Hemisphärensynchronisation

Aus Psiram
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Hemisphärensynchronisation bezeichnet Versuche, die sich zeitlich verändernde aufsummierte elektrische Aktivität der beiden Hirnhälften (Hemisphären) derart miteinander zu "synchronisieren", dass in einem beidseitigen Elektroenzephalogramm (EEG) ein gleichartiges Signalmuster zu erkennen wäre.

Solchen Hemisphärensynchronisationen werden von Befürwortern und Erfindern entsprechender Hilfsgeräte ausschließlich positive Effekte zugeschrieben. So sollen hemisphärensynchrone Anwender beispielsweise eine geringere Schmerzwahrnehmung erfahren und zu einer höheren Hirnleistung fähig sein. Sprachen könnten schneller erlernt werden. Auch komme es zu höherer "Konzentration". Esoterisch zu nennende Spekulationen gehen so weit, der Methode zu unterstellen, sie könne zur Wahrnehmung eines eigenen "wahren Seins" führen.

Als Erfinder des Begriffs und einer entsprechenden Methode gilt der US-amerikanische Erfinder, Buchautor und Elektroingenieur Robert Allan Monroe, der ein Gerät namens HemiSync zur vermeintlichen Hemisphärensynchronisation konstruierte. Dabei setzte Monroe zwei Töne leicht unterschiedlicher Frequenz ein, die beiden Ohren getrennt zugeführt wurden (siehe auch: Binaural Beats). Weder das Monroesche HemiSync, noch weitere Varianten konnten zeigen, dass sie zur Hemisphärensynchronisation führen, noch konnten die postulierten Wirkungen in seriösen Untersuchungen nachgewiesen werden.

Zur Neurophysiologie

Das Großhirn von Säugetieren ist in zwei Hälften (Hemisphären) unterteilt, die über das Corpus callosum miteinander in Verbindung stehen.

Eine tatsächliche Hemisphärensynchronisation mit phasengleicher Aktivität ist beim Menschen bei bestimmten Krankheiten und krankhaften Zuständen bekannt, oftmals nur bei gleichzeitiger Bewusstlosigkeit. Hemisphärensynchrone Aktivität ist bekannt bei Schizophrenie, epileptischen Grand-Mal Anfällen und bei komatösen Zuständen.

Auch kann sich eine derartige synchrone Aktivität bei Sterbenden finden.[1] Sie geht mit verminderter geistiger Leistung einher.[2]

Hemisphärensynchronisation in der Pseudomedizin

Robert Allan (Bob) Monroe

Mehrere Anbieter pseudomedizinischer Produkte bieten entweder Geräte oder spezielle Tonträger zum binauralen Hören zur vermeintlichen Hemisphärensynchronisation an. Prinzipiell wird auf diesem Gebiet mit Schall, Lichtreizen sowie Magnetfeldern gearbeitet. Aus diesem Spektrum sind zu erwähnen:

Literatur

  • Johnson C.P. et al.: The sensed presence may be facilitated by interhemispheric intercalation: relative efficacy of the Mind's Eye, Hemi-Sync Tape, and bilateral temporal magnetic field stimulation. Percept Mot Skills. 1994 Aug;79(1 Pt 1): 351-4, PMID 7991330
  • Dabu-Bondoc S. et al.: Hemispheric synchronized sounds and intraoperative anesthetic requirements. Anesth Analg. 2003 Sep;97(3): 772-5, PMID 12933400
  • Dabu-Bondoc S. et al.: Hemispheric synchronized sounds and perioperative analgesic requirements. Anesth Analg. 2010 Jan; 110(1): 208-10, PMID 19861358

Quellennachweise

  1. Fenwick: Meditation and the EEG. In: West (Hrsg.): The Psychology of Meditation. Clarendon Press, 1987
  2. Thatcher, R. Kraus, P., Hrybk, M.: Cortico-cortical association and EEG coherence. In: EEG and Clinical Electroencephalography Nr. 64, 1986