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In Australien wird für Trinkwasser ein Microcystin-LR Richtwert von 1,3&nbsp;Mikrogramm/Liter empfohlen. Alle Grenzwerte, auch der von der WHO empfohlene, orientieren sich an Hochrechnungen, die ihre Grundlage in Tierversuchen am Mausmodell haben. Mäuse halten aber eine deutlich höhere Microcystinbelastung aus, ohne Leberschäden oder körperliche Symptome zu entwickeln, als andere Tiergattungen (z.B. Ratte oder Schwein). Zeigen sich bei Mäusen noch keine Zeichen von Leberschädigungen bei intraperitonealen Gaben von Microcystinen in Dosen von 25-50&nbsp;Mikrogramm/kg Körpergewicht (vgl. Fromme, Berlin, 1999), treten bei Rattenfeten bereits ab 4&nbsp;Mikrogramm/kg Körpergewicht Schäden auf.<ref name='Zhang'></ref> Schweine überleben nach Beasley et al. (2000) gerade noch eine Microcystindosis von 25&nbsp;Mikrogramm/kg Körpergewicht, erleiden dabei aber bereits nachweisbare Organschäden u.a. im Bereich der Leber.<ref>Beasley VR, Lovell RA, Holmes KR, Walcott, HE, Schaeffer DJ, Hoffmann WE, Carmichael WW: Microcystin-LR decrease hepatic and renal perfusion and causes circulatory shock, severe hypoglycemia and terminal hyperkalemia in intravasculary dosed swine. J Toxicol Environm Health 61 (Part A): 281-203, 2002</ref> Beim Menschen fehlen entsprechende Untersuchungen aus naheliegenden Gründen. Niemand würde die Erlaubnis erhalten, selbst bei Freiwilligen solche Versuche durchzuführen. Deshalb ist man auf Analogieschlüsse angewiesen, die sich sinnvollerweise auf die Trink- oder Badewasserbelastung mit Microcystinen beziehen, denn hier zeigen Studien aus China, dass der Konsum microcystinbelasteten Trinkwassers eindeutig mit einem erhöhtem Auftreten von Leberkarzinomen assoziiert ist.<ref>Shun-Zhang Y: Primary prevention of hepatocellular carcinoma. J Gastroenterol Hepatol 10: 675-682, 1995</ref>   
 
