Nikolaus Klehr

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Nikolaus Walther Klehr (Bild: Youtube.com)
Auravia "advisory board" - Mitglied Nikolaus Klehr (2008, Bild: screenshot Auravia SA Freeport Bahamas)
Werbung für eigene Behandlungsmethode per Zeitungsinserat (Bild: Sendung "WISO"/ZDF 6.12.2010)

Nikolaus Klehr (geb. 7. November 1944, Breslau) ist ein deutscher Hautarzt, Erfinder und Anmelder von Patenten zu umstrittenen[1] Krebstherapien und entsprechenden Krebstests, die der Alternativmedizin zuzuordnen sind. Auf seinen privaten Websiten bezeichnet Klehr in den jeweiligen Überschriften sein Verfahren als alternative Krebsbehandlung.[2][3] Auch kommt der Begriff "alternative" im Titel von einem eigenen Kongressvortrag im Jahre 1998 vor.[4]

In einem Beitrag der Sendereihe "Panorama" wurde im Dezember 1998 behauptet, dass Klehr bis zum Jahr 1996 mit seiner Therapie angeblich rund 100 Millionen Mark umgesetzt habe.[5] Klehr war mit dieser Darstellung nicht einverstanden, und ging von geringeren Umsätzen aus.

Klehr ist seit 2000 auch in Österreich aktiv und betreibt in Salzburg eine private Ordination (Praxis), die er jedoch selbst auch als "Klinik" bezeichnete. Die münchner Praxis wird von ihm auch als "Praxis-Klinik" bezeichnet.[6][7][8][9][10] Seine Praxis wurde vormals häufig von polnischen Patienten besucht, und in den letzten Jahren fanden sich dort vornehmlich viele Patienten aus Slowenien bei ihm ein.[11]

Klehr war auch 2008 Mitglied eines "Advisory Board" einer AuraViA Holding SA in Freeport (Grand Bahama, Lucayan Yacht Residence). Die Auravia kontrolliert mehrere Tochterunternehmen, betreibt Handel mit Nahrungsergänzungsmitteln (z.B. Produkten aus der Orthomolekularen Medizin oder Produkte wie Himalayasalz[12]) und kooperiert mit einer Immuno-Augmentative Therapie-Klinik (IAT) zur alternativen Krebsbehandlung auf den Bahamas. Die IAT ist kein anerkanntes Behandlungsverfahren bei Krebs. Ein weiteres Geschäftsfeld ist der Betrieb von sogenannten Clinitels, was von Auravia als Klinik-Hotels zur "ganzheitlichen" Behandlung bezeichnet wird. Geplant war, dass Klehr seine Therapie in Zukunft auch in derartigen AuraVia-Clinitels anbieten sollte.[13]

Klehr hat Vorträge auf Veranstaltungen des Vereins Menschen gegen Krebs von Lothar Hirneise gehalten.[14]

Unter dem Stichwort "Alternative Krebstherapie" macht der verschwörungstheoretische Internetauftritt Secret-TV Werbung für Klehrs umstrittene Methoden.[15] Völlig unkritischer Interviewer ist dabei der Medizinlaie Michael Vogt.

Biographie

Patent DE3923848. Anmelder: Klehr, Nikolaus W., Prof. Dr.med., 8220 Traunstein, DE

Klehr studierte in Heidelberg und Frankfurt Medizin und Biologie und machte eine Facharztausbildung zum Hautarzt. Er eröffnete in München das private Dr. Klehr Institut für Immunologie und Zellbiologie GmbH als herstellende Einrichtung für seine Medikamente.

Zeitweise schmückte sich Klehr mit der Amtsbezeichnung "Professor". Beispielsweise hat er seine bis Anfang der 1990er Jahre offengelegten Patentanträge als "Prof. Dr. med. Nikolaus W. Klehr" angemeldet.[16] Nach Angaben des pharmakritischen berliner "arzneimittel telegramms" (Ausgabe 5/1993) habe eine "peruanische Universität" Klehr einen Professorentitel verliehen, und ein Münchner Gerichtsurteil habe ihm die "Führung im geschäftlichen Verkehr" untersagt.[17]

Als Patent angemeldete Krebstherapie ATC-TSIT

Klehr3.jpg
Beschluss des Bundesausschusses vom 10.12.1999, gültig seit dem 22.03.2000 (Veröffentlichung im Bundesanzeiger Nr. 56, 21.03.2000)

