund eines sehr langsamen Wachstums kein sofortiges therapeutisches Eingreifen erfordert und lange Zeit symptomarm oder symptomlos bleiben kann. Eine endgültige Beurteilung eines Heilerfolges kann bei Krebs sowieso erst nach mindestens fünf Jahren nach Therapieende getroffen werden. Medizinlaie Kilian rief im Jahr 2010 Krebskranke dazu auf, mit ihm eine längere Radtour entfernt von jeglichen Campingplätzen zu unternehmen. Dies offenbar, um Amygdalin beim Kranken auszuprobieren, bei gleichzeitiger Inkaufnahme der bekannten Risiken einer Krebserkrankung (etwa Darmverschluss, Blutungen, Luftnot usw.).
    
Weitere Personen, die Amygdalin bewerben, sind:
 
Weitere Personen, die Amygdalin bewerben, sind:
    
*[[Karl Probst]]
 
*[[Karl Probst]]
*der Arzt [[Andreas Puttich]] aus Darmstadt, der neben einer "Vitamin B17 Therapie" auch die [[insulinpotenzierte Therapie]] anbietet. Puttich lehnt die wissenschaftsmedizinische Erkenntnis ab, dass das Rauchen Lungenkrebs verursachen kann.<ref>Zitat Andreas Puttich: ''Es besteht kein Zweifel, dass rauchen die Gesundheit in einem erheblichen Maß schädigt. Dennoch ist Rauchen nicht die Ursache für Lungenkrebs. Da liegen die Dinge etwas anders.<br>Das hört sich aber abenteuerlich an.<br>Würde rauchen zu 100% zu Lungenkrebs führen, würden die Raucher in einem weitaus erheblicheren Maße geschädigt und es dürfte keinen Raucher geben, der nicht auch Lungenkrebs bekommen würde. Sehen sie als Beispiel den Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt. Er und seine Frau sind sicherlich ein schlechtes Vorbild für alle die, die sich bemühen auf die Gefährlichkeit des Nikotinkonsums hinzuweisen. Sie rauchen exzessiv seit frühester Jugend Kette und dennoch hat keiner von ihnen einen Lungenkrebs, andere wiederum bekommen die Erkrankung ohne je einen Zug Zigarettenqualm genommen zu haben.'' [http://www.neue-krebstherapie.com/rechts/interview.htm]</ref> Puttich verbreitet auch eine eigene unbelegte Hypothese nach der bis vor 100 Jahren Krebs "unsere Vorfahren weitgehend verschont" hätte, da Amygdalin Bestandteil der Nahrung gewesen sei. Erst seit Amygdalin angeblich aus der Nahrung entfernt worden sei, sei Krebs zu einer Geisel der Menschheit geworden.<ref>Zitat: ''Es ist eine Substanz die ausschließlich ganz gezielt die außer Kontrollen geratenen embryonalen Zellen, die wir Trophoblasten nennen, abtötet. Es handelt sich hierbei um ein sehr effektives System, dem unsere Vorfahren bis vor 100 Jahre verdankten, von Krebs weitgehend verschont geblieben zu sein. Denn bis dahin war diese Erkrankung so gut wie unbekannt. Seit dieser Zeit etwa ist das natürliche Vitamin B17 aus unserer Nahrung fast vollkommen verschwunden. Dieser zweite Abwehrmechanismus der Krebsvorbeugung steht dem modernen Menschen nicht mehr zur Verfügung. Das ist die tragische Ursache, warum der Krebs zu solch einer Geisel der Menschheit werden konnte.''[http://www.neue-krebstherapie.com/rechts/interview.htm]</ref>
+
*der Arzt [[Andreas Puttich]] aus Darmstadt, der neben einer "Vitamin B17 Therapie" auch die [[insulinpotenzierte Therapie]] anbietet. Puttich lehnt die wissenschaftsmedizinische Erkenntnis ab, dass Rauchen Lungenkrebs verursachen kann.<ref>Zitat Andreas Puttich: "Es besteht kein Zweifel, dass rauchen die Gesundheit in einem erheblichen Maß schädigt. Dennoch ist Rauchen nicht die Ursache für Lungenkrebs. Da liegen die Dinge etwas anders.<br>Das hört sich aber abenteuerlich an.<br>Würde rauchen zu 100% zu Lungenkrebs führen, würden die Raucher in einem weitaus erheblicheren Maße geschädigt und es dürfte keinen Raucher geben, der nicht auch Lungenkrebs bekommen würde. Sehen sie als Beispiel den Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt. Er und seine Frau sind sicherlich ein schlechtes Vorbild für alle die, die sich bemühen auf die Gefährlichkeit des Nikotinkonsums hinzuweisen. Sie rauchen exzessiv seit frühester Jugend Kette und dennoch hat keiner von ihnen einen Lungenkrebs, andere wiederum bekommen die Erkrankung ohne je einen Zug Zigarettenqualm genommen zu haben." [http://www.neue-krebstherapie.com/rechts/interview.htm]</ref> Puttich verbreitet auch eine eigene unbelegte Hypothese nach der bis vor 100 Jahren Krebs "unsere Vorfahren weitgehend verschont" hätte, da Amygdalin Bestandteil der Nahrung gewesen sei. Erst seit Amygdalin angeblich aus der Nahrung entfernt worden sei, sei Krebs zu einer Geisel der Menschheit geworden.<ref>Zitat: "Es ist eine Substanz die ausschließlich ganz gezielt die außer Kontrollen geratenen embryonalen Zellen, die wir Trophoblasten nennen, abtötet. Es handelt sich hierbei um ein sehr effektives System, dem unsere Vorfahren bis vor 100 Jahre verdankten, von Krebs weitgehend verschont geblieben zu sein. Denn bis dahin war diese Erkrankung so gut wie unbekannt. Seit dieser Zeit etwa ist das natürliche Vitamin B17 aus unserer Nahrung fast vollkommen verschwunden. Dieser zweite Abwehrmechanismus der Krebsvorbeugung steht dem modernen Menschen nicht mehr zur Verfügung. Das ist die tragische Ursache, warum der Krebs zu solch einer Geisel der Menschheit werden konnte.'' [http://www.neue-krebstherapie.com/rechts/interview.htm]</ref>
 
