Satanismus

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Das Pentagramm
Oliver Nevermind: Gladio und Satanismus
(siehe Artikel Manuel Cornelius Mittas)
Berichterstattung über Satanssekte in Berliner Kurier (2003)
Fotomontage, die vielfach verbreitet wird (Dan Davis, Pravda TV, Guido Grandt oder Pseudonym Oliver Nevermind (Manuel Cornelius Mittas)
Baphomet-Darstellung im Rahmen des Taxil-Schwindels im 19. Jahrhundert
Martin van Maele: Sabba (1911)
Darstellung des islamistischen Bombenanschlags auf eine Musik-Veranstaltung in Manchester mit 22 Toten als vermeintlich "satanistisches Ritual" auf den Webseiten von Oliver Janich im Mai 2017

Der Satanismus bezeichnet ab dem 19. Jahrhundert die Verehrung, Anbetung oder Kommerzialisierung eines "Satan" sowie den Glauben an einen "Satan". Dies geschieht zumeist im Rahmen der Aktivitäten quasireligiöser oder spiegelreligiöser Bewegungen. Dabei werden unter dem Begriff "Satanismus" vielerlei geistige Strömungen zusammengefasst, die oftmals keinen zwingenden Zusammenhang aufweisen. Als Kriterium gilt hierbei in der Regel, dass die Figur des Satans mehr oder weniger im Mittelpunkt steht.

Satanistische Anschauungen basieren teils auf einer Umwertung überlieferter christlicher Satansvorstellungen, teils auf einer allgemeinen Philosophie der "Unmoral" und des "Bösen". Allen Formen des Satanismus gemeinsam ist die bewusste Entwertung allgemein geltender ethischer Prinzipien bis hin zur "religiösen" Verklärung des Bösen und die Selbstidentifizierung mit ihm, wobei Aleister Crowley als Vorbild gilt. Der heutige moderne Satanismus versteht sich als antichristlich, aber auch zuweilen als anarchistisch oder nihilistisch.

Merkmale

Merkmale des Satanismus sind die Verwendung bestimmter Symbole und Zahlen und auch das Ausleben bestimmter Kulthandlungen und Rituale (sogenannte "Schwarze Messen" und Schwarze Magie). Bei vielen Formen des Satanismus spielt eine besondere Kleidung, Schmuck, Kultgegenstände, Symbole[1] und Musik eine wichtige Rolle (z. B. Black Metal und Death Metal). Satanistische Anschauungen bedienen sich oftmals christlicher Symbole oder Handlungen, indem diese in umgekehrtem Kontext verwendet werden (z.B. auf dem Kopf stehendes Kreuz, Hingabe statt Enthaltsamkeit). Dass Satanisten in Deutschland in organisierter Weise Kinder töten, wie Sektenbeauftragte und Journalisten manchmal behaupten, kann von Kriminalisten nicht bestätigt werden.[2][3] 1995 untersuchte das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen auf Anfrage der 17. Enquête-Kommission „Sogenannte Sekten und Psychogruppen“ des Deutschen Bundestags ihm vorliegende Berichte ritueller Gewalt, fand aber keine Belege für das Vorliegen bzw. die Tragweite der geschilderten Straftaten. Vielmehr werde das Thema durch „reißerische […] Berichterstattung in den Medien zur Zeit überbewertet“.[4]

Gefördert wird die Verbreitung des Satanismusmythos aber auch durch Verschwörungsdenken und mediale Skandalisierung. Insbesondere wenn Satanismus mit anderen – sozial durchaus anerkannten – Problemen wie etwa Kindesmissbrauch, sexuelle Gewalt oder Mord verknüpft wird, wie es häufig geschieht, provoziert er Reaktionen von Angst und Bedrohung.[5] Entsprechende Affekte können dabei für propagandistische Zwecke im Sinne einer konstruierten Kontaktschuld instrumentalisiert werden.[6]

Die Soziologin und Politologin Ina Schmied-Knittel ( Soziologin und Politologin (Freiburger Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene - IGPP) kommt in ihrer Veröffentlichung "Satanismus als Neomythos" zum Ergebnis:

