Nirosana

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Nirosana ist ein flüssiges Nahrungsergänzungsmittel, das bereits in den 1980er Jahren unter dem Namen Rovonin kurzzeitig als eine Art Wundermittel gegen AIDS propagiert wurde. Eine Vermarktung scheiterte jedoch. Seit 2014 wird es von der Konzeptis GmbH aus Eschborn bei Frankfurt am Main wieder beworben.[1][2] Neben der angeblichen Heilwirkung bei AIDS habe das Mittel weitere gesundheitlich positive Wirkungen. Preise und Bezugsquellen für Nirosana werden von der Firma Konzeptis derzeit (Mitte 2014) nicht genannt.

Zusammensetzung

Laut Webseite der Firma Konzeptis besteht Nirosana aus terpenhaltigen[3] ätherischen Ölen und Orangensaft und sei "eine Komposition von über 121 natürlichen, ätherischen Ölen". Konzeptis gibt an, vom "Entdecker/Entwickler von Nirosana® mit der Bekanntmachung und Verbreitung seiner Essenz beauftragt" worden zu sein und verweist auf eine Patentanmeldung des Bauunternehmers Karl-Heinz Nink aus dem Jahr 1988.[4] Demnach sollen vor allem Pfefferminzöl, Melissenöl und Anisöl eine Rolle spielen, wobei der "Gehalt an wirksamem Öl 0,05 bis 3%" betrage. Weitere Inhaltsstoffe seien bis zu 30% Zucker und bis zu 25% Alkohol. Der pH-Wert soll zwischen 2,5 und 4 liegen, was dem bei Obstsäften und Limonaden üblichen Wertebereich entspricht. Der Erfinder habe die Bestandteile nicht im Detail angegeben, "weil er fürchtete, diese Essenz verschwinde in den Schubladen der Industriellen". Auf die Nennung der genauen Zusammensetzung werde "deshalb auch bis zum heutigen Tage verzichtet".

Anwendung

Eine "Monatsration" Nirosana betrage 1,8 Liter, davon sollen dreimal täglich vor dem Essen 2 cl getrunken werden.

Behauptungen zur Wirksamkeit

Nirosana wird von Konzeptis auch als "Stärkungsmittel" bezeichnet. Die angebliche medizinische Wirkung basiere darauf, dass es die Th1-Zellen[5] "stimuliere". Geeignet sei es allgemein zur Entgiftung des Organismus ("Entgiftung" ist ein in der Pseudomedizin beliebtes Konzept). In den 1980er Jahren sei das Mittel, das damals Rovonin hieß, "durch mehrfache Genesungen von AIDS-Patienten bzw. HIV-Positiven" bekannt geworden. Tatsächlich wurde in der Regenbogenpresse verschiedentlich über die angebliche Wunderheilung eines Berliner AIDS-Kranken mit Rovonin berichtet.[6][7][8] In der Patentschrift aus dem Jahr 1988 heißt es sogar: "Bei rechtzeitiger Einnahme des Heilsafts führt dies in wenigen Wochen zum Verschwinden aller AIDS (ARC)-Symptome, wie Kräfteverfall, Durchfall, Fieber, opportunistische Infektionen (Mykosen, Candida-Infektionen, Pneumocystis carinii u. a.) Nachtschweiße, Gewichtsabnahme."[4] Ebenso wenig nachprüfbar sind die Aussagen von Konzeptis, dass "die Laborresultate und -protokolle eines namhaften Berliner Klinikums die signifikanten Besserungen" in mehreren Fällen belegten, ferner dass bei Behandlungen von Krebskranken "positive Verläufe zu verzeichnen" gewesen seien und dass die Wirkung von Nirosana "vom Robert Koch-Institut durch Blutentnahme bei versch. Patienten analysiert und dokumentiert" worden sei. Die Einnahme von Nirosana sei "vollkommen nebenwirkungsfrei".

