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| ==Peled et al - Studie 2008== | | ==Peled et al - Studie 2008== |
| Im August 2008 wurde eine Fall-Kontrollstudie aus Israel zur Frage nach möglichen Korrelationen zwischen dem Brustkrebs der Frau und Optimismus bzw Depression bekannt <ref> Peled R, Carmil D, Siboni-Samocha O, Shoham-Vardi I.: Breast cancer, psychological distress and life events among young women, BMC Cancer. 2008 Aug 22;8(1):245. Kostenloser Download: [http://www.pubmedcentral.nih.gov/articlerender.fcgi?tool=pubmed&pubmedid=18721454]</ref>, die am 27.8.2008 auch Beachtung in der Bildzeitung (Ratgeber gesund-fit) unter der Schlagzeile ''Positiv Denken - Optimismus schützt vor Brustkrebs'' fand. Hamer und seine Jünger waren beigeistert, obwohl eine derartige Behauptung zuvor wie auch die [[NLP]]-Masche [[Positiv Denken]] nie Thema der Neuen Medizin war und die Bildzeitung alles anderes als zitierbar ist um wissenschaftliche Ansichten zu dokumentieren. ''Hurrah!'' schrieb Hamer, ...''Darf die Germanische Neue Medizin jetzt durchkommen, oder soll sie demnächst Ben Gurion-Medizin oder israelische Medizin heißen? Wir freuen uns über die klugen israelischen Forscher, die heraus gefunden haben, daß Konfliktschocks häufig Brustkrebs bei Frauen hervorrufen...'' Aber die retrospektive, und somit beweislose Fragebogen-Arbeit aus Israel kam zu ganz anderen Ergebnissen als Hamer verlautbarte, inklusiver mehrerer Widerlegungen seiner GNM sozusagen als Abfallprodukt. | | Im August 2008 wurde eine Fall-Kontrollstudie aus Israel zur Frage nach möglichen Korrelationen zwischen dem Brustkrebs der Frau und Optimismus bzw Depression bekannt <ref> Peled R, Carmil D, Siboni-Samocha O, Shoham-Vardi I.: Breast cancer, psychological distress and life events among young women, BMC Cancer. 2008 Aug 22;8(1):245. Kostenloser Download: [http://www.pubmedcentral.nih.gov/articlerender.fcgi?tool=pubmed&pubmedid=18721454]</ref>, die am 27.8.2008 auch Beachtung in der Bildzeitung (Ratgeber gesund-fit) unter der Schlagzeile ''Positiv Denken - Optimismus schützt vor Brustkrebs'' fand. Hamer und seine Jünger waren beigeistert, obwohl eine derartige Behauptung zuvor wie auch die [[NLP]]-Masche [[Positiv Denken]] nie Thema der Neuen Medizin war und die Bildzeitung alles anderes als zitierbar ist um wissenschaftliche Ansichten zu dokumentieren. ''Hurrah!'' schrieb Hamer, ...''Darf die Germanische Neue Medizin jetzt durchkommen, oder soll sie demnächst Ben Gurion-Medizin oder israelische Medizin heißen? Wir freuen uns über die klugen israelischen Forscher, die heraus gefunden haben, daß Konfliktschocks häufig Brustkrebs bei Frauen hervorrufen...'' Aber die retrospektive, und somit beweislose Fragebogen-Arbeit aus Israel kam zu ganz anderen Ergebnissen als Hamer verlautbarte, inklusiver mehrerer Widerlegungen seiner GNM sozusagen als Abfallprodukt. |
− | Befragt wurden 622 jungen Frauen mit und ohne Brustkrebs auf Basis einer vorformulierten Arbeitshypothese, eine Null-Hypothesen wurde dagegen nicht formuliert, was die aussagekraft der Arbeit einschränkt. Das Wort Neue Medizin oder Hamer taucht natürlich nicht auf. Sogenannte ''Life Events'' (als ''einschneidend'' betrachtete Lebensereignisse, ohne Beachtung der spezifischen Hamerlehre als ''isolativ erlebte Konflikte'') wurden über einen Fragebogen ermittelt. Als Ergebnis zeigte sich in Bestätigung älterer Arbeiten, dass die erkrankten Frauen signifikant häufiger an Depressionen litten, und signifikant seltener Zeichen eines Optimismus zeigten als die gesunde Vergleichsgruppe. Ein rein statistisches Verfahren gab Anlass zur Vermutung (wörtlich: ..suggest..) dass mehr als ein Life Event positiv mit dem Vorhandensein von Brustkrebs korrelierte. Bei einem einzelnen Life-Event war die Korrelation nicht signifikant. Das heisst: die Hamer'sche Hypothese der psychogenen Krebsentstehung aufgrund eines einzelnen Life-Event (Hamer-Jargon: Konflikt) ist laut Peled und Kollegen nicht nachweisbar gewesen, hätte aber laut Hamer'schen Postulaten erkennbar werden müssen. | + | Befragt wurden 622 jungen Frauen mit und ohne Brustkrebs auf Basis einer vorformulierten Arbeitshypothese, eine Null-Hypothesen wurde dagegen nicht formuliert, was die Aussagekraft der Arbeit einschränkt. Das Wort Neue Medizin oder Hamer taucht natürlich nicht auf. Sogenannte ''Life Events'' (als ''einschneidend'' betrachtete Lebensereignisse, ohne Beachtung der spezifischen Hamerlehre als ''isolativ erlebte Konflikte'') wurden über einen Fragebogen