Klehr bezeichnet sein Verfahren als Autologe Target Cytokine-Therapie (ATC) zur tumorspezifischen Immuntherapie (TSIT), oder kurz ATC-TSIT, nachdem er es zunächst TITAI (Tumor-Identifikations-Training für Immunkompetente Zellen) genannt hatte.[18][19] Laut Patentschrift[20] soll dieses Verfahren auf der Überlegung beruhen, dass ein zelluläres "Demaskierungstraining für autologe Immunozyten" durchgeführt werden könne. Mit dem Verfahren soll laut Klehr "die Möglichkeit gegeben werden, daß autologe Immunozyten über unterschiedliche Zeiträume hin maskierte Tumorzellen in vitro erkennen" könnten. Klehr beschreibt seine Methode auch in seinem im Haug-Verlag erschienenen Buch "Eigenbluttherapie und andere autologe Verfahren - Ein Lehrbuch für die ärztliche Praxis"[21]. Er vergleicht bei dieser Gelegenheit seine Methode mit den Eigenbluttherapien aus der Alternativmedizin und zieht dazu einen Eintrag aus dem Pschyrembel aus dem Jahr 1990 heran. Ziel seiner Therapie seien körpereigene (autologe) antigeninduzierte Zytokine als Arzneimittel, (Interferone, Interleukine, Tumornekrosefaktor). Als zytokinstimulierende Antigene sollen dabei Oberflächenmarker von Tumorzellen fungieren.

Dem Patienten wird Blut entnommen, das in einem nicht exakt erklärten Verfahren mononukleäre Zellen isoliert. Durch Zentrifugieren sollen anschliessend "äussere Zellmembranbestandteile" entfert werden. Letztendlich sollen freigelegte Tumorzellen und Tumorantigen-phagozytierende Makrophagen übrigbleiben. Anschliessend werden vorab abgetrente mononukleäre Zellen mit den behandelten Zellen inkubiert. Immunaktivatoren oder Stimulantien sollen dabei nicht zum Einsatz kommen. Alle zwei Tage wird dem Patienten das gewonnene Arzneimittel sc injiziert. An Tumoren und Metatstasen würden sich sodann heilende Entzündungen einstellen. Bei Knochenmetastasen würden sich Tumorschmerzen in "vertraute" Entzündungsschmerzen wandeln, der – so Klehr – sogar als wohltuend, weil bekannt, verspürt werde. Ab der dritten Therapiewoche sollen zudem die NK-Zellen zunehmen. Zur Wirksamkeits seiner Methode nennt Klehr ein Gutachten zu retrospektiven Stichproben-Untersuchungen bei seinen eigenen Patienten ohne Kontrollgruppe aus dem Jahr 1998, über einen sechsmonatigen Therapieverlauf. Dabei wurde jedoch seine Methode gleichzeitig mit anderen Therapie angewandt.[22] Eine Veröffentlichung der Studiendaten und des Gutachtens ist Esowatch nicht bekannt. Ein wissenschaftlich gesicherter Nachweis für die Wirksamkeit der Methode steht aus.[23] Mehrere Analysen der Ampulleninhalten, die keine über den normalen Serumkonzentrationen liegenden Zytokinkonzentrationen ergaben, haben zu Warnungen vor der Anwendung von ACT geführt.[24] Die gesetzlichen Krankenkassen lehnen daher eine Kostenübernahme generell ab.[25][26][27] Die hohen Kosten für dieses Verfahren müssen deshalb von den Patienten voll übernommen werden. Bekannt gewordene Nebenwirkungen sind: Müdigkeit, Fieberattacken, Schmerzen, Lymphopenien und Leukozytosen. Von Klehr selbst wird sein Verfahren dagegen als nebenwirkungsfrei beschrieben.

Die Übernahme der Kosten für die Autologe Target Cytokine-Behandlung nach Klehr durch die deutschen gesetzlichen Krankenkassen ist in der Anlage II der Richtlinie Methoden in der ärztlichen Versorgung[28] des Gemeinsamen Bundesausschuss ausgeschlossen.[29][30]

Problematisch an dieser Therapie ist auch der Umstand, dass Patienten, die sich auf diese Therapie eingelassen haben, letzendlich auf sich alleine gestellt und an Klehr gebunden sind, da andere Ärzte in der Regel zu Recht das Risiko scheuen, Verfahren anzuwenden, die in aktuellen Leitlinien nicht erwähnt sind, denen eine Validierung fehlt und die vom Gemeinsamen Bundesauschuss negativ beurteilt werden.[31]

Bislang ist in Deutschland keine aktive Krebsvakzine zugelassen (Stand 2009).[32] Im April 2010 wurde in den Vereinigten Staaten das Vakzin Sipuleucel-T (Markenname Provenge) von der FDA für die Behandlung von metastatisiertem Prostatakrebs zugelassen. Dieses Vakzin hat einen völlig anderen therapeutischen Ansatz, der mittels klinischer Studien in seiner Wirksamkeit überprüft wurde. Es befinden sich einige weitere Krebsvakzine in klinischen Studien.