Der Satanismusmythos lebt von den gleichen Vorwürfen, die vor Jahrhunderten an die Adresse der Juden, Ketzer oder vermeintlichen Hexen gerichtet wurden: Menschenopfer, ritueller Kindsmord, Kannibalismus. Seine Rekonstruktion macht deutlich, dass es sich dabei um ein historisches und symbolisches Verweisungssystem handelt, das Vergangenes in die Gegenwart transportiert und dieses dort lebendig hält, ja sogar mit neuen Verknüpfungen anreichert. Dieser „satanistische Neomythos“, der in eklatantem Widerspruch zum öffentlich deklarierten Selbstverständnis ‚realer’ Satanisten steht, stellt sich als eine Bricolage aus Alltags- und Wissenschaftsmythen sowie Verschwörungsdenken dar. An seiner Verbreitung und Reproduktion sind Akteure aus insbesondere drei „diskursiven Milieus“ maßgeblich beteiligt: das politisch-religiöse Feld der Weltanschauungs- und Sektenexperten, ein spezielles klinisch-therapeutisches Setting und nicht zuletzt die Massenmedien.
[...]Dabei gilt festzuhalten: Auch wenn Satanismus sehr medienwirksam ist, ist er doch als reale gesellschaftliche Gefahr eher unbedeutend und in erster Linie ein diskursives Phänomen.
[7]

Wertung

Während die Kirchen die (vermeintlichen) Gefahren des Satanismus thematisieren, warnt die Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz vor einer Dramatisierung der Strömung. Ebenso wie die Vielzahl der Variationen des Satanismus sind auch die Gefahren zu werten: Das Spektrum reicht von einer eher harmlosen Jugendbewegung bis hin zu einer gefährlichen Sekte. Allerdings besteht für die bei Verschwörungstheoretikern beliebte Behauptung, Satanisten seien eine organisierte kriminelle Vereinigung, kein Anlass.[8]

Entstehung und Gruppierungen

Die Entstehung des "modernen" Satanismus gegen Anfang des 20. Jahrhunderts ist eng mit den Namen Aleister Crowley (1875-1947) und Anton LaVey (geboren 1930) verbunden. Crowley, der noch heute vor allem durch sein Tarotkartenset bekannt ist, hatte 1904 eine Offenbarung, in der ihm ein Geist mit Namen "Aiwaz" unter anderem das grundlegende Gebot "Tue was du willst, dies sei das ganze Gesetz" offenbarte.[9]

Der Amerikaner Anton Szandor LaVey (ursprünglich Howard Stanton Levey) nahm für sich in Anspruch, den modernen Satanismus definiert und organisiert zu haben. LaVeys Satanismus ist eine Synthese aus Prinzipien und Lehren verschiedener Personen, welche seines Erachtens einen maßgeblichen Beitrag zur Kultur des "Satanischen" geleistet haben. Bekannte Inspirationsquellen LaVeys sind u.a. Cagliostro, Rasputin, Friedrich Nietzsche, Fritz Lang, William Mortensen, Carl Gustav Jung, Wilhelm Reich, Mark Twain und Ayn Rand. LaVey verfasste 1968 die Satanische Bibel, die von vielen als der Grundstein des modernen Satanismus gesehen wird.[10]

Die von ihm gegründete "Church of Satan"[11] zeichnet sich durch eine atheistische Grundphilosophie aus. Hohepriester Peter Gilmore dazu: "Satanism begins with atheism. We begin with the universe and say, “It’s indifferent. There’s no God, there’s no Devil. No one cares!" [12]

Der Order of Nine Angles (ONA, „Orden der neun Winkel“) aus Großbritannien bezeichnet sich in seinen Schriften dagegen als Vertreter eines traditionellen Satanismus und rechnet sich wie viele andere Satanisten dem Pfad zur linken Hand zu. Bei den schwarzen Messen wird eine Hakenkreuzflagge hinter dem Altar aufgehängt, Hitler wird als von den Göttern gesandt bezeichnet und der Holocaust geleugnet. Die westlichen Staaten werden als zionistisch kontrolliert bezeichnet und rechtsextreme Inhalte gepredigt.[13]

Kommerzieller Satanismus

In kommerzialisierten Form beeinflusst das soziale Phänomen des Satanismus den Lebensstil Jugendlicher (Beispiel: "Gruftis"), die Musik (Black Metal) und hat auch seinen Ausdruck im Film ("Rosemaries Baby", 1968, von Roman Polanski), in der Literatur (Stephen King) und in der Bekleidungsmode gefunden.

Siehe auch

Galerie

Literatur

Weblinks

Weblinks (Blog-Artikel)


Weblinks zum Thema satanic panic

Weblinks (englisch)

Quellenverzeichnis