Impuls-Strömen

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Die 26 Energieschlösser

Impuls-Strömen (auch kurz Strömen, Jin Shin Jyutsu (JSJ), japanisches Heilströmen, Rang-Dröl usw., nicht zu verwechseln mit impulsartigen Strömen aus der Elektrotechnik) ist eine für Laien propagierte pseudomedizinische Behandlungsmethode des 20. Jahrhunderts aus dem Bereich der so genannten Energiemedizin, der energetischen Psychologie nach Franke, Klopfakupunktur, Akupressur, des Wellness und des Geistheilens.

Allgemeines

Im Prinzip handelt es sich um nur über die Finger und Handflächen durchgeführte Handauflegungen und Berührungen, die eine beabsichtigte "Aktivierung von Selbstheilungskräften" bewirken sollen. Im Eigenverständnis sehen Anhänger der Methode darin eine "gleichsam einfache wie tiefgründige Kunst der Harmonisierung von Körper und Geist", für deren Anwendung nur geringe Kenntnisse ausreichten (Zitat: Ohne Vorkenntnisse sofort für jeden anwendbar... In sieben Wochenendkursen werden alle grundlegenden und für die Einzelarbeit mit Strömen erforderlichen theoretischen und praktischen Kenntnisse vermittelt.). Nichtsdestotrotz sind mehrere Anbieter im Internet zu finden, die kostenpflichtige Kurse (etwa 2000 Euro) zum Strömen anbieten. Angeboten werden Kurse zum "Impuls Practitioner", "Impuls Master Practitioner" und "Impuls Trainer". Als Anbieter tritt insbesondere ein Europäisches Forum für Impuls-Strömen (EUFIS) auf.[1]

Als "Indikationen" bzw. Grund zur Behandlung werden von Befürwortern Disharmonien, begleitend beim Sterbeprozess, Geburt oder Schwangerschaft, bei Alltagsbeschwerden, "Symptome", Migräne, Asthma, Augenprobleme, Allergien, Bettnässen, Depressionen, Heuschnupfen, sowie "fortgeschrittene oder chronische Erkrankungen" genannt. (Zitat: Mit Jin Shin Jyutsu kannst Du Alltagswehwehchen genauso gut behandeln wie eine starke Erkältung, eine Knieverletzung oder Magen-Darmprobleme. Wenn Du schwer erkrankt bist und medizische Hilfe brauchst, unterstützt und beschleunigt Heilströmen aktiv den Heilungsprozess.)

Befürworter behaupten Bezüge zu Jahrhunderte alten traditionellen ostasiatischen Heilverfahren.

Wie bei ähnlichen Verfahren (etwa dem Quantum Touch oder Synergetik-Therapie) wird behauptet, dass keine eigentliche Heilbehandlung stattfinde. Auf diese Weise wird die Methode als berufliches Standbein für medizinische Laien schmackhaft gemacht, die den Erwerb des Heilpraktikerscheins scheuen. Um gesetzlich einschränkende Bestimmungen zu umgehen, wird auch hier behauptet, dass nicht Heilbehandlungen durchgeführt werden, sondern die "Practitioner" den zahlenden Kunden lediglich durch ihre Berührungen Anleitungen gäben, sich "selbst zu heilen". Letzendlich seien die behandelnden "Practitioner" auch nie verantwortlich für das Ergebnis der Behandlungen und könnten demnach bei Komplikationen und ausbleibenden Effekten (etwa aus dem Bereich der psychiatrischen Erkrankungen, die sie in der Regel als Laien auch nicht erkennen können) auch nie belangt werden.

Fachliteratur oder wissenschaftliche Studien existieren zu dieser Methode nicht. Unkritische bis werbende Beachtung fand das Impuls-Strömen in der an Frauen gerichteten Publikumszeitschrift "Brigitte".[2] Zu Jin Shin Jyutsu liegt eine Dissertation des Kölner Alternativmediziners Christoph Roggendorf aus dem Jahre 2000 vor. Darin vergleicht Roggendorf diese Methode mit der Akupunktur.

Gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten nicht.

Lehre und Methodik

Behandlung

Die Methode beruht auf der Vorstellung, dass es am Körper 26 Zonen gebe, die doppelt vorhandenen so genannten Sicherheitsenergieschlösser. Diese Schlösser sollen als Folge von Stress im Sinne von Türschlössern "zuschnappen" und dadurch zu so genannten Blockaden ("Energieblockaden") führen, die wiederum die Ursache zahlreicher Beschwerden und Erkrankungen seien. Ähnlich wie die Meridiane der Akupunktur gibt es bei Jin Shin Jyutsu "Energieleitbahnen", die "Strömungen” genannt werden. Es gibt drei übergeordnete Harmonieströme. Einer davon ist der Hauptzentralstrom, auch Lebensquelle genannt. Außerdem gibt es 12 Organströme und verschiedene Spezialströme. Die Strömungen verlaufen nicht längs der behaupteten Meridiane, sondern bestehen vielmehr aus "Bahnen” und "Flüssen”, die in verschiedenen Schichten ("Texturen" des Körpers genannt) über- und untereinander verlaufen sollen.