Biogenics

Behauptungen auf Webseite "krebsbehandlung.de" (Screenshot vom 6.12.2010)

Auf seiner Website www.krebsbehandlung.de macht Klehr ein definitives und damit unzulässiges Heilungsversprechen für seine im oberen Kapitel beschriebene „Immuntherapie“, die er als „Biogenics“ bezeichnet: „Unwirksamkeit ausgeschlossen“ heißt es dort. Nebenwirkungen würden hingegen nicht auftreten.[33]

Klehr bewirbt "Biogenics" mit den folgenden Aussagen:

"keine Zellgifte (Chemotherapie), keine Gentechnologie, keine therapiebedingten Nebenwirkungen, kein Fremdblut, keine Verwendung von Colibakterienkulturen (Gentechnologie), keine Verwendung von Zellkulturen tierischen Ursprunges (Gentechnologie), keine Ungewissheit"

Krebstest nach Klehr: Das diagnostische "Tumor-Identifikationsverfahren"

Das Münchener Institut von Klehr bietet auch einen Test an, der als Testmethode zur Früherkennung von Tumorerkrankungen angepriesen wird und sensitiver als der industriell angebotene Routine-Labortest sei. Er eigne sich darüber hinaus zu einer frühzeitigen Rezidiv-Erkennung, ist auf der Homepage zu lesen. Aus Angaben auf dieser Webseite ist zu vermuten, dass hier versucht wird, "die äußere Hülle der Tumor-Stammzellen teilweise zu entfernen, sodass diese am Leben bleiben, also nicht absterben, und so enttarnt als nackte Tumor-Zellen den übrigen immunkompetenten Zellen (Killerzellen, Dendritische Zellen, Makrophagen usw.) im Labor zu präsentieren." Diese "Enttarnung" von Krebszellen sei auch therapeutisch anwendbar, heißt es weiter.

Aktivitäten in Slowenien

Artikel in Jana 22. Juli 2008

2008 wurde bekannt, dass Klehr in Slowenien als Wunderarzt für Krebs in Funk und Presse bekannt ist.

Mehrere verzweifelte Krebspatienten aus Slowenien vertrauten seinen umstrittenen Methoden und zahlten privat hohe Summen für eine Behandlung. Laut Angaben der Recherche eines Redakteurs einer Salzburger Wochenzeitung,[11] der in Slowenien Angehörige von Patienten sowie Ärzte des onkologischen Institut der Universität Ljubljana befragte, sollen die Behandlungskosten pro Patient bis zu 35.000 Euro betragen haben. Dies behauptet beispielsweise der Slowene Frank Oblak, Angehöriger einer Klehr-Patientin.[34] [35][36]

Trotz angeblicher Heilversprechens von Klehr verstarben die Patienten jedoch und in Leserbriefen und Interviews wird Klehr als "Scharlatan" bezeichnet. Der Vorsitzende der Ethik-Kommission an der Universität Ljubljana, Matjaz Zwitter (selbst Onkologe) wird mit den Worten zitiert: "Wir kennen kein einziges Beispiel einer längerfristigen Verbesserung oder Genesung durch diese Behandlungen." Die slowenische Radiologin Irena Sedonja aus dem Krankenhaus von Murska Sobota berichtet von Patienten, die sich hoch verschuldet und Kredite aufgenommen hätten, um eine Klehr-Therapie bezahlen zu können, welche aber entgegen den Hoffnungen nicht erfolgreich war. Auch interpretiere Klehr Befunde in seinem Sinne. Wachsende Tumoren hätte er fälschlich als Beweis einer "erfolgreich verlaufenden Behandlung" interpretiert.[37]

Kritik an Klehr und Prozesse

Regenbogenpresse promotet Betrug mit Galavit
Schauspieler Wussow - Prof. Brinkmann
Schauspieler Ivan Desny
Artikel in Ärzteblatt

