Pulsierende Energie Resonanz Therapie
Die Pulsierende Energie Resonanz Therapie (PERTH) ist eine pseudomedizinische Behandlungsmethode aus dem Bereich der Magnetfeldtherapien und des Wellness des 2015 verstorbenen Berliner Hals-Nasen-Ohrenarztes und "Energiemediziners" Reinhard Werner, der häufig als "Prof." tituliert wird. PERTH-System nach Prof. Dr. Werner ist eine geschützte Wortmarke von Werner. PERTH ist den PEMF-Methoden (Pulsed Electromagnetic Field) zuzurechnen.
Im Eigenverständnis der PERTH-Befürworter soll es sich um ein "energiemedizinisches Regulationsverfahren" handeln, das sowohl in Behandlungsräumen von Heilpraktikern und Ärzten als auch zu Hause zur Anwendung kommen soll. Glaubt man dem Erfinder Werner, so rege die Methode den Stoffwechsel von Zellen an, mit der wundersamen Ausnahme von Krebszellen. Auch sei die Methode geeignet, Schmerzen zu lindern und Tinnitus, Diabetes, Osteoporose oder Alzheimer bei Mensch und Tier zu heilen. Werner berichtete anekdotisch von einem 92-jährigen Patienten, der nach einer PERTH-Therapie seine blutdrucksenkenden Medikamente habe absetzen können.
Als in Deutschland von den gesetzlichen Krankenkassen nicht anerkanntes Therapieverfahren wird die PERTH den Kunden und Patienten in Rechnung gestellt.
Unterstelltes Funktionsprinzip
Bei PERTH handelt es sich um eine Magnetfeldtherapie mit einem pulsierenden "Bündelfrequenzspektrum" in acht Intensitätsstufen. Dabei soll im Körper ein "Soft-Magnetfeld" induziert werden. Entscheidend sei, dass die vom Gerät abgegebenen Signale "physiologischer Natur" seien. Darunter versteht der Erfinder, dass es nicht wie andere Geräte Sägezahn-, Rechteck- oder Sinussignale erzeuge. Vielmehr imitiere es "körpergleiche Ströme wie den Aktionspotentialstrom und andere bekannte Körpersignale". Werner beruft sich dabei auf Aussagen von Wolfgang Ludwig. Die naturähnlichen Signale würden außerdem verwirklicht, indem das Gerät "nur Rhythmen und keine Taktungen" erzeuge. Damit ist möglicherweise gemeint, dass sich aufeinanderfolgende Pulse leicht voneinander unterschieden, denn unter Hinweis auf die Herzfrequenzvariabilität heißt es, ein Fehlen dieser Schwankungen kennzeichne "eine extreme biologische Starre und geht Hand in Hand mit pathologischen Geschehen."
Als Stärke des Magnetfeldes werden Flussdichten von 13 pT bis in den nT-Bereich genannt, auf jeden Fall liege sie unter 1 µT. Der Frequenzbereich wird mit 0,05 Hz bis 20.000 Hz angegeben. Das teuerste Gerät erzeuge "über 1000 Frequenzen", darunter auch "Frequenzen nach Dr. Hulda Clark".
Unter der Behandlung komme es zu einem Anstieg des Sauerstoffpartialdrucks (pO2), zu einer allgemeinen Durchblutungsförderung, zu einem vermehrten Aufbau von Eiweißen, zur Anregung des Immunsystems, "Anschaltung von Regeneration und Heilung", Linderung von Schmerzen und zu einer selektiven "Abtötung von Viren".
Anwendung
Das PERTH-System besteht aus einem Steuergerät und Magnetspulen, die Applikatoren genannt werden. Die Applikatoren sind als Matten oder Kissen ausgeführt. Möglich sind Teil- und Ganzkörperbehandlungen, ferner Behandlungen von Haustieren und Großtieren (mit sattelförmigem "Pferdeapplikator", "Kamelapplikator" oder "Stall-Applikator"). Die Behandlungsdauer kann von 1 bis 60 Minuten variieren. Daueranwendungen seien unbedenklich, es trete kein Gewöhnungseffekt ein.