*[[G. Edward Griffin]]
 
*[[G. Edward Griffin]]
 
*[[Heinz Gerhard Vogelsang]]
 
*[[Heinz Gerhard Vogelsang]]
Zeile 75: Zeile 75:     
==Literatur==
 
==Literatur==
*Braico KT. Humbert JR. Terplan KL, et al: Laetrile intoxication: report of a fatal case. New Engl J Med 238—240,1979
+
*Irving J. Lerner: ''Laetrile: A Lesson in Cancer Quackery.'' CA Cancer J Clin 1981;31;91-95 [http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.3322/canjclin.31.2.91/pdf]
*Milazzo, S. et al. (2006): Laetrile for cancer: a systematic review of the clinical evidence. Supportive Care in Cancer. 15(6), S. 583–595.
+
*Braico KT. Humbert JR. Terplan KL, et al: ''Laetrile intoxication: report of a fatal case.'' N Engl J Med. 1979 Feb 1;300(5):238-40.
*Herbert, V. (1979): Laetrile: the cult of cyanide. Promoting poison for profit.''Am J Clin Nutr.'' 32(5): 1121–58. PMID 219680 [http://www.ajcn.org/cgi/reprint/32/5/1121.pdf]
+
*Milazzo, S. et al. (2006): ''Laetrile for cancer: a systematic review of the clinical evidence.'' Supportive Care in Cancer. 15(6), S. 583–595.
 +
*Herbert, V. (1979): ''Laetrile: the cult of cyanide. Promoting poison for profit.'' Am J Clin Nutr. 32(5): 1121–58. PMID 219680 [http://www.ajcn.org/cgi/reprint/32/5/1121.pdf]
    
==Weblinks==
 
==Weblinks==
*http://www.pharmazeutische-zeitung.de/fileadmin/pza/2003-24/pharm4.htm
+
*Thilo Bertsche, Martin Schulz: [http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=25493 Amygdalin – ein neues altes Krebsmittel?] Pharmazeutische Zeitung, Ausgabe 24/2003
*[http://www.bfr.bund.de/cm/208/verzehr_von_bitteren_aprikosenkernen_ist_gesundheitlich_bedenklich.pdf Stellungnahme des Bundesinstituts für Risikobewertung vom 7.6.07]
+
*Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): [http://www.bfr.bund.de/cm/208/verzehr_von_bitteren_aprikosenkernen_ist_gesundheitlich_bedenklich.pdf Verzehr von bitteren Aprikosenkernen ist gesundheitlich bedenklich] Stellungnahme Nr. 014/2007 vom 3. Mai 2007
*http://caonline.amcancersoc.org/cgi/reprint/31/2/91
+
*Benjamin Wilson: [http://www.quackwatch.org/01QuackeryRelatedTopics/Cancer/laetrile.html The Rise and Fall of Laetrile] quackwatch.org, 22. Juni 2012 (englisch)
*http://www.quackwatch.org/01QuackeryRelatedTopics/Cancer/laetrile.html
      
==Quellennachweis==
 
==Quellennachweis==
1.276

Bearbeitungen

Navigationsmenü