Mikrotestmethode nach Lichtenberg

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OEG-Gerät mit Ampullenteller nach Rolf Lichtenberg

Die Mikrotestmethode nach Lichtenberg (auch Novisana Bio-Vitaltest) ist ein pseudomedizinisches Testverfahren mit methodischer Nähe zur Bioresonanz, Elektroakupunktur nach Voll, Radionik, BFD-Diagnose und der TCM-Akupunktur. Die außerwissenschaftliche Methode wird in der Alternativmedizin zum Nachweis eines angeblichen Mineralstoffmangels mit Hilfe eines ca 15.000 Euro teuren[1] "Mikrotesters" (bzw. OEG-Messinstruments nach Lichtenberg) eingesetzt. Die mit der Mikrotestmethode erkannten Mangelzustände sind dann oft die Basis für die Verschreibung von mineralstoffhaltigen Nahrungsergänzungsmitteln und einer OEG Organ-Energo-Gramm-Therapie nach Lichtenberg. Andere Anwender glauben mit der Mikrotestmethode jedoch auch Gifte in der Umwelt bestimmen zu können. Der nicht validierte Alternativmedizintest wird auch zur Glaubhaftmachung von Scharlatanerieprodukten eingesetzt, so für das Produkt GEO-protect zur Abschirmung hypothetischer Erdstrahlen unbekannter Art. Zitat aus der Werbung von GEOprotect:

"Auch messtechnisch ist die hohe Wirksamkeit von GEO-protect unter notarieller Aufsicht überprüft... Auf dem Markt der Erdstrahlenabschirmung werden allerhand dubiose und zum Teil unwirksame Produkte angeboten. GEO-protect legt deshalb Wert darauf, dem Verbraucher größtmögliche Sicherheit durch messtechnische Nachweisverfahren der Abschirmwirkung zu geben. GEO-protect-Folien wurden deshalb durch neutrale Fachleute der Medizin-technik mit dem Mikrotest-A-Gerät, einem medizintechnischen Diagnose- und Therapiegerät der Fa. Mikro Medica GmbH, Hohenahr. Ein Notar hat die Testung beaufsichtigt und die Messwerte bestätigt. ... Diese Tests wurden auf Wasseradern, Erdspalten, Verwerfungszonen, den Globalgitternetzen und dem sog. Currygitter mit weiblichen und männlichen Probanden durchgeführt. Das Testergebnis: Befanden sich bei den Tests die Probanden auf einer mit GEO-protect-Folie abgeschirmten geopathogenen Störzone, traten keine Veränderungen der Meridian-Leitwerte mehr ein. Damit wurde nachgewiesen, dass der Körper diesen Störfeldern nicht mehr ausgesetzt war. Die Messwerte wurden vom Notar Hardo Reimann in 35614 Aßlar beurkundet."

In der Beschreibung zur Methode wird auf so genannte Akupunkturpunkte der Hautoberfläche verwiesen. Dabei wird jedoch verschwiegen, dass diese (genauso wie die Meridianlehre) in der Medizin nicht anerkannt sind.

Erfinder der Mikrotestmethode war 1992 Rolf Lichtenberg.

Zur Methode ist keine zitierbare Literatur auffindbar (Stand 2016). Einzig die Esoterikzeitschrift Sein nahm sich 2003 der Mikrotestmethode nach Lichtenberg an.[2] Eine Anwendung findet in der wissenschaftlichen Medizin nicht statt. Die Kosten werden von den gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland nicht übernommen.