Als einzige Gegenanzeigen werden "Blutvergiftung (Sepsis) mit extrem hohen Temperaturen" und "starke akute arterielle Blutung" genannt. Ansonsten wird lediglich bei Menschen mit transplantierten Organen "aus juristischen Gründen" von einer Behandlung abgeraten.
Die Geräte sind in verschiedenen Ausführungen erhältlich, z.B. EMG 1, EMG Profi und EMG Piccolo, und zielen teilweise ausdrücklich auf private Anwender ab. Eine PERTH-Ausrüstung, bestehend aus Steuergerät und Applikatoren, kostet 2.000 bis 3.000 Euro.
Erfinder Reinhard Werner
Der PERTH-Erfinder war der 2015 verstorbene Berliner HNO-Arzt, Buchautor und "Energiemediziner" Reinhard Werner (geb. 1941, gest. 22.2.2015). Er studierte am WMI in Sofia und an der Berliner Charité. Seit 1975 ist er HNO-Facharzt und promovierte über den Schall-Protektions-Mechanismus des Mittelohres. Eine überstandene Virus C-Hepatitis mit Leberzirrhose und ein Diabetes mellitus, die Werners Meinung nach hätte tödlich enden müssen, habe er dank einer Magnetfeldtherapie überlebt, mit der er sich seit den 1990er Jahren zunehmend beschäftigte. Anekdotisch berichtet Werner, dass er anfänglich den in den 1980er Jahren auftauchenden Erfolgsmeldungen über Magnetfeldtherapien misstraute und den "Magnet-Scharlatanen" eigentlich das Handwerk legen wollte. 1996 wurde das "Institut für Energie-Medizinische Systeme e.V." (EMS Berlin international Perth-Chicago-Moskau-Krim-Plovdiv)[7] gegründet, dem Werner vorsteht. Die Anschrift des Vereins ist die von Werner. Stellvertretender Vorsitzender soll Viktor Zyganow sein, der wie Werner einen "Professorentitel" der IIAU nennt. Mitglied im EMS e.V. ist auch Karl Hecht.
Der Verein soll auch Mitglied der "Interacademic Union" (IIAU), einer "Organisation der UNO", sein. Werner bezeichnet sich auch als "Professor" der IIAU. In Wirklichkeit handelt es sich bei der IIAU um eine Titelmühle, die Scheintitel verkauft.
Es folgten Eigenkonstruktionen und die "PERTH-Systeme nach Dr. Werner".
2002 soll Werner die Habilitationsschrift Die physiologischen und kurativen Wirkungen optimierter pulsierender elektromagnetischer Felder mit extrem niedriger Feldstärke für die Russische Akademie der Naturwissenschaften (RANS) gefertigt haben[8]. Nach anderen Angaben habe seine Habilitation jedoch an einer "Akademie der Wissenschaften, Abt. Raumfahrtmedizin in Moskau" stattgefunden.
Werner ist Autor von
- Gesundheit durch Energieregulation mit Magnetfeldern (Verlag Prima leben!, Greven 2006)
und Ko-Autor der Bücher
- ENERGIE - Quelle des Lebens und Maßstab der Gesundheit (zusammen mit Ing. Josef Plattner)
- Über die kurativen Wirkungen der PERTH (in Russisch und verlegt in Russland)
Des Weiteren finden sich Veröffentlichungen von Werner in Zeitschriften mit esoterischem oder pseudomedizinischem Einschlag wie CoMed, Raum & Zeit oder der alternativmedizinischen Zeitschrift "Naturarzt". Seine PERTH-Verfahren stellte Werner auch im November 2008 auf der Tagung "Neuartige Heilmethoden" des Jupiter-Verlags in Sasbachwalden vor, auf dem auch der amerikanische Scharlatan und "Bischof" Jim Humble auftrat, um sein angeblich heilendes Desinfektionsmittel MMS vorzustellen. Organisiert war die Tagung von Adolf Schneider, dessen Aktivitäten meist um Pseudowissenschaften wie Freie Energie kreisen.