Nach dieser Lehre bewirke die manuelle Behandlung zum "Aufschließen" der Sicherheitsenergieschlösser, was dazu führe, dass "Energien" in Fluss gerieten. In der Vorstellung der Anwender fließe ("ströme") dabei aus den Handflächen und Fingerspitzen eine heilende Lebenskraftenergie ab. Im Gegensatz zur Akupressur soll allerdings kein Druck auf die Körperoberfläche stattfinden, sondern lediglich eine leichte Berührung wie beim Matrix Energetics nach Bartlet, der Quantenheilung nach Kinslow, oder Quantum Touch.

Der Patient wird meist liegend behandelt. Nach einem Vorgespräch und einer Inspektion des Patienten durch den "Practitioner" (in der Regel ein medizinischer Laie), beginnt dieser die "Pulse" zu fühlen. Damit ist im Jin Shin Jyutsu ein "Energiefluss" innerhalb bestimmter angenommener Kreisläufe ("Organströme") gemeint. Dann erfolgt die Wahl eines "Stromes" zur minutenlangen "Offenhaltung" des gemeinten "Sicherheitsenergieschlosses" bzw. "Energietores".

Als Zentralstrom gilt die Berührung des Scheitels, etwa zur Einschlafhilfe.[3]

Insgesamt dauert die Behandlung etwa eine Stunde.

Herkunft

Erfinder Jiro Murai
Schülerin Mary Burmeister

Befürworter und Anbieter behaupten Bezüge zu Jahrhunderte altem fernöstlichem Wissen um Heilverfahren (Zitat der EUFIS im Internet: "Strömen ist uraltes Volkswissen"). Meist ist hier nur von "mündlichen Überlieferungen" die Rede. Angeblich vorhandene schriftliche Quellen werden aus unbekannten Gründen nicht genannt. Zur Frage, wo die historischen Ursprünge des Impuls Strömen liegen, gehen die Angaben auseinander. Zum einen wird ein Bezug zur traditionellen chinesischen Medizin behauptet. Des Weiteren beruft man sich auf den Buddhismus und auch auf die traditionelle tibetische Medizin ("Impuls-Strömen ist uraltes tibetisches Volkswissen."). Wahlweise werden jedoch auch traditionelle japanische Methoden (Zitat: "uraltes japanisches Wissen") und sogar das aus Indien stammende Ayurveda angeführt.

Genannt wird der Name des japanischen Seidenraupenzüchters Jiro Murai (1886-1960), dem im 20. Jahrhundert eine anekdotisch berichtete Wunderheilung durch diese Methode nachgesagt wird. Murai war davon überzeugt, dass Krankheiten prinzipiell aus einem Mangel an Harmonie entstünden. Er ist der Erfinder des im 20. Jahrhunderts entstandenen Jin Shin Jiutsu und gründete eine eigene Jin Shin Jiutsu-Schule. Zu seinen Schülern zählen Haruki Kato und Mary Burmeister. Letztere brachte Jin Shin Jiutsu erfolgreich in die USA und erweiterte die Lehre um christliche Erklärungsmodelle sowie Elemente aus der Esoterik wie Numerologie und Astrologie. Zu den Verfechtern gehört auch die deutsche Krankenschwester Theresia Rasch-Schaffer, die sich ebenfalls, wie Murai, wundergeheilt haben soll.

1985 entstand eine "Rang Dröl Schule für angewandtes Yoga", die das Energie-Strömen in leicht abgewandelter Form lehrt. Das eigentliche "Energie-Strömen" wird seit etwa 1990 propagiert.

Rang Dröl

Zum Begriff Rang Dröl wird behauptet, dass er tibetischer Herkunft sei und "Selbstbefreiung" bedeute. Nach anderen Angaben sei er von dem dänischen "Diamantwegs-Lehrer" und "Lama" Ole Nydahl erfunden worden.

De facto sind Rang Dröl und JSJ gleichwertig.

Jin Shin Jyutsu

Jin Shin Jyutsu (jap. 仁神術, Jinshinjutsu) bedeutet auf deutsch "Mensch/Menschlichkeit-Gott-Technik", bzw. in etwa "die göttliche Heilkunst, die durch den mitfühlenden Menschen wirkt". Jin Shin Jyutsu ist die von Murai eingeführte Bezeichnung seiner Alternativmedizin-Methode, die Fingerübungen (auch Mudras), eine Atemtechnik und die "Strömen"-Berührungen umfasst.

Jin Shin Do

Jin Shin Do ist eine Variante des Jin Shin Jyutsu.

Japanisches Heilströmen

Das "japanische Heilströmen" ist eine andere Bezeichnung für das hier thematisierte "Impuls-Strömen" oder "Energie-Strömen". Beim "Therapie-Strömen" nach dieser Methode sollen 26 Energiepunkte durch "Organströme" behandelt werden. Als Organströme werden Lungen-, Dickdarm-, Herz-, Magen-, Milz-, Dünndarm-, Blasen-, Zwerchfell-, Nieren-, Gallen-, Nabel- und Leberstrom genannt.

Quellennachweise

  1. Europäisches Forum für Impuls-Strömen (EUFIS), A-4020 Linz, Losensteinerstraße 4
  2. Sanft heilen mit Jin Shin Jyutsu - Öffnen Sie Ihre Energieschlösser: Mit Jin Shin Jyutsu können Sie Ihr Gleichgewicht wiederherstellen. Die fernöstliche Heilmethode ist jetzt auch bei uns im Kommen. "Brigitte" [1]
  3. http://www.brigitte.de/gesundheit/natuerlich-heilen/jin-shin-jyutsu-524904/3.html