Klehr wurde vorgeworfen, sein Verfahren mit übertriebenen Heilversprechen im Fernsehen und in der Bild-Zeitung beworben zu haben. Ein Heilerfolg trete bei Krebs in 92% der Fälle ein, hieß es da großspurig, obwohl bekannt wurde, dass mehrere seiner Patienten an Krebs starben. O-Ton Klehr im deutschen Fernsehen (ARD): "Wir behandeln Krebskranke gegen ihren Krebs, und ich will's einfach formulieren: Wir entnehmen aus ihrem Blut die Killerzellen, trainieren sie im Labor gegen die Krebszellen, und dieses Trainingsprogramm, in Ampullen gefüllt, bekommen die Patienten wieder zurück, so dass jetzt die Killerzellen im Körper die Tumorzellen aufspüren und über den Weg der Entzündung zerstören können. Und das funktioniert in weit über neunzig Prozent der Fälle." Mit Klausjürgen Wussow - alias Professor Brinkmann - trat er mehrfach gemeinsam in Talkshows auf und ließ sich von Wussow-Ehefrau Yvonne zu Jubelberichten für die Regenbogenpresse als "Herr der Killerzellen" feiern. Inzwischen äußert sich Klehr anders und gibt auf seiner Homepage an, dass die gemeinte Therapie mit Human-Eigenblutzytokinen wissenschaftlich umstritten ist und wir Ihnen einen Heilerfolg weder zusichern können, noch wollen. Ein Journalist der Fernsehsendung Panorama übersandte Klehr als gesunder, aber vermeintlich Krebskranker eine Blutprobe und erhielt gegen Bezahlung von 4.700 DM eine Krebstherapie in Ampullen, die jedoch nachweislich keine messbaren Anti-Krebs-Wirkstoffe enthielt. Parallel wurde der Journalist medizinisch untersucht und es wurde festgestellt, dass er gesund war. Auch die Uni-Klinik Erlangen kam zuvor schon zu ähnlichen Ergebnissen.[38] In der gelieferten Charge fanden sich statt der versprochenen Wirkstoffe gegen den Krebs Endotoxine, also bakterielle Giftstoffe.

  • Ärger mit ATC: 2003 wurde Klehrs Labor von der Polizei durchsucht. Die Regierung Oberbayern schloss das private Labor von Klehr, da sie zu der Feststellung kam, dass in dem Labor über einen längeren Zeitraum mutmaßlich infektiöses Blut parallel mit nicht kontaminiertem Blut anderer Spender in einem Arbeitsprozess bearbeitet worden sei. Die Herstellung von seinen ATC Arzneimitteln wurde verboten.[39][40][41]
  • Ärger mit Galavit: In Deutschland war es ein Arbeitskreis Krebs-Immun-Therapie in Bad Heilbrunn, der den Einsatz des bei Krebs unwirksamen Mittels Galavit bewarb. Für eine 3-wöchige stationäre und eine weitere dreimonatige ambulante Galavitkur wurde die Summe von ca. 27.000 Euro verlangt. Legt man sich nur 3 Wochen stationär, muss man mit Kosten in Höhe von etwa 8.000 Euro rechnen. Die Staatsanwaltschaft München II ermittelt seit Sommer 2000 gegen Klehr wegen Verdachts des Betruges und der Körperverletzung. Aufgrund eines illegalen Imports von Galavit wurde Klehr 2003 wegen Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz angeklagt. Klehr und sein Kollege Eike Rauchfuss vertrieben nach Angaben der Presse das Galavit. Die Zeitschrift Stern vermeldete, dass der körperlich gesunde TV-Star Ivan Desny sich in der Regenbogenpresse fälschlich als Prostatakrebskranker präsentierte, um anschließend bekannt zu geben, dass bei ihm eine Galavit-Therapie zu einer "spontanen Heilung" geführt hätte. Außerdem geriet er in die Kritik, von Schauspieler Klausjürgen Wussow (Schwarzwaldklinik) sowie seiner inzwischen verstorbenen Ex-Frau Yvonne Wussow (Yvonne Viehöver) in der Regenbogenpresse promotet zu werden.[42][43][44] Eine Klinik in Heilbrunn schloss Klehr nach internen Streitigkeiten um das Medikament Galavit.
  • Ärger in Salzburg: Dort ist ein Strafverfahren am Landesgericht Salzburg mit der Aktenzahl Ref 46 Ur212/02b gegen Klehr anhängig. Seit 2002 wird wegen Verdacht des Betruges ermittelt, vier Gutachter seien inzwischen beauftragt worden. Zwischen 2003 und 2006 wurde Klehr die Approbation in Österreich entzogen.[45]
  • 2008 wurde gegen Klehr in Salzburg Anklage erhoben mit dem Vorwurf des Betruges an vier Patienten. Laut Artikel in "Salzburger Fenster" bestritt Klehr beim Prozessauftakt den Vorwurf der Täuschung und bekannte sich als nicht schuldig. Eine krebskranke Frau habe für die Behandlung von Oktober 2002 bis Juli 2003 rund 30.500 Euro bezahlen müssen. Den anderen drei Patienten verrechnete er offenbar jeweils 11.000, 12.000 sowie 15.000 Euro. Die Anzeige erstatteten die Ärztekammer Salzburg, die Bundespolizeidirektion Salzburg, das Amt der Salzburger Landesregierung und das LKH Hartberg. Ins Rollen kam der Fall nach dem Tod eines krebskranken Slowenen. Dieser ließ sich im April und Mai 2008 in der Praxis des deutschen Arztes in Salzburg behandeln. Die von ihm zu bezahlenden Kosten lagen bei fast 13.000 Euro. Der Slowene starb eineinhalb Monate nach seiner Rückkehr aus Österreich, obwohl ihm der Arzt Genesung oder Verlängerung des Lebens um mindestens fünf Jahre versprochen habe. Nach dem Tod des Slowenen sprachen slowenische Onkologen von "dubiosen Praktiken" und schalteten die österreichische Ärztekammer ein. In einem Expertengutachten wurde dem Alternativmediziner "Schwindel, Geldmacherei und Ausnützung des Leids von Patienten" vorgeworfen. Einem anderen Patienten soll Klehr gesagt haben, dass die bei einer Röntgenuntersuchung festgestellte Vergrößerung eines Tumors in seinem Körper "eine positive Reaktion auf die Klehr-Therapie gewesen sei". Der Beschuldigte wies bisher jede Schuld von sich.[46]
  • Im Zusammenhang mit Behauptungen, das Berliner Universitätsklinikum "Charite" hätte ein positives Gutachten zur Klehrschen Krebsbehandlung gemacht, findet eine gerichtliche Auseinandersetzung zwischen Charite und Klehr statt. (Stand 2010)