ermittelt. Als Ergebnis zeigte sich in Bestätigung älterer Arbeiten, dass die erkrankten Frauen signifikant häufiger an Depressionen litten, und signifikant seltener Zeichen eines Optimismus zeigten als die gesunde Vergleichsgruppe. Ein rein statistisches Verfahren gab Anlass zur Vermutung (wörtlich: ..suggest..) dass mehr als ein Life Event positiv mit dem Vorhandensein von Brustkrebs korrelierte. Bei einem einzelnen Life-Event war die Korrelation nicht signifikant. Das heisst: die Hamer'sche Hypothese der psychogenen Krebsentstehung aufgrund eines einzelnen Life-Event (Hamer-Jargon: Konflikt) ist laut Peled und Kollegen nicht nachweisbar gewesen, hätte aber laut Hamer'schen Postulaten erkennbar werden müssen. |
| In der Arbeit ist von einer rein zeitlichen Korrelation die Rede, ohne Erwähnung oder Nachweises eines möglichen kausalen Zusammenhangs und/oder möglicher plausibler Kausalketten. Wir erinnern uns: Hamer selbst sowie etliche seiner Jünger lehnen ansonsten rein zeitliche Korrelationen als ''Beweis'' oder Widerlegung kategorisch ab und verweisen gerne auf den Rückgang von Störchen und dem gleichzeitigen Rückgang der Geburtenrate (wo sie völlig recht haben, denn solche nicht kausalen Korrelationen sind nicht beweiskräftig und werden wissenschaftlich natürlich nicht berücksichtigt). Aber diese Einschränkung war Hamer genauso egal wie gravierende methodische Einschränkungen auf die die Autoren selbst hinwiesen. Nur 25% der befragten Frauen beantworteten den Fragebogen, die Mehrheit von 75% beantworteten den Fragebogen erst gar nicht. Die Arbeit war auch nicht repräsentativ angelegt: Die Autoren weisen ausdrücklich darauf hin dass die Kontrollgruppe nicht repräsentativ zur gleichgeschlechtlichen und gleichaltrigen Allgemeinbevölkerung sei (..The study population can not be considered a representative sample of the relevant population..), und weist auf fehlende Randomisierung hin (..and the controls were not randomly selected..). Der Beobachtungszeitraum war mit maximal 4 Jahren deutlich kürzer als die Entwicklungs-Zeit bei Brustkrebs. Depressionen sind bekannte '''Folgen''' einer Krebserkrankung, genauso wie das Fehlen eines allgemeinen Optimismus. Das heisst: auch grundsätzlich positiv eingestellte Frauen können im Rahmen der Belastungen einer Krebserkrankung depressiv werden und somit fälschlich als ursprünglich ''Depressive'' eingeordnet werden. Dies ist eine seit langem diskutierte Problematik derartiger Arbeiten <ref>Schwarz R, Social and psychological differences between cancer and noncancer patients: cause or consequence of the disease? Psychother Psychosom, 1984;41(4):195-9</ref> <ref>Faller H, cancer personality" attribution--an expression of maladaptive coping with illness?, Z Klin Psychol Psychiatr Psychother, 1996 44(1) 104 ..The question is put up to discussion if the psychosomatic concept of a cancer personality may reflect patients' subjective theories which in turn may be the expression of their depressive coping modes...</ref>. Es fragt sich ob Frauen die an Brustkrebs leiden sich nicht mehr bemühen an Life-events zu erinnern. Durch Brustkrebs depressiv Verstimmte (üblicherweise ein Grossteil der Krebspatienten ist depressiv verstimmt) nehmen Stress, Belastungen und Ärger anders wahr, sie könnte also retrospektiv eher unagenehme Life-Events eruiert haben und damit die Studienergebnissse verzerrt gaben. Autor Peled wies zudem in dieser Arbeit darauf hin welche Faktoren (Rauchen, Ernährung, genetische Disposition...) als gesichert bei der Entstehung von Brustkrebs seien <ref> Several risk factors have been documented in the scientific literature, among them are: family history, radiation exposure, androgenic estrogens, nutrition and diet habits, smoking, alcohol consumption, lack of physical activity and lack or short term of breast feeding and social status. However, it was estimated that these factors explain only 40% of the BC cases.