Firma EMG Inge Werner
Die 1994 gegründete Firma EMG Inge Werner[9] residiert an der Wohnanschrift der Familie Werner und wird von seiner Ehefrau, der Krankenschwester Inge Werner, geführt. Inge Werner bezeichnet sich als Ernährungsberaterin und Beraterin in Fragen der Gesundheit und Energiemedizin. Als "Medizinischer Berater von EMG" ist ihr Ehemann Prof. Dr. med. Reinhard Werner erwähnt. Eine enge Zusammenarbeit soll zu einem Professor Vladimir Zagriadski aus der russischen Raumfahrtmedizin bestehen.
Die Firma vertrieb zunächst Produkte zur Gewichtsreduktion und Halit-Salz und wandte sich dann dem Vertrieb von pseudomedizinischen Geräten wie Prognos, Oberon-Metatron-Diagnostik, BioGraph, AMSAT-HC oder "Detox-Systemen" zu. Die Produktion und der Absatz von PERTH-Geräten wird über die EMG abgewickelt. Vertretungen sollen in ganz Europa existieren sowie in Belize, Dubai, Jordanien, Marokko, Mexiko, Russland, Südafrika, Türkei, Ukraine und den USA.
Human Regenerator
Reinhard Werner wird als Leiter einer Science and Technology Division einer deutschen Firma namens System4 Technologies GmbH aus Bremen[10] genannt. Die 2008 gegründete Firma wird von einem Ily Guslo geleitet und bietet "futuristische" Luxusgüter an. Eines der Produkte ist ein so genannter Human Regenerator. Dabei handelt es sich um eine zylindrische Kabine, die offenbar nach Betreten gekippt werden kann. Insassen des Wellnessgeräts werden einem "Quantenpuls" genannten magnetischen Wechselfeld ausgesetzt. Als obere Frequenz werden 38 KHz genannt, die Flussdichte soll unter einem µT liegen. Die eingesetzten Frequenzen sollen dabei Frequenzen gleichkommen, die die Erfinder dem Menschen beleglos zuordnen. So soll die Leber bei 58 Hz schwingen. Durch das Magnetfeld, aber auch durch Skalarwellen sowie durch Silicium und Aluminum soll es zu einer nicht näher erläuterten Regeneration des Körpers kommen.
Nach unbestätigten Angaben soll der Human Regenerator 500.000 Euro kosten.
Siehe auch
Quellennachweise
- ↑ Tagung "Neuartige Heilmethoden" des Jupiter-Verlags in Sasbachwalden am 21.11.2008
- ↑ http://www.ems-institut.de/content/view/48/45/
- ↑ http://www.openpr.de/pdf/104982/Das-neue-Buch-von-Prof-Dr-Reinhard-Werner-ist-erschienen.pdf
- ↑ http://www.energiemedizin.de/html/buecher.html
- ↑ http://www.net-tribune.de/article/r081106-03.php
- ↑ http://www.berlin.city-map.de/01110000/ems-berlin-prof-dr-med-reinhard-werner
- ↑ "Institut für Energie-Medizinische Systeme e.V. - EMS Berlin international - Perth (WA), Captown, Moskau, Krim, Plovdiv", Straße 6 Nr. 95, D-13059 Berlin
- ↑ http://www.nazarov-stimulation.de/personen/prof.werner.htm
- ↑ Energie-Medizin & Gesundheit Inge Werner (EMG), Straße 6, Nr. 95 A; D-13059 Berlin, www.emg-abc.de emg-perth.com
- ↑ System4 Technologies GmbH, Hermann Köhlstr. 7, D-28199 Bremen