Der Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft bezeichnete Klehr laut Spiegel[47] als "Scharlatan". Noch deutlicher wurde Hans Hege, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer: Er bezeichnet Klehr als "erwerbsgetriebenes Ungeheuer" und ebenfalls als "Scharlatan".[48][49]

1993 wurde Klehr wegen Steuerhinterziehung angeklagt. Zurzeit sind in Bayern gegen Klehr drei Verfahren anhängig. Bei der Regierung von Oberbayern läuft ein "pharmazierechtliches Verwaltungsstrafverfahren". Bei der Staatsanwaltschaft München laufen zwei Verfahren. Ein Verfahren wegen "Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz" um seine bereits vor Jahren verbotene Herstellung so genannter Blut-Zytokine. Das zweite Verfahren betrifft einen "Verstoß gegen das Heilmittelwerbegesetz". Klehr wird vorgeworfen, auf seinen Internetseiten nicht erlaubte Versprechungen bezüglich Krebsbehandlungen gemacht zu haben.

Klehr wurde anwaltlich von dem CSU-Politiker Peter Gauweiler vertreten. Sein jetziger Rechtsvertreter ist Gernot Herzog.

Aus Enttäuschung über seinen Eintrag in der deutschen Wikipedia [9] veröffentlichte Klehr auf einer eigens zu diesem Zweck geschaffenen Webseite namens wikipedia-warnung.de eine Kritik an den Bearbeitungsmöglichkeiten und Bearbeitungsrichtlinien der Wikipedia und an dem mit Quellenangaben versehenen Artikel über ihn. Seiner Meinung nach verstoße die Wikipedia hiermit gegen ein Wettbewerbsgesetz. Auf seiner privaten Seite bezeichnete er die Wikipedia als "unfreie manipulierte Enzyklopädie".