</ref>, somit eine klare Nebenbei-Widerlegung der Neuen Medizin bei dieser Fragestellung. | | In der Arbeit ist von einer rein zeitlichen Korrelation die Rede, ohne Erwähnung oder Nachweises eines möglichen kausalen Zusammenhangs und/oder möglicher plausibler Kausalketten. Wir erinnern uns: Hamer selbst sowie etliche seiner Jünger lehnen ansonsten rein zeitliche Korrelationen als ''Beweis'' oder Widerlegung kategorisch ab und verweisen gerne auf den Rückgang von Störchen und dem gleichzeitigen Rückgang der Geburtenrate (wo sie völlig recht haben, denn solche nicht kausalen Korrelationen sind nicht beweiskräftig und werden wissenschaftlich natürlich nicht berücksichtigt). Aber diese Einschränkung war Hamer genauso egal wie gravierende methodische Einschränkungen auf die die Autoren selbst hinwiesen. Nur 25% der befragten Frauen beantworteten den Fragebogen, die Mehrheit von 75% beantworteten den Fragebogen erst gar nicht. Die Arbeit war auch nicht repräsentativ angelegt: Die Autoren weisen ausdrücklich darauf hin dass die Kontrollgruppe nicht repräsentativ zur gleichgeschlechtlichen und gleichaltrigen Allgemeinbevölkerung sei (..The study population can not be considered a representative sample of the relevant population..), und weist auf fehlende Randomisierung hin (..and the controls were not randomly selected..). Der Beobachtungszeitraum war mit maximal 4 Jahren deutlich kürzer als die Entwicklungs-Zeit bei Brustkrebs. Depressionen sind bekannte '''Folgen''' einer Krebserkrankung, genauso wie das Fehlen eines allgemeinen Optimismus. Das heisst: auch grundsätzlich positiv eingestellte Frauen können im Rahmen der Belastungen einer Krebserkrankung depressiv werden und somit fälschlich als ursprünglich ''Depressive'' eingeordnet werden. Dies ist eine seit langem diskutierte Problematik derartiger Arbeiten <ref>Schwarz R, Social and psychological differences between cancer and noncancer patients: cause or consequence of the disease? Psychother Psychosom, 1984;41(4):195-9</ref> <ref>Faller H, cancer personality" attribution--an expression of maladaptive coping with illness?, Z Klin Psychol Psychiatr Psychother, 1996 44(1) 104 ..The question is put up to discussion if the psychosomatic concept of a cancer personality may reflect patients' subjective theories which in turn may be the expression of their depressive coping modes...</ref>. Es fragt sich ob Frauen die an Brustkrebs leiden sich nicht mehr bemühen an Life-events zu erinnern. Durch Brustkrebs depressiv Verstimmte (üblicherweise ein Grossteil der Krebspatienten ist depressiv verstimmt) nehmen Stress, Belastungen und Ärger anders wahr, sie könnte also retrospektiv eher unagenehme Life-Events eruiert haben und damit die Studienergebnissse verzerrt gaben. Autor Peled wies zudem in dieser Arbeit darauf hin welche Faktoren (Rauchen, Ernährung, genetische Disposition...) als gesichert bei der Entstehung von Brustkrebs seien <ref> Several risk factors have been documented in the scientific literature, among them are: family history, radiation exposure, androgenic estrogens, nutrition and diet habits, smoking, alcohol consumption, lack of physical activity and lack or short term of breast feeding and social status. However, it was estimated that these factors explain only 40% of the BC cases.</ref>, somit eine klare Nebenbei-Widerlegung der Neuen Medizin bei dieser Fragestellung. |
| Die Arbeit steht ausserdem in Kontrast zu einer grossen Zahl von Arbeiten die sich in der Vergangenheit der gleichen Frage nach Einflüssen von Life-Events (Tod von Angehörigen, Unfälle...) und Krebsentstehung widmeten, aber zu völlig gegensätzlichen Ergebnisse kamen <ref>Edwards JR, The relationship between psychosocial factors and breast cancer: some unexpected results, Behav med, 1990 Spring;16(1):5-14</ref><ref>Barraclough J, Pinder P, Cruddas M, Osmond C, Taylor I, Perry M. Life events and breast cancer prognosis. BMJ 1992;304:1078-81</ref><ref>Kvikstad A, Widowhood and divorce in relation to overall survival among middle-aged Norwegian women with cancer, Br J Cancer 1995 june 71(6) 1343</ref><ref>Bleiker EM, Personality factors and breast cancer development: a prospective longitudinal study, J natl cancer inst, 1996 Oct 16;88(20):1478-82 | | Die Arbeit steht ausserdem in Kontrast zu einer grossen Zahl von Arbeiten die sich in der Vergangenheit der gleichen Frage nach Einflüssen von Life-Events (Tod von Angehörigen, Unfälle...) und Krebsentstehung widmeten, aber zu völlig gegensätzlichen Ergebnisse kamen <ref>Edwards JR, The relationship between psychosocial factors and breast cancer: some unexpected results, Behav med, 1990 Spring;16(1):5-14</ref><ref>Barraclough J, Pinder P, Cruddas M, Osmond C, Taylor I, Perry M. Life events and breast cancer prognosis. BMJ 1992;304:1078-81</ref><ref>Kvikstad A, Widowhood and divorce in relation to overall survival among middle-aged Norwegian women with cancer, Br J Cancer 1995 june 71(6) 1343</ref><ref>Bleiker EM, Personality factors and breast cancer development: a prospective longitudinal study, J natl cancer inst, 1996 Oct 16;88(20):1478-82 |