In Australien wird für Trinkwasser ein Microcystin-LR Richtwert von 1,3&nbsp;Mikrogramm/Liter empfohlen. Alle Grenzwerte, auch der von der WHO empfohlene, orientieren sich an Hochrechnungen, die ihre Grundlage in Tierversuchen am Mausmodell haben. Mäuse halten aber eine deutlich höhere Microcystinbelastung aus, ohne Leberschäden oder körperliche Symptome zu entwickeln, als andere Tiergattungen (z.B. Ratte oder Schwein). Zeigen sich bei Mäusen noch keine Zeichen von Leberschädigungen bei intraperitonealen Gaben von Microcystinen in Dosen von 25-50&nbsp;Mikrogramm/kg Körpergewicht (vgl. Fromme, Berlin, 1999), treten bei Rattenfeten bereits ab 4&nbsp;Mikrogramm/kg Körpergewicht Schäden auf.<ref name='Zhang'></ref> Schweine überleben nach Beasley et al. (2000) gerade noch eine Microcystindosis von 25&nbsp;Mikrogramm/kg Körpergewicht, erleiden dabei aber bereits nachweisbare Organschäden u.a. im Bereich der Leber.<ref>Beasley VR, Lovell RA, Holmes KR, Walcott, HE, Schaeffer DJ, Hoffmann WE, Carmichael WW: Microcystin-LR decrease hepatic and renal perfusion and causes circulatory shock, severe hypoglycemia and terminal hyperkalemia in intravasculary dosed swine. J Toxicol Environm Health 61 (Part A): 281-203, 2002</ref> Beim Menschen fehlen entsprechende Untersuchungen aus naheliegenden Gründen. Niemand würde die Erlaubnis erhalten, selbst bei Freiwilligen solche Versuche durchzuführen. Deshalb ist man auf Analogieschlüsse angewiesen, die sich sinnvollerweise auf die Trink- oder Badewasserbelastung mit Microcystinen beziehen, denn hier zeigen Studien aus China, dass der Konsum microcystinbelasteten Trinkwassers eindeutig mit einem erhöhtem Auftreten von Leberkarzinomen assoziiert ist.<ref>Shun-Zhang Y: Primary prevention of hepatocellular carcinoma. J Gastroenterol Hepatol 10: 675-682, 1995</ref>   
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Das Institut für Umweltanalytik und Humantoxikologie (ITox) in Berlin empfiehlt in der gesundheitlichen Bewertung von Blaualgentoxinen (Microcystinen) in Badegewässern bereits ab einer Belastung von 10-100&nbsp;Mikrogramm pro Liter auf das gesundheitliche Risiko beim Baden in entsprechend belasteten Gewässern hinzuweisen und vom Baden abzuraten sowie ab Microcystinwerten oberhalb von 100&nbsp;Mikrogramm pro Liter das Baden in solchen Gewässern zu untersagen. Es liegt nahe, diesen Trinkwassergrenzwert auf die Algenprodukte zu übertragen, denn in der von mir initiierten Untersuchung fand ich zwei Personen, die nach mehrmonatiger Einnahme von Algenprodukten in einer geschätzten Microcystin-Gesamtdosis von etwas über 40&nbsp;Mikrogramm klinische Symptome entwickelt hatten, die auf eine chronische Vergiftung durch Microcystine schließen lassen.
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Das Institut für Umweltanalytik und Humantoxikologie (ITox) in Berlin empfiehlt in der gesundheitlichen Bewertung von Blaualgentoxinen (Microcystinen) in Badegewässern bereits ab einer Belastung von 10-100&nbsp;Mikrogramm pro Liter auf das gesundheitliche Risiko beim Baden in entsprechend belasteten Gewässern hinzuweisen und vom Baden abzuraten sowie ab Microcystinwerten oberhalb von 100&nbsp;Mikrogramm pro Liter das Baden in solchen Gewässern zu untersagen. Es liegt nahe, diesen Trinkwassergrenzwert auf die Algenprodukte zu übertragen.
    
Wenn also Tierversuche zeigen, dass Mäuse zur Risikoabschätzung durch Microcystin aufgrund ihrer Unempfindlichkeit ungeeignet sind, Ratten und Schweine hingegen viel empfindlicher reagieren und zudem erste Hinweise bei Erwachsenen zeigen, dass Gesamtdosen von etwa 40&nbsp;Mikrogramm Microcystinen - auch über längere Zeit verteilt eingenommen - zu Gesundheitsschäden führen können, muss gefordert werden, dass der WHO-Trinkwassergrenzwert für Microcystine von 1 Microgramm/Liter auch bei den Algenprodukten einzuhalten ist. Die im US-Bundesstaat Oregon tolerierten Microcystinmengen in Algenprodukten (1.000&nbsp;Mikrogramm pro kg), die nur auf Schätzungen aus Mausmodellen beruhen), sind offensichtlich wesentlich zu hoch. Sie liegen um den Faktor&nbsp;1.000 überhalb der für Trinkwasser empfohlenen WHO-Richtwerte.<ref name='Schaefer'></ref>
 
Wenn also Tierversuche zeigen, dass Mäuse zur Risikoabschätzung durch Microcystin aufgrund ihrer Unempfindlichkeit ungeeignet sind, Ratten und Schweine hingegen viel empfindlicher reagieren und zudem erste Hinweise bei Erwachsenen zeigen, dass Gesamtdosen von etwa 40&nbsp;Mikrogramm Microcystinen - auch über längere Zeit verteilt eingenommen - zu Gesundheitsschäden führen können, muss gefordert werden, dass der WHO-Trinkwassergrenzwert für Microcystine von 1 Microgramm/Liter auch bei den Algenprodukten einzuhalten ist. Die im US-Bundesstaat Oregon tolerierten Microcystinmengen in Algenprodukten (1.000&nbsp;Mikrogramm pro kg), die nur auf Schätzungen aus Mausmodellen beruhen), sind offensichtlich wesentlich zu hoch. Sie liegen um den Faktor&nbsp;1.000 überhalb der für Trinkwasser empfohlenen WHO-Richtwerte.<ref name='Schaefer'></ref>
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