Zur Methode werden von Befürworterseite typisch pseudowissenschaftliche Behauptungen aufgestellt, wobei übergangslos zwischen Hypothesen und anerkanntem Wissen in der Medizin hin- und hergewechselt wird. So wird auf Basis reiner Annahmen aus der Akupunkturlehre behauptet, dass die Mikrotestmethode in der Lage sei, eine so genannte "Spannkraft" und einen "Leistungszustand" einzelnen Organe qualitativ und quantitativ zu messen: "Mit dem OEG ist messbar, wie viel Spannkraft die einzelnen Organe (Herz, Lunge, Leber, usw.), das Bindegewebe und der Stoffwechsel haben.." Auch soll es möglich sein Arzneimittel auszutesten, also auf ihre Eignung bei einem Heilverfahren zu testen, ohne dass jedoch zuvor eine Diagnose gestellt werden muss. Des Weiteren ist völlig unklar von Farb-Frequenz- und Lichtfrequenz-Abstrahlungen der Messampulle die Rede. Völlig unverständlich wird auch die Nervenbahnleitgeschwindigkeit (Geschwindigkeit, mit der sich Reize längs eines Nerven fortbewegen) mit der Schallgeschwindigkeit in Luft (320 m/s) verglichen. Die Nervenbahnleitgeschwindigkeit ist beim Menschen jedoch völlig unterschiedlich.

Befürworter wollen mit dem Gerät auch einen "Hypophysenreflex" nutzen, der angeblich "schulmedizinisch" anerkannt sei. Die Hypophyse (Hirnanhangdrüse) ist eine innersekretorische (hormonproduzierende) Drüse des Menschen. Weder bei Wikipedia noch im deutschsprachigen Internet lassen sich Angaben zu einem "Hypophysenreflex" finden. Dieser findet sich einzig im Zusammenhang mit der Mikrotestmethode Lichtenberg (September 2016: 14 Googletreffer). Gemeint sind offenbar elektrische Widerstandsänderungen bei Hautberührungen mit der Messsonde längs angenommener Akupunktur-Meridiane.

Methode und OEG (Organ-Energo-Gramm)-Messinstrument nach Lichtenberg

Der zu untersuchende Patient nimmt eine Sonde in eine Hand, über den Daumen der anderen Hand wird ein sehr schwacher Gleichstrom von einigen Mikroampere geleitet und der Strom gemessen. Untersucht werden dabei auch Testampullen im wechselbaren Ampullenteller, die Präparate verschiedener Hersteller enthalten sollen. Genannt werden Präparate und "Testsätze" von den Firmen Nestman, Pekana, Schüsslersalze, Meripharm, Via Nova und "Pharma Liebermann".

Organ-Energo-Gramm-Therapie (auch OEG-Bio-Galvano-Therapie genannt) und OEG-Lichtenberg-Komplexe

Das OEG-Gerät nach Lichtenberg soll nicht nur diagnostisch nutzbar sein, sondern auch wie in der Bioresonanz therapeutisch. Obwohl die Rede von sehr kleinen Messströmen im Bereich von Nanoampere ist (Zitat: "Das Gerät arbeitet mit Feinstrom von 1 Nano-Ampere also ein Milliardstel Ampere" bis 7 nA), sollen diese schwachen, kaum messbaren Ströme in der Organ-Energo-Gramm-Therapie/OEG-Bio-Galvano-Therapie therapeutische Effekte haben. Als verantwortlich dafür werden von den Befürwortern hypothetische "Ionenbewegungen" genannt, die die Durchblutung und einen Sauerstoffaustausch anregen sollen. In verschiedenen Studien wurde übrigens klargestellt, dass die EEG- und die EKG-Diagnostik völlig nebenwirkungsfrei sind.

Vorgängermethoden

In Texten, die im Internet zu finden sind, wird ein Prof. Dr. Dr. med. Langreder genannt, der eine erste mikro-elektronische Testmethode erfunden haben soll. 1980 erfand Franz-Josef Seitner (Selit-Kunststoffwerke) einen drehbaren Ampullenteller, mit dem in kurzer zeitlicher Folge 150 Ampullen am Patienten getestet werden sollen. Als Vorgängermethoden werden sowohl die Elektroakupunktur nach Voll und die BFD-Methode (Biologische Funktions Diagnose / Bioelektrische Funktionsdiagnostik) genannt.

Rolf Lichtenberg

Rolf Lichtenberg war bis 2007 Geschäftsfüher der Firma Mikro-Medica GmbH Entwicklung und Vertrieb komplementärer Medizintechnik.

Siehe auch

Quellennachweise

  1. http://skepp.be/en/node/947
  2. Ingomar Schwelz: Das richtige Heilmittel sofort finden, Sein, 1. März 2003