Im Zusammenhang mit der angeblichen Wirksamkeit bei Krebs und AIDS wird auf Heinrich Kremer verwiesen. Für die Verbreitung des Mittels hätten sich in Vergangenheit außerdem "renommierte, namhafte Ärzte" eingesetzt; namentlich genannt wird einzig "Herr Dr. Dieter Kaempgen (wissenschaftlicher Beirat)". Der Chemiker und Heilpraktiker Dieter Kaempgen (1934? - 2009) hat mit Rovonin-Erfinder Nink zusammengearbeitet und war an den Experimenten an AIDS-Kranken in den späten 1980er Jahren beteiligt.[8]

In den 1990er Jahren war Kaempgen Mitautor einer Veröffentlichung des Berliner Verschwörungstheoretikers und KRR-Aktivisten Peter Schmidt, zusammen mit AIDS-Leugnern wie Peter Duesberg, Kawi Schneider und Stefan Lanka.[9] Kaempgen war außerdem Anhänger des Tonbandstimmen-Konzepts, d.h. der Vorstellung, man könne mittels technischer Hilfsmittel mit Verstorbenen kommunizieren. So habe er sich bei Diagnosen und bei der Auswahl homöopathischer Mittel von Stimmen aus dem Jenseits beraten lassen, deren Trefferquote hierbei "enorm hoch" sei.[10][11]

Quellen

  1. Konzeptis GmbH, Mergenthalerallee 10-12, 65760 Eschborn (früherer Name bis September 2013: MAINVALUE GmbH). Geschäftsführer ist der Versicherungsmakler Jürgen Löber. Geschäftszweck ist laut Handelregister die Verwaltung eigenen Vermögens und die Vermittlung von Versicherungen.
  2. Screenshot von der Internetseite konzeptis.com vom 30. Juni 2014
  3. Terpene sind eine Gruppe von chemischen Verbindungen, die als so gen. sekundäre Inhaltsstoffe in zahlreichen Pflanzen vorkommen. Viele Terpene gelten als potenziell pharmakologisch nutzbar, siehe auch Sebastian Jäger, Armin Scheffler, Herbert Schmellenkamp: Pharmakologie ausgewählter Terpene. Pharmazeutische Zeitung 22/2006 und http://de.wikipedia.org/wiki/Terpene
  4. 4,0 4,1 DE 3801900 A1: Verwendung von Terpen-haltigen ätherischen Ölen zur Bekämpfung von Aids und Arc, sowie sie enthaltende pharmazeutische Zubereitungen. Anmelder/Erfinder: Karl-Heinz Nink, 97640 Oberstreu. Anmeldetag: 23.01.1988. Verfahren erloschen: 24.01.1995. Zusammenfassung: Die Erfindung betrifft die Verwendung von Terpen-haltigen ätherischen Ölen zur Bekämpfung von AIDS und ARC bzw. zur Herstellung von diese enthaltenden pharmazeutischen Zubereitungen. Bevorzugt werden Gemische von Pfefferminzöl und Melissenöl in einer flüssigen Zubereitungsform auf Basis von Fruchtsäften.
  5. http://de.wikipedia.org/wiki/T-Helferzelle
  6. Ein Fall von Hoffnung. Wie ein durch Aids vom Tod Gezeichneter neue Kraft fand. BUNTE 9/1986
  7. FREIZEIT REVUE, März 1986
  8. 8,0 8,1 Ein Bauunternehmer fand Mittel gegen AIDS. Kann sein "Wundersaft" die tödliche Krankheit besiegen? Das Goldene Blatt, Frühjahr 1986 (genaues Erscheinungsdatum nicht bekannt)
  9. Dokumentation AIDS-Kritik. Autoren: Kawi Schneider, Prof. Dr. Peter Duesberg, Dr. Dieter Kaempgen, Dr. Gerhard Orth, Ilse Lass, Dr. Stefan Lanka + Hrsg. Peter Schmidt. 1995, 2004, 2008
  10. Hildegard Schäfer: Brücke zwischen Diesseits und Jenseits. Theorie und Praxis der Transkommunikation. Verlag Hermann Bauer, Freiburg, 1989
  11. Nina Hawranke: Der Tod ist nicht der Tod: Instrumentelle Transkommunikation als Draht zur Ewigkeit. NEXUS Magazin 27, Februar-März 2010, 28-47