Literatur

  • Hauser SP: Autologous tumor therapy according to Klehr. In: Schweiz Rundsch Med Prax. Band 82, 1993, S. 1072–1076. PMID 8210872
  • Oepen I, Federspiel K: Eintrag in Lexikon der Parawissenschaften (Seiten 37 und 258)
  • Christophers E, Rassner G., Stellungnahme zum Therapieverfahren Dr. Klehr, Hautarzt. 1993 Jun;44(6):410-1. PMID: 8335469
  • Kaiser G., Weiger M., Kappauf H., Birkmann J., Gallmeier W.M. (1993). Autologe Target Cytokine (ATC)" - Ein aktuelles Beispiel für unkonventionelle Krebstherapieverfahren. Münch Med Wschr 135(30/31):390-395
  • Gallmeier W.M., Kaiser G. (1993). Keinen einzigen Befund vorgelegt. Deutsches Ärzteblatt 90(49):B 2419.
  • Klehr NW: Therapeutische Möglichkeiten zur Verwertung von autologem Tumorgewebe. In: Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren. 33. Jahrgang, (10), Oktober 1992, S. 820–826

Artikel in der Publikumspresse

  • Christoph Fasel und Georg Wedemeyer: Artikel in Stern, Nr. 10, 29. Februar 1996, Seite 16 [10]
  • Artikel in Der Spiegel vom 7. August 1995
  • Artikel in Stern Nr. 17, 18. April 1996, Seite 268 [11]
  • Wedemeyer, G.: Klehr in der Klemme. In: Stern, 44 (2000): 290–293
  • Breidenbach H: Skandal um Salzburger "Krebsarzt" in Slowenien, Salzburger Fenster 28/08 von August 2000 [12]
  • "Krebsarzt ein Scharlatan?", Chiemgau Online, 26.1.2012

Artikel in Esoterikzeitschriften

  • Angelika Fischer und Susanne Ehlers: "Dr. med. Nikolaus W. Klehr" - Wie ein visionärer Arzt Leukozyten hilft, Tumorzellen zu erkennen, Raum und Zeit, 2001, 172. Einleitung: Es klingt unglaublich: Ein Krebsarzt hat eine besondere Form der Eigenblutbehandlung entdeckt, die bei 70 bis 80 Prozent der Patienten wirksam ist und keine unerwünschten Nebenwirkungen hat. Nachdem die Fachwelt zunächst begeistert war, grenzt sie ihn nun aus und macht ihm das Leben schwer. raum&zeit befragte Dr. N. W. Klehr zu seiner Methode und seinen Erfahrungen damit.

Weblinks

Seiten auf englisch:

Seiten auf slowenisch:

Fernsehreportagen

Blog-Artikel bei Esowatch

Siehe auch

Quellennachweise

  1. Das ARD-Magazin "Panorama" sprach am 10. Dezember 1998 von einem ...dubiosen Mediziner, der mit Krebskranken und ihrer Angst ein Millionengeschäft macht... und von einer ...wohl weitgehend unwirksamen Therapie... Beleg: Sendung Panorama (ARD): Amigos in Bayern - Die Millionengeschäfte eines zwielichtigen "Wunderheilers". Sendung vom 10. Dezember 1998. Der originale Link von 1998 zur Seite beim NDR wurde zwischenzeitlich gelöscht. Solche Löschungen sind Routine und gehen auch auf die Kritik von Seiten von Privatsendern zurückk. Diese hatten auch gegen die Praxis geklagt, Sendebeiträge lange Zeit per Internet zum Abruf bereitszustellen.
  2. Homepage von Nikolaus Klehr
  3. Bild: [1]
  4. Pruss, A. B. Mayer, Klehr N.W.: Human autologous Cytokines –an alternative therapy for Tumor Patients in the palliative phase. 19th International Congress of Life Disability and Health Assurance Medicine, Budapest 24.-28.5.1998
  5. Sendung Panorama (ARD): Amigos in Bayern - Die Millionengeschäfte eines zwielichtigen "Wunderheilers". Sendung vom 10. Dezember 1998 [2][3]
  6. Die Bezeichnung "Klinik" findet sich z.B. in seiner von ihmverfassten Kurzbiographie/CV. In dieser schreibt er: Seit 1994 Primarius einer Klinik in Salzburg, Österreich. (letzter Eintrag). Quelle: www.krebsbehandlung.de/Dr._Klehr.html . (eingesehen zuletzt am 20.2.2011)
  7. In einer Pressemeldung, die er auf seinen Webseiten wiedergibt, verbreitet Klehr folgendes: ...Erfolg nach zwanzig Jahren Forschung...Seit Beginn seiner wissenschaftlichen Laufbahn hat Dr. Klehr, der inzwischen neben einer Klinik auch ein Institut für Immunforschung in München betreibt, das Wachstumsverhalten von Tumorzellen untersucht. Quelle: www.krebsbehandlung.de/Pressemitteilung.html
  8. In einem offenen Brief an Gesundheitsminister Rössler nennen drei Ärzte der Klehr-Praxis, unter ihnen auch Klehr, am 15.3.2010 folgendes als Absenderadresse: „Praxis-Klinik für Immunologie, Zellbiologie und Regenerations-Medizin“. Als Adresse nennen sie Oberanger 30, 80331 München. Quelle:www.krebsbehandlung.de/offener_Brief_an_Dr.Philipp_Roesler.html
  9. In einem Text „Krebs-Test und Krebs-Therapie“ schreibt Klehr: 17. Wo können Patienten eine intensive tumorspezifische Immun-Therapie durchführen? Es besteht die Möglichkeit, in unserer Praxis-Klinik die Patienten zu behandeln. Diese Therapie geht über zwei bis drei Wochen. Quelle: img.pte.at/files/binary/4181.pdf . Die beiden letzten Zitate sind auf München bezogen.
  10. Zitat Klehr: Seit Beginn seiner wissenschaftlichen Laufbahn hat Dr. Klehr, der inzwischen neben einer Klinik auch ein Institut für Immunforschung in München betreibt, das Wachstumsverhalten von Tumorzellen untersucht. Quelle: www.krebsbehandlung.de/files/pdf/Pressemitteilung15101998.pdf
  11. 11,0 11,1 H. Breidenbach: Skandal um Salzburger "Krebsarzt" in Slowenien, Salzburger Fenster 28/08 von August 2000
  12. Website von EuReaS "Heilkraeftige Ernaehrung"
  13. AuraViA Holding
  14. Jörg Stolzenberger: Erste Hintergründe zum „Seminarzentrum Buocher Höhe“ mit Angliederung des „1. Deutschen ganzheitlichen Krebszentrums“ in 73630 Remshalden-Buoch. Vom September 2006
  15. secret.tv: Alternative Krebstherapie.
  16. http://www.patent-de.com/19910124/DE3923848A1.html
  17. Zitat at: ...Heilungsquoten von 92% darf Dr. KLEHR inzwischen nicht mehr nennen. Dies hat das Landgericht München als "wahrheitswidrig" verboten. Auch darf er sich im geschäftlichen Verkehr nicht mehr mit dem von einer peruanischen Universität "verliehenen" Professorentitel schmücken..., at 5/1993 [4]
  18. Klehr, N.: Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 1992, Heft 10
  19. Klehr, N., Ahne, W.: Expression von autologen Target Cytokinen der peripheren kernhaltigen Zellen aus dem Blut von Krebspatienten - ACT 1993 (unveröffentlicht)
  20. Patent DE 3923848 C2: Das Demaskierungstraining für autologe Immunozyten gegen maskierte Tumorzellen in vitro. Anmeldetag: 19. Juli 1989, Offenlegungstag: 24. Januar 1991, Patenterteilung: 27. August 1998. Anmelder/Erfinder: Klehr, Nikolaus W., Prof. Dr. med.
  21. Klehr N, Eigenbluttherapie und andere autologe Verfahren - Ein Lehrbuch für die ärztliche Praxis. 2000, HAUG-Verlag Text
  22. Kiesewetter, H: Gutachterliche Stellungnahme zur Beurteilung der allgemeinen Wirksamkeit des Azneimittels Eigenblutzytokine in der Tumormedizin. Berlin 1999
  23. S. P. Hauser: Autologe Tumortherapie nach Klehr. In: Schweiz Rundsch Med Prax 1993; 82: 1072–1076.
  24. http://www.der-arzneimittelbrief.net/Jahrgang1997/Ausgabe05Seite33.htm
  25. http://www.aerztezeitung.de/docs/2000/05/29/098a2001.asp
  26. http://daris.kbv.de/daris/doccontent.dll?LibraryName=EXTDARIS^DMSSLAVE&SystemType=2&LogonId=6e4fe9519daf6915a572f27efdcbcdcd&DocId=003734009&Page=1
  27. http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?src=heft&id=22333
  28. Richtlinie Methoden in der ärztlichen Versorgung
  29. http://daris.kbv.de/daris/link.asp?ID=1003695314
  30. http://daris.kbv.de/daris/link.asp?ID=1003695310
  31. Ben Pfeifer, Joachim Preiß, Clemens Unger: Onkologie integrativ: Konventionelle und komplementäre Therapie. (2006), Elsevier Verlag, München
  32. Siegmund-Schultze, Nicola: Immuntherapien gegen Krebs: Die klinische Anwendung rückt näher. In: Deutsches Ärzteblatt 2009; 106(48)
  33. http://anonym.to/?http://www.krebsbehandlung.de/
  34. Heinrich Breidenbach, "35.000 Euro“ (Bildunterschrift: Franc Oblaks Lebensgefährtin starb nach einem Jahr Behandlung bei Doktor Klehr. Artikel in "Salzburger Fenster". Zitat: Ähnlich klingt der Bericht von Franc Oblak, dessen langjährige Lebensgefährtin Sonja Sorsak im Alter von 49 Jahren im Februar dieses Jahres an Krebs gestorben ist. Auch ihr konnten die slowenischen Ärzte keine Aussichten auf Heilung mehr machen. Trotzdem fuhren Franc Oblak und Sonja Sorsak im Januar 2007 zu Dr. Klehr nach Salzburg. Franc Oblak erinnert sich an die Versprechungen. Der Arzt habe wörtlich gesagt „ich kann Ihnen keine Garantie geben, aber ich bin überzeugt, dass ich Sie heilen kann.“ Franc Oblak: „Das hat uns Hoffnung gemacht.“ Im Laufe des Jahres 2007 sind sie dann auch „einmal für zwei Wochen und mindestens sieben bis acht Mal für eine Woche nach Salzburg zur Behandlung gefahren“. Am Anfang sei tatsächlich eine leichte Verbesserung des Zustandes seiner Lebensgefährtin eingetreten, dann aber eine rapide Verschlechterung bis hin zum Tod im Februar dieses Jahres. Franc Oblak: „Rund 35.000 Euro haben wir im Lauf dieses Jahres für die Behandlung in Salzburg bezahlt. Das war uns nicht zuviel. Doktor Klehr war wie ein Gott für uns. Wir haben bis zuletzt an ihn geglaubt. Quelle: SF 28/08 „Skandal um Salzburger „Krebsarzt" in Slowenien“ [5]
  35. Angaben der slovenischen Zeitschrift „Jana“ vom 22. Juli 2008
  36. http://de.wikipedia.org/wiki/Nikolaus_Klehr
  37. http://www.salzburger-fenster.at/rubrik/lokales/2908/weiter-riesenwirbel-um-salzburger_9937.html
  38. Prof Robert Kalden: (Uni-Klinik Erlangen) "Die Konzentrationen, die wir in den Ampullen der genannten Zytokine messen konnten, waren so niedrig, daß man wirklich an keine biologische Aktivität nicht nur glauben kann, sondern daß diese biologische Aktivität undenkbar ist. Null Inhalt bedeutet null therapeutische Aktivität."
  39. http://www.aerztestellen.de/v4/archiv/artikel.asp?src=suche&id=25571
  40. STERN Nr. 47 vom 16. November 2000
  41. http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?src=heft&id=25571
  42. Artikel in "Stern", Nr. 17, 18. April 1996, Seite 268 [6]
  43. "Stern", Nr. 10, 29. Februar 1996, Seite 16 (Autoren Christoph Fasel und Georg Wedemeyer) [7]
  44. http://www.rhein-main.net/sixcms/detail.php/4138694
  45. Antwort der Ärztekammer Salzburg auf eine Anfrage des Onkologischen Instituts Ljubljana, abgerufen am 14. November 2011
  46. http://salzburg.orf.at/stories/322157/
  47. Spiegel 7. August 1995
  48. Stern, Nr. 17, 18. April 1996, Seite 268 [8]
  49. Hans Hege (Bayerische Landesärztekammer): "Wir sind der Überzeugung, dass ein Mensch, der sich so verhält wie Herr Dr. Klehr, entweder ein Ungeheuer ist, ein - ich sage bewusst: ein erwerbsgetriebenes Ungeheuer ist, oder aber - nämlich dann, wenn er wirklich eine wirksame Methode haben sollte - oder aber schlicht und einfach, und das ist meine persönliche Überzeugung, ein Scharlatan, der mit der Hoffnung von Krebskranken Geld macht." Sendung Panorama (ARD) vom 10. Dezember 1998
Wer ist das? Nikolaus Klehr (geb. 7. November 1944, Breslau) ist ein Hautarzt und Anwender auch umstrittener eigener Krebstherapien.
Was sind die Fakten? Für seine Verfahren TITAI/ATC sind bislang keine zweifelsfreien Wirksamkeitsnachweise bekannt geworden.
Was kann man dazu sagen? Klehr wurde in der Vergangenheit mehrmals in Fachkreisen und Medien heftig kritisiert.
Letzte Aktualisierung Nov. 2024